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Da fliegt einem das Blech weg

Untertitel
Ein ganz ungewöhnlicher Musikfilm fand den Weg ins Kino
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Brassed Off, Regie: Mark HermanMan muß heute für jeden Kinofilm dankbar sein, in dem weder Armaden von Aliens oder Sauriern die Menschheit bedrohen, noch ständig Tanklaster, Wolkenkratzer oder Passagierschiffe explodieren. Noch dankbarer wird man, wenn es zu einem Film keine Plastikpuppen, Geschirrtücher oder Autobezüge zu kaufen gibt. Pures Glück ist es allerdings erst, wenn auch die Musik eines Films nicht von Pop-Mitessern wie Sting oder Elton John stammt (Prinzessin Diana blieb dies bei ihrer Abblende ja nicht erspart!). „Brassed Off“ vom britischen Regisseur Mark Herman ist ein solch sympathischer Film. Seine Musik ist nicht bloße Gefühlstapete, sondern integraler Teil der Handlung: Eine lokale Blaskapelle möchte am nationalen Finale der Blasmusikorchester in der Royal Albert Hall teilnehmen. Doch durch die Londoner Sparpolitik (Seitenhieb gegen John Major und Tony Blair!) sind die Jobs der musizierenden Kohlekumpels gefährdet, alle verlieren mehr oder weniger die Lust an der Freizeit-Blasmusik. Das ändert sich (natürlich!), als die junge, musikalisch hochbegabte und sehr hübsche Flügelhorn-Spielerin Gloria (sic!) in die Brassband aufgenommen wird ... Tara Fitzgerald und Pete Postlethwaite spielen die Hauptrolle in diesem humorvoll-realistisch-optimistischen Film, den das Publikum der diesjährigen Berlinale zu seinem Liebling wählte. „Mit Pauken und Trompeten“ lautet übrigens der deutsche Verleihtitel und verfehlt – wie so oft – das subtile Wortspiel des Originals. Über Sinn und Unsinn von Filmmusik-Veröffentlichungen ist schon viel geschrieben worden; hier jedenfalls macht – durch die Thematisierung in der Filmhandlung – eine Soundtrack-CD Sinn. Sie weist über den Film selbst hinaus und zeigt ein von Operngängern und Feuilleton-Lesern oft belächeltes Genre in schönster Beleuchtung. Die exzellente Grimethorpe Colliery Band bietet einen Querschnitt durch das gehobene Blasorchesterrepertoire britischen Zuschnitts: von „Death and Glory“ über „Concierto d’Aranjuez“ bis zu – na was wohl – „Pomp and Circumstance“. Die dezent und musikalisch passend komponierten Filmmusik-Intermezzi stammen von Trevor Jones, Aufnahme und Produktion sind tadellos. Undankbar ist die Sache lediglich für den CD-Händler, der diese Musik einsortieren soll: Freunde gut gemachter Platzmusik werden sich kaum in die Regalecke voller Alien-, Saurier- und Explodierender-Tanklaster-Musik verirren.

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