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Deutsche Soul-Hoffnung Leslie Clio. Foto: Universal
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Deutsche Soul-Hoffnung Leslie Clio - Hamburgerin bringt ihr Debütalbum "Gladys" heraus

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Hamburg/Berlin - Rein äußerlich ist kaum zu erahnen, welche Soul-Stimme in Leslie Clio steckt. Ein wenig schüchtern wirkt es, wenn die zierliche 26-Jährige mit den großen blauen Augen ihre Sätze mit einem Lächeln beendet. Von dieser Zurückhaltung ist auf ihrem am Freitag (8. Februar) erscheinenden Debütalbum "Gladys" kaum etwas zu spüren: Es braucht nur wenige Takte ihrer ersten Single "Told you so", um den Raum mit ihrem Soul zu füllen.

Umrahmt wird die großartige Stimme der gebürtigen Hamburgerin von modernen Beats, Trip-Hop-Anleihen und Post-Punk-Referenzen. Mit dieser eingängigen Mischung schaffte sie es im vergangenen Jahr immerhin auf Platz 41 der Single-Charts.

Musik macht Clio schon seit frühster Kindheit: "Meine Eltern erzählen gerne, dass ich früher mehr gesungen als gesprochen habe." Sie sang im Chor, nahm Tanzunterricht und spielte Theater. Ihre ersten musikalischen Einflüsse waren dabei vor allem die Platten ihrer Mutter, hauptsächlich afrikanische Musik und Swing. Ihre Liebe zum Soul entdeckte sie als Teenager selbst. "Ich war in meiner Jugend oft allein, besonders auf dem Internat. Dort habe ich mich viel mit mir selbst und eben auch mit der Musik beschäftigt", erzählt sie. Fast täglich ging sie in einen Plattenladen und hörte Musik von Lauryn Hill, Etta James oder den Fugees.

Weltreise als Inspirationsquelle

Trotz dieser frühen musikalischen Prägung war die Musik erst einmal kein erklärtes Karriereziel. "Ich habe mich nie entschlossen, um jeden Preis Musikerin zu werden, sondern bin meinem Gefühl gefolgt. Ich war mir nur sicher, dass ich irgendwo ankomme und sich alles fügt", sagt Clio. So beschloss sie, sich nach dem Abitur die Welt anzusehen. Indien, Thailand, Neuseeland, Australien, viele Regionen von Europa und natürlich New York bereiste sie in dieser Zeit und sammelte dabei Inspirationen für ihre Songs. "Auf Reisen habe ich den Kopf besonders frei und bin nicht an einen Alltag gebunden. So kann ich mich auf meine Gedanken konzentrieren und entsprechend viel schreiben."

Mit Notizbuch und Aufnahmegerät hielt sie ihre Erlebnisse fest, in Form ganzer Melodien oder nur als kleine Textzeilen. Konkrete Geschichten von ihren Reisen finden sich auf dem Debütalbum trotzdem nicht. Die Wahlberlinerin versteht sich selbst nicht als klassische Geschichtenerzählerin. Es sind vielmehr die eigenen Gefühle, Gedanken und ihr Herzschmerz, die sie in den Songs verarbeitet. So rechnet ihre erste Single "Told You So" mit einem Ex-Freund ab. Und in "I Couldn't Care Less" wird mit etwas Ignoranz aus einer Niederlage ein Triumph.

Nikolai Potthoff fügt das Eindrücke zusammen

Bei der Vertonung ihrer Gefühlswelt bekam sie Unterstützung von dem Produzenten Nikolai Potthoff. Er reicherte ihre Soul-Wurzeln mit modernem Pop an und brachte Elemente wie die facettenreichen Trip-Hop-Beats mit ein. Auch beim Schreiben der Songs war er eine große Hilfe, wie die Sängerin erzählt. "Die Songs wurden zusammen fertig geschrieben. Mit ihm habe ich meine ganzen Puzzleteile aus Themen, Strophen und kleinen Zeilen zusammengesetzt." Auch wenn Potthoff vor allem als Bassist der Hamburger Indie-Rock-Band Tomte bekannt ist, finden sich in dem Sound des Albums kaum Anknüpfungspunkte.

Die Frage nach einer möglichen Nähe oder Inspiration durch Tomte beantwortet die 26-Jährige mit einem Kopfschütteln: "Nikolai Potthoff ist viel mehr als nur Tomte, er ist ein vielfältiger Produzent und musikalisch sehr breit aufgestellt."

Kennengelernt haben sich die beiden eher zufällig. Nach ihrer Weltreise zog Clio nach Berlin und jobbte dort als Kellnerin. Eine gemeinsame Freundin spielte dem Produzenten einige ihrer Songs vor. Die gefielen ihm so gut, dass er die junge Sängerin in sein Studio einlud. "Die Chemie passte von Anfang an, bei vorherigen Versuchen mit anderen Produzenten war das nicht so. Ich wusste einfach sehr genau, was ich will und worauf ich keinen Bock habe", sagt die Sängerin.

Ihre Vorstellungen habe sie auf ihrem Debütalbum ganz und gar umsetzen können. Die Platte habe in ihrem Kopf fast genauso geklungen wie das fertig produzierte Album. Insgesamt zwei Jahre arbeiteten die beiden dafür, immer wieder unterbrochen von Pausen und Reisen. Und vielleicht brauchte Leslie Clio ja genau diese Zeit, um anzukommen.
 

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