Es scheint sie noch zu geben. Gerechtigkeit. Wenn sich der Scheinwerfer dreht und die Gefängniswand beleuchtet. Und Promis von der Bühne in den Bau müssen. Aber warum gibt es da noch keine Playlist („Wenn Promis einfahren“)? Jedes Drama braucht Musik. Deshalb leiste ich Amtshilfe. Hier einige Vorschläge, die dringend auf eine Haftantritt-Playlist gehörten.
Sven Ferchow. Selfie
Wir geben Ihrer Zukunft ein Zuhause
Beginnen wir mit dem Genre „Politik“. Ganz aktuell: Nicolas Sarkozy. Transparenz war ja nicht seine Stärke. Nun hört man, seine Zellentür sei aus Plexiglas. Karma hat eben auch Humor. Was würde hier besser passen als Thin Lizzy und ein ironisches „Jailbreak“, das aus den Anstaltslautsprechern Richtung Einkleidungskammer brüllt. Vor allem, da böse Zungen behaupten, „Sarko“ hätte längst libysche Baufirmen mit Tunnelgrabungen beauftragt. Ergreifender wäre freilich gewesen, „Sarkos“ Frau, Carla Bruni, einst singendes Model, hätte sich die Simsimiyya umgehängt (ein Geschenk von Gaddafi) und vor den Knasttoren ein rührseliges „Wind of Change“ geklimpert. Gefolgt von einer gehauchten unplugged Version des AC/DC-Klassikers „It‘s a long way to the top if you wanna rock’n’roll“, in dem das Spalier stehende Anwaltsteam der Sarkozys den Dudelsack-Part schluchzend, aber empört in den Blasebalg weint. Da müssen wohl nun einige den Gürtel enger schnallen. Deshalb möchte ich vorab schon mal allen Influencern Mut machen, deren „Dubai“-Steuertrick demnächst zu diversen Verhaftungen führen wird. Den Haftantritt einfach als Pop-up-Happening gestalten. Herrlich, all die Follower, die hysterisch Madonnas „Material girl“ oder „I will survive“ auf die Playlist kreischen. Natürlich in der Remix-Version, vermutlich verbrochen von Shirin David samt subtiler Botschaft, im Knast bitte auf „Bauch Beine Po“ zu achten. Dass die Influencer noch in Handschellen flüstern, dass es „heute noch keinen Zellen-Vlog gibt“, aber morgen erste Reels zur „CellBlock Beauty“ gepostet werden, würde nicht nur mir, sondern ebenso den Vollzugsbeamten ein höhnisches Lächeln ins Gesicht zaubern. Leider wurden in der Abteilung „Sport“ einige Playlist-Klassiker zum Haftantritt versäumt. Uli Hoeneß und Boris Becker beispielsweise. Die Dire Straits und ihr „Money for Nothing“ sind da klare Anwärter. Wobei, und das verstehen Sie bitte nicht als Aufforderung, eine Straftat zu begehen, es schon reizvoll wäre, das ersparte Steuergeld in Sicherheit zu bringen. Deswegen empfehle ich im Steuersünder-Kontext „Take the Money and Run“ von der Steve Miller Band für die Playlist. Ein bisschen „hätte ich doch nur“ steckt zweifellos in jedem. Zur Abrundung der Sportliste kommt nur ein Song in Frage. Ein waidwunder Gefangenenchor, der „You’ll Never Walk Alone“ von Gerry and The Pacemakers brummt. #CellBlockUnited. Psst! Es soll in deutschen Haftanstalten einen „Jingle“ geben, der eine Schattenplaylist anführt. Der Soundtrack zum abendlichen Einschluss. Siehe ganz oben. Aber von mir wissen Sie nix!
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