Er mache nicht Jazzmusik mit Pop-Elementen, sondern Pop-Musik mit Jazz-Elementen, diese Definition hat Esbjörn Svensson als sein Kreativ-Bekenntnis hinterlassen. Der Titel, 301, seiner neuen, wiederum postum erscheinenden CD – mit seinem Trio aus Klavier, Baß, Schlagwerk samt vielen elektronischen Klanganreicherungen – verbirgt kein Mysterium, ist nur eine Ortsmarke für Aufnahmestudios in Sydney.
Geheimnisvoll, dabei entschieden mutet Svenssons Musik an. Sein genregebundener Zuordnungs-Vorschlag – Jazz/Pop, Pop/Jazz – ist zu vernachlässigen. Zum Bedeutungskern aller hier präsentierten Nummern führt Svenssons poetologisches Musik-Verhalten, seine Gestaltungsfertigkeit, mit der er Details erspürt und in übergreifende Zusammenhänge setzt.
Wie – zum Beispiel - ein scheinbar monotones Klangfundament erst schwingungslos dasteht und sich basisgebunden behauptet, aber dann zunehmend zur Stimmungsverdichtung beiträgt und dabei Vorschläge für einen klanglichen Überbau anbietet; oder: wenn Svensson rhythmische Figuren mit der Tendenz zur ostinaten Beharrlichkeit durchzieht – auf solche Bauteile konzentriert sich sein Planungsengagement.
Am Ende erscheint das kalkulierte Klanggemenge, wie von einer poesieerfüllten Folie überzogen, so sensibel erfühlt wie dramatisch zugespitzt, ergibt eine mal aufglühende, mal wie vor sich hindämmernde Musik. Immer bleibt sie narrativ bewegt und beweglich, meidet Richtungsfestlegungen, wird klassisch dank jedes vermiedenen kategorialen Einordnungszwangs. Diese so eindringliche Stimme aus dem Norden, verstummt durch den unglücklichen Tod ihres Erfinders, wird künftig fehlen.