Das Jazz Orchester Regensburg (JOR) ist zwar noch keine sechs Monate alt, doch schon jetzt scheint sich die Gründung der ersten städtischen Bigband Deutschlands als ein Volltreffer zu erweisen. Das Ensemble geht aus einem Projekt des Regensburger Bassposaunisten Christian Sommerer hervor und setzt sich größten Teils aus jungen, bereits etablierten Musikern aus der ganzen Republik sowie Österreich zusammen.
Am 15 Februar gab das JOR sein erstes Konzert aus der Reihe „Sounds of Future“ im heimischen Leeren Beutel, dem „Revier“ des lokalen Jazzclubs. Bei dieser Gelegenheit zeigte die Band unter Leitung von Ed Partyka, wie man den schwierigen Balance-Akt zwischen künstlerischer Kreativität und den Swing-Erwartungen des Publikums
, mit dem sich moderne Big-Bands unvermeidlich auseinandersetzen müssen, souverän meistern kann.
Das erste Set bestand aus Kompositionen von diversen Bandmitgliedern, die somit auch die Gelegenheit bekamen, ihr solistisches Können zu beweisen. Hier überwogen moderne und streckenweise sehr persönliche Arrangements, die jedoch punktuell auch Liebhaber von mysteriösen Balladen oder satten Grooves aufhorchen ließen. Im zweiten Set spielte die Band Kompositionen und Arrangements des US-amerikanischen Leaders Partyka, die in ihrer Qualität und Vielseitigkeit den Vergleich mit den Werken seiner besten Landsleute keinesfalls scheuen müssen.
Das war feine musikalische Kost, durchmischt von Partykas Anspruch, einer Bigband interessante, unkonventionelle Klänge abzugewinnen. Letztendlich gestand dieser jedoch, dass er mit den Jahren eine Liebe zu den klassischen Werken der Altmeister Basie, Ellington & Co. entwickelt hat. So ist es nicht verwunderlich, dass sich das nächste Konzert des JOR am 13. April am gleichen Ort verstärkt mit Werken des Dukes befasst.
Ganz in diesem Sinne entwickelte sich das zweite Sets gegen Ende in Richtung eines eher traditionellen Swingverständnisses. Hier zeigte die Band, Standards wie „Things ain’t what they used to be“ auch nach mehrfachem Hören nicht abgedroschen klingen müssen, wenn sie von guten Musikern leidenschaftlich gespielt werden.
Vor dem Konzert fand, moderiert von nmz-Chefredakteur Andreas Kolb, die dritte „Regensburger Runde“ zum Thema „Jazz und öffentliche Förderung“ statt. Während sich Heike Ließ vom Kulturreferat München für eine flexible Förderpolitik am Puls kreativer Prozesse aussprach und Jazzpublizist Ralf Dombrowski vorsichtig vor einer Beamtenmentalität in festen Jazz-Klangkörpern warnte, machte sich JOR-Bandleader Ed Partyka für eine angemessenere Aufteilung des „öffentlichen Förderkuchens“ stark. Dies begründete er damit, dass sich mittlerweile um die 25 Prozent der Studierenden an Musikhochschulen mit Jazz befassen, wobei es für diese teuer ausgebildeten Künstler kaum Möglichkeiten gäbe, sich nach dem Studium ein zuverlässiges Einkommen zu sichern.
Ein besseres Argument als das anschließende Konzert seiner von der Stadt Regensburg und Volvo Deutschland geförderten Bigband hätte er für sein Plädoyer kaum finden können.