Schnelldurchlauf: Geschwinde, flotte und aktuelle Plattenvorstellungen von Sven Ferchow, unserem Experten fürs Grobe. Einmal gehört, sofort rezensiert. Wenn Sie immer schon mal wissen wollten, was humanistischer Rock wohl sei. Diese Informationen und andere poplogische Analysen, rasant wie immer. Für die erste Erkenntnis, zur schnellen Information und zur Einordnung mit Sternchen: von einem Stern *: apathisch, bis zu fünf Sternen *****: beispiellos!
Künstler: Paul Moss
Albumtitel: Paul Moss
Internet: www.paulmoss.net
Erscheinungstermin: 29.05.2009
Label: Clou Disque
Grobe Musikrichtung: Songwriter-Pop
Herkunftsland: Italien / U.S.A.
Zielgruppe: Radiosklaven
Inhalt: Paul Moss ist Amerikaner, lebt jedoch in Italien. Als Songwriter hat er sich eindeutig dem Pop verschrieben. Dementsprechend zart klingen die Töne des zart besaiteten selbstbetitelten Albums. Es zirpt ein wenig nach Eros Ramazzotti, allerdings nicht ganz so schwülstig. Die Songs plätschern eher, vermeiden tatsächliche Höhepunkte und wirken so fast beliebig. Ergo: Radiomusik, weil austauschbar und ohne Alleinstellungsmerkmal.
Fazit: Wer den überladenen Eros Ramazzotti mag, wird den geschraubten Paul Moss lieben.
Bewertung: **
Künstler: Busta Rhymes
Albumtitel: Back on my B.S.
Internet: bustarhymes.com
Erscheinungstermin: 15.05.2009
Label: Universalmotown
Grobe Musikrichtung: Hip Hop /Rap
Herkunftsland: U.S.A.
Zielgruppe: Jungs mit Vergangenheit
Inhalt: Busta Rhymes ist natürlich ein Urvater der Bewegung. Und hat als einer der Wenigen dazu gelernt. Vor allem musikalisch. Mondän und aufgebläht kommen die Tracks des aktuellen Albums daher. Von dreckiger Rap-Attitüde ist selten etwas zu spüren. Manche Songs wirken gar beschwingt, melodiös und zeigen dabei, dass Busta Rhymes musikalisch ordentlich zugelegt hat. Fast möchte man von Songwriting sprechen, doch die expliziten Texte (Eltern haften für ihre Kinder) machen diesen Eindruck dann doch zu Nichte. Aber sonst: Richtig anhörbar das Ganze.
Fazit: Für den seriösen und rehabilitierten Gangster-Rapper.
Bewertung: ****
Künstler: Meeco
Albumtitel: Amargo Mel
Internet: www.termidor.com
Erscheinungstermin: 29.05.2009
Label: Connector
Grobe Musikrichtung: Latin Lounge Jazz
Herkunftsland: Deutschland / Frankreich
Zielgruppe: Traurige oder verliebte Loungebarbesucher
Inhalt: Meeco ist ein deutsch-französischer, zeitgenössischer Komponist / Produzent, der für sein Album einige Jazzgrößen zusammen getrommelt hat. Miteinander hat man dann ohne Zweifel wunderbar romantische Jazzkompositionen produziert, die sich tief im Latin verwurzeln, aber bar jeder Tanzbarkeit sind. Sinnlichkeit ist angesagt. Und die Meßlatte wurde hoch gelegt, schließlich sind Charlie Mariano, Eddie Henderson oder David Friedman mit von der Partie. Ab und an wünschte man sich etwas mehr forte und Tempo, aber im Gesamten ein gelungenes Debutalbum, mit dem Meeco eindrucksvoll auf sich aufmerksam macht.
Fazit: So lässt es sich träumen.
Bewertung: ****
Künstler: Method Man / Redman
Albumtitel: Blackout 2
Internet: www.method-man.com
Erscheinungstermin: 15.05.2009
Label: Def Jam
Grobe Musikrichtung: Hip Hop / Rap
Herkunftsland: U.S.A.
Zielgruppe: Bösewichte
Inhalt: 1999 veröffentlichten die beiden Solokünstler Method Man / Redman ihr erstes gemeinsames Wahnsinnsalbum „Blackout“. Zehn Jahre später das erfolgreiche Comeback mit „Blackout 2“. Knallharter wie kompromissloser Rap, der im Beatgewitter nicht untergeht, sondern düster und drohend darüber schwebt. So klingt das eben, wenn zwei Schwergewichte der Szene kollaborieren. Und dann darf man sich auch nicht wundern, wenn’s zuweilen heftig wird. Nicht für jedermann. Eine abgeschlossene Sozialisierung wäre wünschenswert.
Fazit: Zum ordentlich Dampf ablassen sehr tauglich.
Bewertung: ***
Künstler: The Billylee Janey Band
Albumtitel: What’s your trick
Internet: www.myspace.com/billyleejaney.com
Erscheinungstermin: 29.05.2009
Label: Rockadrome
Grobe Musikrichtung: Bluesiger Gitarrenrock
Herkunftsland: U.S.A.
Zielgruppe: Gitarrengottverehrer
Inhalt: Billylee Janey ist ein alter Gitarrenfuchs, der sein Handwerk auf einer deutschen Framus lernte und bestimmt seit den 70ern unterwegs ist. Vorbilder sind ebenfalls auszumachen: Hendrix, Clapton, Beck. Aber kopiert werden die eher weniger. Billylee Janey tankt sich mit seinem Trio schon alleine durch die Weiten der bluesigen trioesken Rockmusik. Die Instrumente samt ihren Besitzern stehen oft im Vordergrund. Will heißen: Gitarrentricks, Bassläufe und Schlagzeugfeinheiten werden gepflegt. Auch mal wieder gut, so was zu hören.
Fazit: Tauglich für den Grillabend unermüdlicher Blueser im Ü40 Alter.
Bewertung: ***
Künstler: Mintzkov Luna
Albumtitel: M für Mean and L für Love
Internet: www.mintzkov.com
Erscheinungstermin: 15.05.2009
Label: Haldern Pop Recordings / Cargo Records
Grobe Musikrichtung: Gitarrenpop mit Waveeinschlag
Herkunftsland: Belgien
Zielgruppe: Gitarrengottverehrer
Inhalt: Mintzkov Luna sind in Belgien kleine Helden und seit 1996 am Malochen. Das Debutalbum „M für Mean and L für Love“ erscheint nun als Re-Release in Deutschland und ist gleich mal um drei Remixe erweitert worden. Musikalisch ist das bitter-süßer Wave, der zuweilen mit Gitarren, Synthesizern oder Klavier gepinselt wird. Richtig laut wird’s nie, dafür wirkt die verschnupfte Stimme von Frontmann Philip Bosschaerts auf Dauer etwas ungelenk. Ein für das Genre sicher gutes Album, wenngleich die richtigen Höhepunkte fehlen.
Fazit: Augen schminken, schwarzen Mantel umwerfen und auf zur nächsten Waveparty.
Bewertung: **
Künstler: Cody
Albumtitel: Cody
Internet: www.myspace.com/codysongs
Erscheinungstermin: 29.05.2009
Label: Divine Records
Grobe Musikrichtung: Songwriterband
Herkunftsland: Dänemark
Zielgruppe: Nachdenker und Landschaftsbestauner
Inhalt: Frontmann Kaspar Kaae begann 2004 als Songwriter und sammelt mittlerweile eine ordentliche Band um sich, die in der dänischen Heimat durchaus bekannt ist. Sechs Songs werden uns auf „Cody“ vorgestellt. Allesamt können einen countryesken Strom nicht verleugnen, verweilen in ungekünstelter Ruhe und lassen sich von braven Akustikgitarren untermalen. Steelgitarren fehlen ebenso wenig wie ein smarter Cowboy-Charme, so dass man Cody an sich gar nicht nach Dänemark, sondern eher Richtung U.S.A. schieben möchte. Charakteristisch: Kaspar Kaaes Gesang zwischen Totalausfall und göttlicher Brüchigkeit.
Fazit: National Geographic auspacken und nordamerikanische Bilder zu Cody betrachten.
Bewertung: ****
Künstler: White Cowbell Oklahoma
Albumtitel: Bomardero
Internet: www.whitecowbell.com
Erscheinungstermin: 29.05.2009
Label: Slick Monkey
Grobe Musikrichtung: Humanistischer Rock
Herkunftsland: Kanada
Zielgruppe: Nachdenker und Landschaftsbestauner
Inhalt: Ganz im Stil der White Cowbell Oklahoma Band darf man anmerken: Da bleibt kein Rockauge trocken, wenn die Kanadier zur Axt greifen. Klassischer geht’s nimmer. Die Gitarren fackeln altbekannte Riffs ab, Schlagzeug und Gesang kennen nur eine Richtung: nach vorne auch wenn’s weh tut. Gnadenlos authentisch und deswegen mehr als berechtigt, selbst wenn das Nischenmusik bleiben wird.
Fazit: Für altgediente Rockliebhaber, die ZZ Top Alben nicht hinter dem Regal verstecken.
Bewertung: ***