Dorothea Schröder: Spaziergänge durchs musikalische London. Zürich, Hamburg: Arche 1999, 158 Seiten, ISBN 3-7160-2236-5, € 18,–
Wolfgang Dömling: Spaziergänge durchs musikalische Prag. Zürich, Hamburg: Arche 1999, 140 Seiten, ISBN 3-7160-2242-X, € 18,–
Dorothea Schröder: Spaziergänge durchs musikalische London. Zürich, Hamburg: Arche 1999, 158 Seiten, ISBN 3-7160-2236-5, € 18,–Wolfgang Dömling: Spaziergänge durchs musikalische Prag. Zürich, Hamburg: Arche 1999, 140 Seiten, ISBN 3-7160-2242-X, € 18,–
Kleinformatige Reiseführer sind selten befriedigend. Stets versuchen sie, auf engem Raum alle Facetten einer Stadt irgendwie darzustellen, mit dem Ergebnis, dass es bei flüchtigen Streiflichtern bleibt, den wenigen Höhepunkten, von denen man ohnehin schon gehört hat. Ganz anders zwei neue Bände aus dem Arche-Verlag, die in selbst auferlegter Beschränkung „nur“ die musikalische Seite ihres Objekts vorstellen wollen. Auf je etwa 150 Seiten führen sie den Leser durch London und durch Prag, vorbei an Stationen, die an die unterschiedlichsten musikalischen Ereignisse und Persönlichkeiten gemahnen, quer durch die Epochen hinweg. Die beiden Metropolen mit ihrem seit jeher überaus reichen und vielfältigen Musikleben haben da gewiss eine Menge zu bieten. London wird erkundet auf sieben Gängen durch die inneren Stadtteile, ergänzt durch einen Ausflug zu Händels Sommersitz Turnbridge Wells. Der Prager Band findet nach sechs Spaziergängen mit einer Fahrt nach Terezín seinen bestürzenden Abschluss. Zwischen 1941 und 1945 entfalteten im KZ Theresienstadt zahlreiche internierte Komponisten und Musiker, den Tod vor Augen, ein umfangreiches musikalisches Schaffen.
Die Wanderungen sind wahre Streifzüge durch die Geschichte der Städte und ihres Musiklebens, angefüllt mit einer Vielzahl informativer und unterhaltsamer Details. Präzise Wegweisungen stellen sicher, dass jeder Spaziergang in der Realität tatsächlich durchführbar ist. Warum eigentlich nicht?
London und seine zahllosen Sehenswürdigkeiten erlaufen unter den Vorzeichen seiner Musikgeschichte – auch wenn wir dem Green Park heute nicht mehr ansehen, dass hier 1749 Händels Feuerwerksmusik zur Aufführung kam, auch wenn im Prince-of-Wales-Theatre heute keine Beatles-Konzerte mehr stattfinden.
Ordnung halten die beiden Autoren allein im Raum, über die Dimension Zeit setzen sie sich kurzerhand hinweg. In Prag begegneten wir eben Bohuslav Martinu in seiner Studentenbude, da stehen wir nach wenigen Schritten schon am Annaplatz vor dem Palais Pachta, wo Mozart gerade aus dem Stegreif vier Contratänze komponiert. Der Leser weiß nie, welche Persönlichkeit, welche Sternstunden der Musikgeschichte ihn an der nächsten Ecke erwarten. Die interessantesten Reisen finden eben im Kopf statt, oder auf den Seiten solcher Bücher.