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Und ewig lockt die Birkhahnpfeife

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Immer wieder am 11.11.: 40 Jahre Neue Musik in Delmenhorst
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Seit 1969 wird von dem Komponisten Hans-Joachim Hespos in Delmenhorst bei Bremen die Konzertreihe 11.11.neue musik in delmenhorst veranstaltet. Das diesjährige 40. Jubiläum blieb der Kern­idee der Reihe treu: „über das erstaunen öffnen und interesse wecken“. Das Stuttgarter ensemble ascolta und die Solisten Joachim Schall und Robin Hoffmann gestalteten den Abend abwechslungsreich und überraschend.

Der 11.11. hat sich über die Jahre hinweg einen festen Platz in der Region und darüber hinaus erarbeitet. Neben internationalem Fachpublikum gehören junge und alte Besucher aus allen Bevölkerungsschichten der gesamten nordwestdeutschen Umgebung zum Stammpublikum. In diesem Jahr waren das ascolta ensemble, der Komponist und Birkhahn-Lockpfeifen-Virtuose Robin Hoffmann, sowie Joachim Schall, der Konzertmeister des Staatsorchesters Stuttgart, eingeladen.

Der Abend begann mit dem Performance-Stück „I funerali dell´anarchico Serantini“ des italienischen Komponisten Francesco Filidei. Die Mitglieder des Ensembles saßen steif hinter schwarz verhüllten Tischen in einer Reihe und legten die Hände auf den Tisch. Neben einem intensiven und abwechslungsreichen Spiel mit der Mimik faszinierte das Stück durch eine sich stetig steigernde Intensität verschiedenster körper- und tischbezogener Klang-Impulse. Es strahlte eine statische, doch erfüllte Ruhe aus, denn der Aufbau der Aktionen und die Souveränität, mit der sie musiziert wurden, sorgten für konsequente Spannung.

Es folgte Robin Hoffmann mit der von ihm komponierten Birkhahn-Studie (2005). Diese führte in die wunderbare Vielfalt verschiedenster Rauschnuancen ein, die mit einer Birkhahn-Lockpfeife erzeugt werden können. Das Spektrum reichte von sanften, zarten Atemgeräuschen, über hochfrequente Ausbrüche, die durch die Handbewegungen auch optisch dem Flügelschlagen eines Birkhahns glichen, bis zu zarten sehr leisen Whistletönen. Die Uraufführung von Robin Hoffmanns Stück „anstatt dass“, einer Auftragskomposition des 11.11., zitierte nicht nur im Titel die Dreigroschenoper, sondern verwendete unter anderem auch in Ausdruck und Instrumentation an Brecht/Weill erinnernde Klänge.

Nach der Pause spielte das Ensemble Prigaschall Hans-Joachim Hespos’ Konzert für Violine und Ensemble von 2007 mit Joachim Schall als Solisten. Schon am Bühnenaufbau wurde deutlich, dass hier Musik „aufgeführt“ wird, in dem Sinne, dass der Komponist sowohl Aufstellung, Auf- und Abgänge, als auch die Beleuchtung mitbedacht hat.

Das Thema des Konzertes – die unbequeme Spielhaltung der Violine – wurde in verschiedensten Haltungen und Spieltechniken erforscht. Das souveräne Spiel des Solisten und die überzeugenden Spielperformances des Ensembles machten die Aufführung zum Höhepunkt eines spannenden und anregenden Abends Neuer Musik.

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