Der Name Heutling ist den Kammermusikfreunden durch die jahrzehntelang zelebrierte Streichquartett-Kultur noch in guter Erinnerung. Des damaligen Primarius’ Tochter, die Frankfurter Musikdozentin Johanna Heutling lenkt in anderer Weise die Aufmerksamkeit auf sich und ihre verdienstvolle wie praktische Publikation sui generis, die der sprachlichen Verständigung zwischen Musikkonsumenten in Ost, Fern-Ost und West hilfreich sein kann: Für ihr Wörterbuch hat sie den musikrelevanten Wortschatz, 2542 ausgewählte Fachtermini, erfasst und in sechs Sprachen und in deren originalen Schriftzeichen synchron gegenübergestellt, also von jeder Sprache in jede andere transportfähig gemacht. Kreuz und quer von Deutsch, Englisch und Russisch ins Japanische, Koreanische und Chinesische und umgekehrt.
Die Methode entscheidet über die Praktikabilität des Wörterbuches: Diese Fachtermini finden sich in den genannten sechs Sprachen auf gegen-überliegenden Seiten übersichtlich tabellarisch aufgeführt, jeder Fachbereich thematisch weiter differenziert, zusammengehörende Begriffe logisch geordnet. Systematisches Surfen, Suchen und Finden bereitet Vergnügen. Die Auswahl der Wörter reicht von ganz pragmatisch gedachten adminis-trativen Ausdrücken wie Antrag und Bewerbung, von practice room und Probezeit bis zu Zwerchfellatmung. Dazu die vielen weiteren Begriffe des Theorie-, des Instrumental- oder Gesangsunterrichtes, der Instrumentenkunde und Formenlehre. Dazu andere fachspezifische Ausdrücke (nur das Wort „Musikzeitschrift“ vermisst man). Den größten Übersetzungsanteil liefert die Aufschlüsselung von 700 Vortragsbezeichnungen von accelerando bis vif unter Einschluss üblicher italienischer und französischer Gestaltungsbegriffe. Umgekehrt erschließt sich der systematische Hauptteil auch über eines der sechs alphabetischen Sprachregis-ter, in dem jeder Vokabel eine Suchzahl beigegeben ist, die auf die Systematik verweist.
Die Intention zu dieser speziellen Art von Wörterbuch entsprang vorrangig dem Desiderat für asiatische Muttersprachler, die in unser Land kommen und hier studieren oder die einfach die Spielanweisungen über unseren Noteneditionen verstehen und anwenden wollen. Hier finden sie diese penibel übertragen. Noch komfortabler wäre eine zusätzliche Aussprachehilfe, indem jede Vokabel mittels allgemeinverständlicher phonetischer Laufschrift vitalisiert würde. Solches würde den Buchumfang freilich erweitern, den Einsatz jedoch noch vielseitiger gestalten; man bedenke alleine die Probleme, mit denen Europäer beim Lesen und bei der Aussprache asiatischer Schriftzeichen konfrontiert sind.
Die gut 350 Taschenbuchseiten im DIN-A-5-Format passen zum Nachschlagen bequem in die Notentasche – zweifellos ein einzigartiger Service, vor allem für ausländische Studierende und Musiker aus dem fernen Osten einschließlich Russland und natürlich auch für deutsche und andere europäische und alle englischsprachigen Musiker, die in diesen Ländern wirken. So präsentiert sich das Wörterbuch der Musik, das Johanna Heutling mit einer Reihe von Fachberatern als komplexe editorische Leistung realisiert hat, als erstes und einziges, das speziell auf sprachliche Anforderungen und Bedürfnisse fernasiatischer Musikpartner eingeht – also ein höchst aktueller und origineller Brückenschlag. Ein nächster Schritt wäre, dieses ganze vielsprachige Musikvokabular in einen Minispeicherchip zu packen, um es auch mobil nutzen zu können.