Klaus Theweleit/Martin Baltes (Hrsg): absolute(ly) Sigmund Freud Songbook, orange press, Freiburg 2006, 224 S., Abb., € 18,00, ISBN 3-936086-21-4
Der Wiener Psychodoktor und die Popmusik: Von Abba über The Doors und Jimi Hendrix zu den Rolling Stones hat er seine Spuren hinterlassen. Dieses hübsche Songbook zeigt, wie vielfältig der olle Sigmund sich in den Texten dieser und vieler anderer Superstars der Pop- und Rockmusik wiederfindet. Denn schon die Brüder Gershwin ließen 1933 „Freud and Jung and Adler“ im flotten Trio über die Bühne persiflieren. Später brannte Ray Charles’ Liebste (zumindest in „Hide nor Hair“) durch – soll vorkommen, aber hier tat sie es mit dem eigenen Psychiater. Die Songtexte sind nicht immer ganz ernst gemeint, oft wirklich witzig, manchmal aber auch (wie in „The Blue Mask“ von Lou Reed) ziemlich düster. Den fast ausschließlich englischsprachigen Texten wird löblicherweise Zeile für Zeile die deutsche Übersetzung mitgeliefert. Zwischen den Songtexten bieten einige Essays allerlei Skurriles und Informatives zu Freud und dessen Arbeit. Scharfsichtig und weitsinnig hinter die Thesen der Psychoanalyse geguckt, im launigen Stil geschrieben und jenseits aller Handbücher für Psychologie. Denn das will das Songboook nicht sein, kann es auch nicht sein. Immer stehen der Liedtext und die dort manifestierbaren Einflüsse der Theorien auf die Texter – also der Umgang der Rock- und Popmusiker mit Freud, nicht die Lehren Freuds im wissenschaftlichen Kontext – im Vordergrund. So führt das kleine Songbook, das mehr ist als eine amüsante Abendlektüre für interessierte Rockfreunde, unterhaltsam und gut recherchiert nebenbei doch ein wenig in die Denkwelt Freuds ein. Aber auch wen Sigmund Freud partout nicht interessiert, die allermeisten Liedtexte lohnen die Lektüre.