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Helms, S./Schneider, R. (Hg.): Musikpraxis in der Schule:
Helms, S./Schneider, R. (Hg.): Musikpraxis in der Schule: * Padmer, R.: Vokalpädagogik. Theorie und Praxis des Singens mit Kindern und Jugendlichen. Mit einem Beitrag von V. Barth zur Physiologie und Pathologie der Erwachsenen- und Kinderstimme. Gustav Bosse Verlag, Kassel 2001, BE 2691, 19,95 € * Kruse, M.: Musiktheater. Gustav Bosse Verlag, Kassel 2001, BE 2692, 19,95 € * Henner, D.: Folklore. Einführung und Arrangements. Gustav Bosse Verlag, Kassel 2001, BE 2693, 19,95 € Die Reihe „Musikpraxis in der Schule“ wendet sich in erster Linie an die Musiklehrer/-innen der Sekundarstufe der allgemein bildenden Schulen. Des Weiteren sind natürlich all diejenigen angesprochen, die sich als Lehrer/-innen anderer Schulstufen und Schulformen oder Leiter/-innen von Workshops mit dem einen oder anderen hier vorgestellten Thema beschäftigen. Es geht darum, dem jeweiligen Pädagogen/der jeweiligen Pädagogin eine praktische und/oder theoretische Unterrichtshilfe anzubieten beziehungsweise Material so aufzubereiten, dass es ohne große Vorbereitung eingesetzt werden kann. Im ersten Band „Vokalpädagogik“ geht es sowohl um theoretische wie auch praktische Aspekte des Singens. Zu den Bedingungen (Teil 1) gehören sowohl ein geschichtlicher Abriss der Entwicklung der Gesangspädagogik und der schulischen Vokalerziehung als auch eine kritische Bestandsaufnahme und Situationsanalyse der Jugend in der Gesellschaft und eine Kritik der musikalischen Bildung. Im zweiten Teil der Abhandlung geht es um Vorschläge zur Praxis. Padmer widmet sich mit vielen Beispielen und Übungsmaterial der Stimmbildung mit Kindern und Jugendlichen. Ein Literaturverzeichnis, Abbildungsnachweise, Anmerkungen und ein umfangreiches Stichwortverzeichnis runden dieses wirklich empfehlenswerte Heft ab. Ebenso intensiv wie sich der erste Band der Reihe mit der Vokalpädagogik auseinander setzt, beschäftigt sich der zweite mit dem Thema Musiktheater und dessen unterschiedlichen Perspektiven. Aus musikpädagogischer Sicht wird hier ein Dach gespannt unter dem sowohl die Grundschulen als auch die Schulen des Sekundarbereichs ihren Platz finden. In seinem Einführungsvortrag befasst sich Kruse, der zugleich Herausgeber des Bandes ist, mit der Stellung des Musiktheaters in der Musikpädagogik. Neben dessen Hauptvertretern Oper, Operette und Musical erwähnt er in einem weiteren Schritt den fächerübergreifenden Unterricht, die Projektarbeit, den handlungsorientierten Unterricht, die Schüler- und Lebensweltorientierung und deren Bedeutung und Möglichkeiten für den Unterricht. Müßgens hebt in seinem Beitrag besonders die prophylaktische und kompensatorische Bedeutung der Musiktheaterarbeit in der Grundschule und der Orientierungsstufe (Klasse 5 und 6) bei Problemen wie Bewegungsunruhe, Konzentrationsschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten und daraus folgenden Problemen für das Sozialverhalten hervor. Von Schoenebeck hebt die Bedeutung des Musicals für die Musiktheaterarbeit hervor, doch warnt sie davor, sich allzu unkritisch diesem Genre hinzugeben und alle musikpädagogischen Ansprüche außen vor zu lassen. Einem kurzen Einblick in die Geschichte des Kindermusicals folgen dessen Charakteristika, die sich auf Inhalt/Thematik/Textebene, auf die musikalische Gestaltung und das Rollenspektrum beziehen. Besonders die beiden erstgenannten Charakteristika erfahren dann in der Kindermusicalwerkstatt eine intensivere Ausführung. Während Müßgens in seinem Beitrag besonders die soziale Komponente hervorhebt, geht es von Schoenebeck mehr um eine (musik-)ästhetische Erfahrung. Auch der folgende Beitrag von Brendt und Gepp-Herold wendet sich an Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I. Standen bisher der soziale Charakter und die ästhetische Erfahrung des Musiktheaters im Vordergrund, so geht es hier besonders um die Vermittlung elementarer Musiklehre. Den Autoren geht es in Anlehnung an den Lehrplan für die Sekundarstufe I (NRW) darum, kognitive Inhalte, Elemente der Elementarlehre, vor der so (zu) viele Lehrer zurückschrecken, zu vermitteln. Das Musiktheater, die Oper, wählen sie, da sie in diesem Genre eine Möglichkeit sehen, Schülerinnen und Schülern den Lernstoff mehrkanalig, über alle Sinne zu präsentieren. Hierzu liefern sie ein umfangreiches, sinnvoll einzusetzendes Unterrichtsmaterial. Wie schon die vorangegangenen Beiträge, so widmet sich auch der folgende Beitrag von Capitaine dem Unterricht in der Sekundarstufe I. Es geht um Mozarts Oper „Apollo et Hyazinthus“. Capitaine stellt verschiedene Aspekte heraus, weshalb sie die Bearbeitung der Oper im Unterricht für geeignet hält. Besonders aber betont sie die Möglichkeit eines Perspektivenwechsels, weg von der Heraushebung der Handlung und den Möglichkeiten der Identifizierung mit den handelnden Personen und hin zur Betrachtung der Musik und ihrer Gestaltung durch den 11-jährigen Mozart. Mit der Operette greift Abegg ein Genre auf, das generell weder bei Schülerinnen und Schülern noch bei Lehrern besonders beliebt ist. Es gilt, wie Abegg (S. 98) schreibt, „als Inbegriff verstaubter Unterhaltung.“ Als Beispiel wählt er für den Unterricht in den oberen Klassen der Sekundarstufe I Lehárs „Lustige Witwe“. Den Schwerpunkt der Auseinandersetzung legt er auf die Tänze, wobei er den Zusammenhang Tanz – Erotik als durchaus altersadäquat hervorhebt. In seinem Beitrag zur Musikal-AG zeigt Bührig die ganze Bandbreite der zu berücksichtigenden Fragen auf. Im Prinzip bietet er hier einen großen Projektplan an, den es im Vorfeld, bei der Durchführung und der Nachbereitung eines Projekts zu berücksichtigen gilt. Dass die (musik-)pädagogische Dimension dabei nicht vernachlässigt werden darf, ist eigentlich selbstverständlich. Lindenbaum beschreibt sehr anschaulich den Gesamtprozess der Produktion eines Schulmusicals. Dabei entwirft er ein Planungsmodell, das seinen Kolleginnen und Kollegen an den Schulen viel Arbeit abnehmen kann. Mozarts „Figaros Hochzeit“ dient Werner-Jensen als Beispiel für den Umgang mit dem Genre Oper im Musikunterricht der Sekundarstufen I und II. Im letzten Beitrag des Buches widmet sich Goebel der Oper Madame Butterfly. Der Band insgesamt gibt einen guten und überzeugenden Einblick in die verschiedenen Aspekte des Musiktheaters. Die Beiträge, auch wenn hier nicht alle gleich ausführlich erwähnt werden können, sind durchweg interessant und bieten den Anreiz, sich das eine oder andere näher anzuschauen und eventuell im Rahmen der eigenen Möglichkeiten auszuprobieren. Der dritte Band der Reihe „Musikpraxis in der Schule“ stammt von Henner und beschäftigt sich mit dem Thema Folklore. Ziel des Buches ist es, „einen Einblick in die Arbeit und die Überlegungen eines Folklore-Praktikers“ zu geben und zum Schreiben eigener Arrangements für individuelle Besetzungen anzuregen. Der erste Teil des Buches befasst sich mit Kompositions- und Improvisationstechniken, die teilweise über viele Jahre und in verschiedenen Regionen entstanden sind. Der zweite Teil des Buches liefert 28 ausgearbeitete Arrangements. Alle drei Bände der Reihe „Musikpraxis in der Schule“ sind sowohl von der Aufmachung als auch vom Inhalt sehr überzeugend. Man kann nur hoffen, dass diese Reihe mit weiteren interessanten Themen fortgeführt wird. Durch den Titel der Reihe wird in erster Linie der Schulmusiker angesprochen, doch sind die Inhalte der drei bisher erschienenen Bände auch für den Musikschullehrer, sei er nun im Grund- oder im Instrumentalbereich tätig, von großem Interesse.