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Elke Heidenreich und Christian Schuller dokumentieren ihr Projekt „Kölner Kinderoper“

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Elke Heidenreich, Christian Schuller: Das geheime Königreich. Oper für Kinder, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, 192 S., € 24,90, ISBN 978-3-462-03959-7

Inmitten der mit Leidenschaft und sichtlicher Freude am Gegenstand vorgetragenen Beschreibung der Gründung und Entwicklung des Kölner Kinderopern-Projekts steht dieser in der Überschrift zitierte Satz in Elke Heidenreichs und Christian Schullers Buch „Das geheime Königreich“. Er beleuchtet blitzartig das Zentrum jenes „geheimen Königreichs“ der Oper für Kinder, von dem das Buch in Bild und Text berichtet. Es ist ein liebevoll gemachtes Buch mit rund 200 größtenteils farbigen und großformatigen Abbildungen des Theaterfotografen Klaus Lefebvre, das die Opulenz und Detailliebe von 20 seit 1996 entstandenen Inszenierungen nachvollziehbar macht, versehen mit lebendig geschriebenen Zwischentexten, die knapp und informativ über Komponisten, Werke und Bearbeitungskonzepte Auskunft geben. Ein Buch, das seine Leser in den Bann zieht, egal ob es sich um Kinder oder Erwachsene handelt, und für die Oper für Kinder auf faszinierende Weise wirbt, die selbst zwischen zwei Buchdeckeln nichts von dem ihr innewohnenden Zauber verliert. Es war ein Glücksfall, als 1996 auf Anregung des damaligen Intendanten der Kölner Oper, Günter Krämer, die Projekt-Idee geboren wurde. Mit Christian Schuller, damals noch junger Regisseur am Haus und heute Oberspielleiter, einem tatkräftigen Förderverein, der opernbegeisterten Elke Heidenreich und dem New Yorker Künstler und Architekt Mark Beard haben die richtigen kreativen Köpfe zusammengefunden, um eine damals keineswegs leicht durchsetzbare Idee zu realisieren. Nur mit Hilfe der großzügigen Finanzspritze eines japanischen Nahrungsmittelkonzerns konnte die „Kölner Kinderoper in der Yakult-Halle“, wie sie genannt wurde, etabliert werden. Dass die Schwierigkeiten der kontinuierli­chen Folgefinanzierung des Projekts in den Anfangsjahren nicht gering gewesen sind, weiß der, der das Projekt über die Jahre hinweg aufmerksam beobachtet hat, sehr wohl. Christian Schullers Zähigkeit, sein Erfindungsreichtum in der Gestaltung des Spielplans und sein Mut, als junger Regisseur sich einem Genre zu verschreiben, das in den 1990er-Jahren durchaus nicht lorbeerträchtig war und von der Szene kaum ernst genommen wurde, sind bis heute Garanten für Erfolg und hohe künstlerische Qualität. Gemeinsam mit der hoch motivierten und ihre ganze Popularität in die Waagschale werfenden Elke Heidenreich ist aus dem „Opernhaus im Opernhaus“ ein vorbildliches Modell geworden, das später so manches Nachfolgeprojekt an deutschen und österreichischen Opernhäusern entstehen ließ.

Mit Heidenreichs/Schullers Buch liegt mehr als die Dokumentation und Bilanz eines erfolgreichen Projekts vor. Das Buch ist zugleich Werkstattbericht und an den Beispielen entlang eine wohl dosierte Einführung in die Gattung Oper. Die mit lockerer Hand geschriebenen Zwischentexte informieren über die Komponisten, geben musik- und operngeschichtliche Einordnungen der Werke, beschreiben an ausgewählten Textbeispielen Bearbeitungskriterien und veranschaulichen die Inszenierungsarbeit. Dies alles geschieht knapp, aber treffend und auf höchst unterhaltsame Weise. Den Bildteil begleiten jeweils Personenverzeichnis und Inhaltsangabe zu den Werken. „Kinderoper ist nicht ‚klein’“, heißt es im Vorwort von Elke Heidenreich, „sie ist nur im Sujet, in der Geschichte, die erzählt wird, dem Niveau der kindlichen Erfahrungswelt angepasst. Künstlerisch gibt es keine Abstriche oder Kompromisse, alles könnte auch so im großen Haus laufen.“ Die Sänger stammen aus dem Opernstudio und dem Ensemble, die maximal 18 Musiker kommen aus dem Gürzenich-Orchester oder der Musikhochschule Köln. Dieses künstlerische Credo ist ebenfalls sehr eindrucksvoll im Spielplan der Kölner Kinderoper verwirklicht. Eigentlich handelt es sich in der Mehrzahl der von Schuller durch unermüdliche Recherche ausgegrabenen und inszenierten Werke um Opern für Erwachsene, geschickt bearbeitet, von Elke Heidenreich mit Zwischentexten ausgestattet und auf das „Kinderopern-Maß“ von durchschnittlich 60 Minuten gebracht. Das internationale Repertoire reicht von Richard Wagner („Die Feen“) bis hin zu Gegenwartswerken von zum Beispiel Robert Chauls oder Jirí Pauer. Klassiker wie Strawinskys „Le Rossignol“ und Ravels „L’enfant et les sortilèges“ sind ebenso dabei. Das Repertoire hat einen beachtenswerten Schwerpunkt in zahlreichen Raritäten aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Mit Werken aus den 1920er-Jahren wird ein spezielles Kapitel Operngeschichte geschrieben. Es handelt sich nicht nur um selten aufgeführte, ja vergessene Werke, die ins Gedächtnis zurückgerufen werden, sondern zugleich um Komponisten wie Ernst Toch, Wilhelm Grosz, Hans Gál, Ernst Krenek, Bernhard Sekles, die seit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verfolgt und aus dem Land gejagt wurden. Da wird Kinderoper unversehens zum zeitgeschichtlichen Dokument. „Das geheime Königreich“ enthält auch diese Dimension, unaufdringlich und ohne erhobenen Zeigefinger. Den Autoren gelingt in Wort und Bild nicht nur ein schönes und informatives Buch, das man gerne und mit Genuss liest, sie lassen die 20 Produktionen lebendig werden und legen nicht zuletzt beredtes Zeugnis dafür ab, dass Oper für Kinder ein Ereignis von hohem künstlerischem Rang sein kann – eben „ein Stück Schönheit, das man mit hinausträgt in sein Leben.“

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