Die kleiner „Ring“-Hälfte (wie die Riesen so schön falsch sagen würden) ist nach dem neuen „Parsifal“ über die Bühne des Festspielhauses gegangen. Vor gefülltem und durchweg begeistert reagierendem Saal übrigens. Eine explizite Reaktion auf die Regie wird man erst nach der „Götterdämmerung“ zu vermelden haben, wenn das Regieteam vor den Vorhang kommt. Aber das diesjährige Publikum, das ja nur zu einem Teil aus „Wiederholungstätern“ bestehen dürfte und sich neuerdings ja auch die Teile einzeln anschauen kann und nicht gleich das ganze Paket erwerben muss, hat offenbar nicht die Probleme wie jenes im letzten Jahr, sondern lässt sich bis jetzt jedenfalls erstmal auf die Erzählung der Ringstory in der Manier einer Familiensoap ein, zu der Valentin Schwarz die Götterwelt auf Menschenmaß heruntergebrachten hat.
In Bayreuth wurden die Wiederaufnahmen von „Rheingold“ und „Walküre“ einhellig bejubelt
Gravierende Eingriffe fallen nicht auf, sieht man mal davon ab, dass Schwarz ausgerechnet eine seiner pfiffigsten und ganz gut in die Logik seiner Ringerzählung passenden Ideen kassiert hat. Da in diesem Konzept der Nachwuchs als ein potenzieller Erbe mit Machtambition, die metaphorische Bedeutung, die sonst der geschmiedete Ring ausübt, übernimmt, war es schon schlüssig und gewitzt, dass Alberich (im „Rheingold“ in Nibelheim) bei seiner Verwandlung in den Riesenwurm den von ihm entführten (Gold-)Jungen auf die Schulter nimmt, um seinen Gegenspieler Wotan mit der Zukunft zu erschrecken. Jetzt baut er im gläsernen Kita-Kasten (wo der Knabe die Walküren-Mädels traktiert und Farbe an die Wände klatscht) ein LMG auf und ballert damit rum.
Ansonsten bleibt vor allem die Neugier darauf, ob die eigene Erinnerung noch stimmt und wie sich der im vorigen Jahr kurzfristig ausgefallene Dirigent Pietari Inkinen im Graben und die Protagonisten auf der Bühne schlagen.
Nun hat sich das Debüt-Wunder, das Pablo Heras-Casado mit dem Eröffnungs-Parsifal hinlegte, zwar nicht wiederholt, aber der junge Finne, der im „Rheingold“ wacker durchkam, in der „Walküre“ durchaus zulegte, aber dennoch Raum für Steigerungen ließ, wurde für sein dosiert kalkuliertes Dirigieren des Wunderorchesters an beiden Abenden ermutigend bejubelt
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