Vom römischen Kaiser Augustus wird berichtet, dass er bei Einladungen einflussreicher Bürger stets bestens bewirtet wurde, und zwar umso opulenter, je größer die Anliegen und Wünsche des Gastgebers waren. Augustus soll das durchaus genossen haben.
Als er einmal das Gefühl hatte, nicht angemessen beköstigt worden zu sein, soll er zum Abschied dem Hausherrn gesagt haben: „Ich wusste gar nicht, dass wir so gut befreundet sind.“ Ich kann nicht sagen warum, aber an diese Anekdote muss ich oftmals denken, wenn ich die fast täglichen Presseerklärungen des Deutschen Kulturrates lese.
Heute, 2000 Jahre später, ist das Verhältnis der Regierenden zu den Bürgern oftmals nicht weniger kompliziert. Auch heute noch lassen sich nicht alle Erwartungen erfüllen, die der eine an den anderen stellt.
In der Berliner Zeitung von heute heißt es: „Unseren täglichen Zimmermann gib uns heute. So lautet die Klage manches FAX- und Mail-Empfängers.“ Was sagt uns das?
Der Deutsche Kulturrat ist im kulturpolitischen Alltag überaus präsent – und zum Glück nicht nur durch seine Pressemitteilungen. Er kennt keine falsche Scheu vor Fürstenthronen, im Gegenteil: Er teilt freigiebig aus und schenkt ebenso ein.
Und der Deutsche Kulturrat ist eine gewichtige Stimme im kulturellen Leben Deutschlands. Denn es ist nicht die Stimme eines Einzelnen – auch wenn das manchmal so scheinen mag –, sondern die Stimme von Tausenden in der Kultur tätigen Menschen. Ich habe allen Respekt und jede Achtung vor dieser zumeist ehrenamtlichen Arbeit – dem Mitdenken, dem Mitsorgen, dem Mitstreiten, dem Mitgestalten. Und darum freue ich mich, dem Deutschen Kulturrat und seinen 210 Mitgliedsverbänden zum 25-jährigen Bestehen herzlich zu gratulieren. Ich danke Ihnen für Ihre Anregungen und Ihren hin und wieder sogar gerechtfertigten Protest.
Die vollständige Rede ist nachzulesen unter: kulturrat.de