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Literaturempfehlungen für das Orchesterspiel · Teil IIGeorg Friedrich Händel: Orgelkonzert B-Dur, op. 4, Nr. 2, herausgegeben von Karl Matthaei, BA 360, im Verlag Bärenreiter, Kassel. Besetzung: Orgel oder Cembalo, Streicher, 2 Oboen (Fagott ad libitum) und Continuo. Die Sätze: A tempo ordinario, e staccato, (1/4 = 72), Adagio e piano – Allegro 1/4 = 84-96) – Adagio e staccato (1/4 = 36) – Allegro, ma non presto (1/8 = 120- 138).
„Die Bezeichnung staccato bedeutet hier eine akzentuierte, brilliante Anschlagsart, wobei sich die kurzen von den länger klingenden Schlägen deutlich unterscheiden sollen“ nach Hinweis des Herausgebers.
Sehr genau sind die terrassendynamischen Angaben und Verzierungen verzeichnet und erklärt. Zur Wiedergabe auf der pedallosen Kleinorgel oder auf dem Cembalo eignet sich im Solopart jedenfalls der dreistimmige Satz am besten, was Händel selbst mit einer gelegentlich dreistimmigen, allerdings vorwiegend imitatorisch gefaßten Schreibweise bekundet. Die Registrierung soll einfach und nicht zu häufig wechselnd sein.
Die Orchesterstimmen wurden absichtlich mit vielen Stichnoten ausgestattet, damit der Organist diese Komposition auch mit dem kleinen Streichkörper ohne Dirigenten zu interpretieren in der Lage sei. Auf die Oboen kann nicht verzichtet werden. Ebenso sollte die Hinzuziehung des Fagotts bei größerer Besetzung nutzvoll sein. Taktzahlen helfen bei der Einstudierung. Bei den Streichern sind die Striche zu ergänzen. In der ersten Violine ist die dritte Lage notwendig.
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittelschwer; Dauer: 12 Minuten
Karl Ditters von Dittersdorf (1739-1799): Sinfonia F-Dur (Krebsverzeichnis Nr. 10), praktische Erstausgabe von Rudolf Lück für Kammerorchester, aus der Reihe Musica mundi Nr. 18 (Instrumentalmusik des 17.-19. Jahrhunderts in praktischer Erstausgabe nach dem Urtext) – EG 225 – Edition Gravis, Bad Schwalbach. Die Sätze: Allegro (assai) – Andante – Menuet/Trio/Menuet – Allegro. Die Besetzung: Flöte 1, Flöte 2, 2 Hörner in F, eventuell Oboen und Streicher.
Diese Sinfonia dürfte 1762 bis 1766 in Wien entstanden sein und zeigt Stileinflüsse des frühen Joseph Haydn, mit dem Karl Ditters von Dittersdorf befreundet war. Sie zählt zu den Jugendwerken des Komponisten. Bei den Streichern muß der „Basso“ mit Violoncello und Kontrabaß besetzt werden. Außerdem kann – der damaligen Zeit entsprechend auch ein Fagott die tiefste Stimme mitblasen. Im Menuett und im 4. Satz Allegro sind auch Oboen möglich. Tempobezeichnungen, Dynamik, Artikulationshinweise, Phrasierungen, Taktzahlen und Verzierungen sind genau eingetragen und musikalisch zu gestalten. Der Notendruck ist einwandfrei.
Die Geigen gehen nicht über die dritte Lage hinaus (eine kleine Ausnahme einen Takt lang). Die technischen Schwierigkeiten sind gering (z.B. Synkopen, Sechzehntelpassagen, Triller etc.) und relativ leicht durch Übung zu bewältigen. Die Bläser sind einfach gehalten und nur im letzten Satz am Anfang etwas schwieriger gestaltet (Sechzehntel).
Schwierigkeitsgrad: leicht bis teilweise mittelschwer; Dauer: Die einzelnen Sätze: 1. Satz: 5 Min., 2. Satz: 3.30 Minuten, 3. Satz: 4.30 Minuten, 4. Satz: 5 Minuten. Insgesamt: 18 Minuten.
Luigi Boccherini (1743-1805): Sinfonia Nr. 25, A-Dur (G 518), op. 37,4 aus der Reihe Diletto Musicale, Doblingers Reihe Alter Musik, herausgegeben von Antonio de Almeida, 625 Mark, Verlag Ludwig Doblinger (Bernhard Herzmansky) KG Wien-München.
Diese Sinfonia Nr. 25 in A-Dur stammt aus dem Jahre 1778 und ist für Flöte, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner in A und Streicher geschrieben. Die Sätze sind überschrieben mit: I Allegro – spirituoso – II Minuetto (Allegro) mit Trio – III Andante – IV Allegro ma non presto. Auch diese Sinfonie gehört zu einer Gesamtausgabe der Werke Boccheri-nis, die für Jugend- und Laienorchester wertvolles Material auflegt, und die die Möglichkeit der Auswahl initiiert. Daß es sich bei unserer Sinfonie um eine „echte“ Sinfonie handelt, beweist die Zusatzbezeichnung „Sinfonia a grande orchestra“ oder „Sinfonia grande“.
Der Herausgeber hat genaue Anmerkungen über Vorschläge, Dynamik, Akzente, Repetitionsnoten, Tenutos, aber auch über verdoppelte Noten, Bassi und sogar über die Verwendung oder Nichtverwendung eines Cembalos der Partitur beigegeben.
Die technischen Schwierigkeiten sind bei den Tuttiviolinen und Tuttibratschen nicht zu hoch (3. Lage), bei den Soloinstrumenten – etwas anspruchsvoller (4. Lage zum Beispiel und technisch schwieriger). In allen Sätzen kommen in allen Bläserstimmen Solostellen vor. Im Trio des 2. Satzes und im 3. Satz sind auch in allen Streicherstimmen Solostellen integriert. Die Violoncellostimme ist , wie bei allen Boccheriniwerken – der Komponist war eben selbst Violoncellist – schwieriger, aber auch interessanter.
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittelschwer; Dauer: Die einzelnen Sätze:
1. Satz: 8.15 Minuten, 2. Satz: 4 Minuten, 3. Satz: 5 Minuten, 4. Satz: 5 Minuten. Insgesamt ca. 22.30 Minuten.
Johann Friedrich Reichardt (1752- 1814): Sinfonia D-Dur (Ouvertüre) zur Oper „La gioja dopo il duolo“ 1776 für 2 Oboen, 2 Hörner und Streichorchester – herausgegeben von Armin Schmidt in der Corona-Werkreihe für Kammerorchester, begründet von Adolf Hoffmann Nr. 149 im Möseler Verlag, Wolfenbüttel und Zürich (M 40.149).
Johann Friedrich Reichardt, der Goethefreund und Komponist mehrerer Lieder Goethes und zeitweise Kapellmeister bei Friedrich II., hat neben mehr als 1000 Liedern, 20 Bühnenwerke (meist Singspiele), über 20 Orchesterwerke und 70 Kammermusikwerke geschaffen. Diese vorgelegte „Sinfonia“ ist in der Form einer italienischen Opernouvertüre zur oben genannten Oper (neapolitanisch) komponiert worden mit den selbständigen Sätzen: Allegro – Adagio – Allegro.
Die Besetzung: 2 Hörner in B, 2 Oboen und Streicher, wobei Violoncello und Kontrabaß dieselbe Stimme in Oktaven spielen. Die Sätze lauten: Allegro assai – Andante – Vivace pocco presto. Dynamik, Tempo und Taktzahlen sind eingezeichnet. Die Bläserstimmen sind relativ leicht gehalten, meist als Füllstimmen. Auch die Streicherstimmen sind meist leicht darzustellen und gehen über die dritte Lage nicht hinaus. Vielleicht ist der dritte Satz wegen seines Tempos Vivace pocco presto aber etwas komplizierter; nach guter Vorübung ist jedoch auch dieser Satz trotzdem technisch gut zu meistern. Da mir die Instrumentalstimmen zu diesem Werk fehlten, kann ich zu den Strichen bzw. zu den Fingersatzeintragungen nichts aussagen. Allerdings wäre dies für einen geübten Dirigenten eines Laienensembles kein Problem, die Eintragungen selbst vorzunehmen. Die meisten Phrasierungen sind vorhanden, ebenso die Verzierungen.
Schwierigkeitsgrad: leicht; Dauer: 1. Satz: 3.30 Minuten; 2. Satz: 2 Minuten, 3. Satz: 1.30 Minuten. Insgesamt 7 Minuten.