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Vom selbstständigen Umgang mit Musik

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Was kann die Musikpädagogik aus den Ideen Kants, Schillers und Humboldts lernen?
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Kai Martin: Ästhetische Erfahrung und die Bestimmung des Menschen. Über Kants, Schillers und Humboldts Theorien ästhetischer Bildung und ihre Relevanz für die Musikpädagogik. Veröffentlichungen des Instituts für musikpädagogische Forschung, Hochschule für Musik und Theater Hannover, 2009, 244 S., € 16,60, ISBN 978-3-931852-19-1

Welche Relevanz haben die Ideen der großen Denker Kant, Schiller und Humboldt für die Musikpädagogik? Diese Frage wirft der Musikpädagoge und Lehrer Kai Martin in seiner Dissertation „Ästhetische Erfahrung und die Bestimmung des Menschen“ auf. Ausgehend von Immanuel Kants Überlegungen über ästhetische Bildung, dargelegt in seiner „Kritik der Urteilskraft“, stellt Martin auch deren Fortführung durch Friedrich Schiller in den Briefen „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ dar.

Weiterhin wird Wilhelm von Humboldts Auffassung der Ästhetischen Bildung als Inbegriff von Bildung behandelt. Der Theorieteil der Arbeit glänzt durch ausführliche und klare Vorstellung der verschiedenen Denkweisen, gerade die Abschnitte über Kant und Schiller würden sich, ob ihrer Qualität, selbst zum Eigenstudium in anderen Fächern eignen.

Im zweiten Teil seiner Arbeit widmet sich Martin der Relevanz der Theorien für die Musikpädagogik. Hierbei entsteht eine Reihe von Anregungen. Nachvollziehbar wird beispielsweise geschildert, dass die Einführung des Zentralabiturs im Fach Musik in Niedersachsen zu Defiziten hinsichtlich eines nach Kant, Schiller und Humboldt zu fällenden Werturteils führen kann. Ein kritikloses Auseinandersetzen mit einer Hochkultur wird gefordert, welche als solche unreflektiert Akzeptanz finden soll. Ebenso schildert Martin die Einflüsse durch Kulturindustrie, Bürokratie und Musiksender, die das Individuum beeinflussen oder – im Fall von MTV – gar Trends setzen möchten.

In diesem Teil der Arbeit zeichnet Martin, ausgehend von den Überlegungen der drei Denker zur ästhetischen Bildung, einen Musikunterricht, der den Schüler zum selbstständigen Umgang mit Musik erzieht, auf den individuellen Musikgeschmack Rücksicht nimmt und Vereinnahmungsversuche erkennen lässt. Gerade auch im Hinblick auf den häufig unterschiedlichen Musikgeschmack der Schüler und des Lehrers plädiert Martin für eine Diskussion über Musik im Unterricht, die auf Basis ausreichender Vorkenntnisse über die Kunst zu einer musikalischen Bildung beitragen und zur Herausbildung des eigenen Standpunktes führen kann. Daher ist es nötig, im Unterricht facettenreiche Zugänge zu Musik zu ermöglichen. Nur so ist ein Geschmacksurteil für den Schüler wirklich möglich.

Die interessante und präzis geschriebene Arbeit soll Musikpädagogen Orientierungshilfe geben in einem sich wandelnden und durch Pluralismus geprägten Musikunterricht. Gerade ein Unterricht, der Schüler in die Lage versetzen will, selbst ästhetische Erfahrungen zu machen und Werturteile zu fällen, kann hier wichtige Anregungen erhalten. Mut zur selbstständigen Reflexion über Musik und das Erweitern des Unterrichtsspektrums: So könnte das Motto eines durch die Ideen der Denker angeregten Musikunterrichtes lauten.

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