Dort, wo sich auf bewaldetem Bergrücken, hoch über reizvollen Elbtalauen die Konzertstätte der „Sommerlichen Musiktage Hitzacker“ erhebt, erschien in diesem Jahr der weltweit angesehene polnische Komponist Krzysztof Penderecki als „Composer in residence“, eine Wahl, die die Festwoche in Hitzacker nach den vorjährigen Porträts zeitgenössischer Komponis-ten (unter anderen Aribert Reimann, Olivier Messiaen, György Ligeti, Witold Lutoslawski) in besonderer Weise in den Vordergrund rückte.
Dort, wo sich auf bewaldetem Bergrücken, hoch über reizvollen Elbtalauen die Konzertstätte der „Sommerlichen Musiktage Hitzacker“ erhebt, erschien in diesem Jahr der weltweit angesehene polnische Komponist Krzysztof Penderecki als „Composer in residence“, eine Wahl, die die Festwoche in Hitzacker nach den vorjährigen Porträts zeitgenössischer Komponis-ten (unter anderen Aribert Reimann, Olivier Messiaen, György Ligeti, Witold Lutoslawski) in besonderer Weise in den Vordergrund rückte.Aus dem umfangreichen Kammermusikschaffen Pendereckis holte der zum letzten Male amtierende künstlerische Leiter des neuntägigen Festivals, der Cellist Claus Kanngiesser, markante Werke ins Programm, das überdies eine breite Palette klassischer und neuer Kammermusik darbot, darunter mit Schwerpunkt Werke weiterer polnischer Meister, die wie Penderecki das Musikleben in Polen wegweisend befruchteten. So standen die Musiktage in diesem Jahr unter dem Titel „Polnische Begegnungen“. Außer Pendereckis Musik bereicherten Werke von Lutoslawski, Szymanowski, Zarebski, Chopin und andere das Programm.Bei gewollter Dominanz von Penderecki stellt sich die Frage nach seiner Bedeutung und dem Charakter seiner Musik. Werfen ihm Vertreter und Anhänger des Fortschritts in der Musik Verrat an der Neuen Musik vor, so zählen heute sein neuromantischer Stil und seine dramatisch expressive Sprache zur Musik der so genannten Postmoderne. Das weltweit positive Echo auf die Musik Pendereckis, die vielen Anerkennungen und Ehrungen und die Fülle großer Preise sprechen für die Anziehungskraft seiner Kompositionen.
Musik als subjektives Tonerlebnis stellt sich in des Komponisten zweitem Streichquartett von 1968 dar. Es entstand noch vor dem späteren Stilwechsel bei Penderecki, zählt mithin noch zur anfänglichen Beschäftigung mit der Neuen Musik. Nach sich steigerndem, gleißendem Klangfluss fand der Komponist erst am Ende des Final-Lentos zu ruhigem Ausschwingen, vom tiefen, leise verebbenden Cello getragen. Das hervorragende polnische „Silesian String Quartett“ nahm sich mit Verve und großer Reife der diffizilen Viererrede an.
Mit Vergnügen war Pendereckis „Sextett für Klarinette, Horn, Streichtrio und Klavier“ zu hören. In ihm begegnete dem Festivalbesucher ein ideenreicher, starker Penderecki, der jede Stimme in feinem Kontrast zum Nachbarn bringt, dabei der Sprache der Klarinette neue Dimensionen gibt, im Übrigen tiefschürfend dem Wesen seiner engagierten Humanitas folgt.
Viel Zuspruch erhielt der bekannte russische Cellist Boris Pergamenschikow mit seiner einfühlsamen Interpretation des „Divertimento für Violoncello solo“ (1994). Virtuose Momente voller Wärme und Melancholie wechselten mit der Kunst der souveränen Bogenführung, Geschmack und musikalische Fantasie eingeschlossen.
Weniger beglückend trat der Posener Knabenchor „Polnische Nachtigallen“ unter Alexander Krolopp in Aktion. Chorwerke europäischer Komponisten, mehr oder weniger behutsam interpretiert, machten mit der gefühlsbetonten polnischen Chortradition bekannt, darunter auch mit Pendereckis ergreifendem Stabat Mater aus der „Lukaspassion“ (1962).
Auf ein großes Echo stieß auch der Klavierabend mit der Pianistin Dinorah Varsi. Sie brachte mit ungewöhnlich scharfem Verstand und starkem Gestaltungswillen ihre überzeugende Version von Chopin-Klaviermusik zu Gehör.