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Neunzehn neue Editionen für die Flöte

Untertitel
Musik des 20. und 21. Jahrhunderts für Flöte solo sowie mit Orgel- und Klavierbegleitung
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Neue Noten für Flöte ...

Franz Surges: Nebel-Fassaden (2004) für Flöte, Viola und kleine Trommel. Edition Dohr 24180 (2007) ISMN M-2020-1180-5

Das Werk wurde auf einem Kompositionswettbewerb 2004 ausgezeichnet. Vorgabe waren drei Volkslieder, die in die Komposition einzuarbeiten waren. Das Trio umfasst fünf Sätze in einer außergewöhnlichen Zusammenstellung. Jedes Instrument birgt Möglichkeiten, die Musik zu „vernebeln“, zum Beispiel: Flageolett, con sordino, Pizzicato, Glissando, verschiedene weiche und harte Stöcke für die Trommel. Auch Kompositionstricks wie übereinandergelagerte unterschiedliche Rhythmen stellen ähnliche Effekte her. Der Notendruck ist angenehm. Zu den Stimmen bildet die Partitur eine wesentliche Hilfe zur Einstudierung des Werkes.

Regula Schwarzenbach/Letizia Fiorenza: Höhenflüge mit Bodenhaftung. Die Methode Atem-Tonus-Ton für Flötistinnen und Flötisten. Ein Übungsbuch für Neugierige. Zimmermann Verlag (2007) ZM 00029 ISMN M-010-00029-9

Dieses kleine Handbuch reiht sich ein in die Liste der vielen großen und kleinen Bücher über Methoden der Entspannung, erweiterte Körperübungen am Instrument et cetera. Die beiden Autorinnen (Schwarzenbach ist Flötistin, Fiorenza ist Sängerin) stellen einen neuen Ansatz vor. Sie gehen von der Atemtechnik beim Gesang aus und übertragen dies modifiziert und vielfach auf Kursen ausprobiert auf die Flöte. Viele gut beschriebene einfache Übungen sollen den Atem führen, den Körper erfahrbar machen, lockern und einstimmen auf den schönen Ton und ein entspanntes Flötenspiel. Es lohnt einen Versuch.

Jindrich Feld: Sonatine für Piccolo und Klavier. Leduc AL 29 872 (2006) ISMN M-046-29827-1

Diese Sonatine bereichert das originale Solorepertoire für das Piccolo. Die Sonatine umfasst drei Sätze in gemäßigter zeitgenössischer Tonsprache. Das Piccolo bewegt sich vielfach in schnellen Figuren im gesamten möglichen Tonspektrum neben lyrischen Teilen, die den Klang bis ins pianissimo ausloten. Der erste Satz hat einen motorisch-marschhaften Charakter, der zweite ist lyrisch mit einem bewegteren Mittelteil und der dritte – in klassischer Tradition – steht im tänzerischen 6/8-Takt. Feld benutzt klassische Kompositionstechniken in der Form und in der Beziehung der beiden Instrumente zueinander. So fungiert das Klavier einerseits als harmonischer Teppich, andererseits als motivischer oder melodischer Duopartner.

Joanna Stepalska-Spix: Einfach Zweifach – Two take it easy. Zwei leichte Duette für Flöten (oder Piccoli). Zimmermann ZM 35700 (2007)

Vergnügliche, musikalisch unange-strengte, sehr tonale Duette, die die Komponistin im Auftrag des Vereins „Freunde der Querflöte“ geschrieben hat. Das erste im Dreiertakt erinnert etwas an bayerische Tanzmusik (rustico), das zweite Duett lehnt sich formal an ein Menuett an: Der Mittelteil im 6/8-Takt wird gerahmt von den A-Teilen im Zweiertakt. Beide Stimmen werden gleichermaßen verantwortlich bedacht, sodass die Stücke ein echtes Duovergnügen darstellen.

Heinz Holliger: Pour Roland Cavin für Piccolo, Flöte und Altflöte. Ed Schott FTR 196 (2007) ISMN M-001-14919-8

Das nur drei Minuten dauernde Stück wurde 2005 als Hommage an einen verstorbenen guten Freund komponiert. Es hat einen ruhigen, getragenen Charakter. Für jede Stimme ist eine Partitur vorgesehen, die das Zusammenspiel mit den vielfältigen rhythmischen Verschiebungen erleichtert. Eine atmosphärische Musik, die aus der Ruhe und der Stille wirkt.

Heinz Holliger: (è)cri(t) für Flöte solo. Ed. Schott FTR 197 (2007) ISMN M-001-14920-4

Holliger benutzt für dieses Solo ein eindeutig-zweideutiges Wortspiel: „Geschrieben“ oder/und „Schrei“. Das Grundtempo ist langsam bei variablem Timing. Farbig wird das Werk durch die Kontraste: Sprünge über die ganze Flötenskala und exzessive Dynamik (vom ppp bis zum sffffz). Es werden bekannte Notationen für einige wenige klangliche Verfremdungen benutzt. Das anspruchsvolle Solo soll circa acht Minuten dauern.

Nicolas Bacri: Douze Monologues Pascaliens pour Flûte (ou Hautbois) solo opus 92. Leduc (2007) ISMN M-046-29838-7

Der französische Komponist N. Bacri stellt zwölf – zum Teil sehr kurze – Solostücke vor. Sie sind in konventioneller Schreibart, aber in moderner (atonaler) Harmonik. Jedes der meist langsamen Stücke hat seinen eigenen Charakter. Es lassen sich allerdings schwer Bezüge zum Obertitel „Zwölf österliche Monologe“ herstellen (vielleicht mit Fantasie?). Es werden keine modernen Techniken verlangt, das Tonspektrum reicht auch für die Oboe bis f’’’’. Einige Monologe kommen in der Tonlage eher der Oboe entgegen, andere liegen besser für die Flöte. Gestalterisch wird vom Spieler einiges verlangt, um dem Werk einen Bogen zu verleihen.

Wolfgang Stendel: Klang-Zeit-Staub für Flöte, Klavier und Schlagwerk. Verlag Neue Musik Berlin (2006) NM 811, ISBN 3-7333-0381-4

Dieses Trio ist für drei Spieler, wobei der Schlagzeuger eine große Vielfalt an Schlaginstrumenten (20!) zu bedienen hat. Das Werk hat ein langsames Grundtempo, das der Klangmalerei in vielen Kombinationen Raum lässt. Dabei werden auch erweiterte Techniken sowohl auf der Flöte als auch am Klavier genutzt. Und der Schluss zerfällt zu (Klang-)Staub durch diffuse Klänge von Flöte und Vibraphon. Die Partitur sieht sehr interessant aus, ist aber nur durch gute Instrumentalisten realisierbar.

Leichte Vortragsstücke für Flöte und Klavier, Band 1, herausgegeben von Günther Johannes Schmitz. Ed. Schott ED 20108 (2007) ISMN M-001-14637-1

G.J. Schmitz folgt den Fußstapfen vieler Flötisten-Komponisten. Für seine Schüler bearbeitete er Hits von Mozart (Türkischer Marsch), Grieg (Morgenstimmung), Beethoven (Für Elise) und Satie (Gymnopedie) neu. Diese mischt er im vorliegenden Band mit Eigenkompositionen. Die programmatischen Stücke sind größtenteils tonal, aber doch ab und an mit dissonanten Einsprengseln und überraschenden Akkordwendungen gewürzt. Für Spieler ab Mittelstufe geeignet, da ein Tonraum bis hoch in die dritte Oktave gefordert wird und gerade die Bearbeitungen in voller Länge der Originale erscheinen.

Katarina Hofmann: Gretel wird gehänselt. 20 Variationen im Stil von Bach bis Bossa Nova, für ein bis zwei Querflöten und Klavier. Zimmermann ZM 35650

K. Hofmann unternimmt wie in ihren Bearbeitungen „Nikolausiges“ einen Versuch, mit den stilistischen Veränderungen über „Hänsel und Gretel“ den Spielern zwanzig verschiedene Musikstile näher zu bringen. Es gibt Variationen für Flöte beziehungsweise zwei Flöten und Klavier, Flöte solo und auch Klavier solo. Anmerkungen zu den Komponisten, deren Charakteristika entlehnt werden, und den Genres sollen die Interpretation erleichtern und den Spieler bereichern. Musik mit Augenzwinkern!

Patrick Steinbach/Wolfgang Löll: Carolan’s Dream. 15 Pieces for Flute/Violin (Fiddle) and Piano, incl. CD. Schott ED 20201
Patrick Steinbach/Jeremy Barlow: Carolan’s Concerto, for Flute (Violin or Oboe) and Keyboard and optional Cello (Bassoon), incl. CD. Schott 13506

Liebhaber der irischen Musik finden in diesen beiden Bänden eine reiche Auswahl von Liedern des blinden irischen Barden und Harfenisten Turlough O’Carolan. Überliefert sind von ihm nur die Melodien, die nach Gusto harmonisiert werden können. So haben sich die Herausgeber, Arrangeure, Bearbeiter von zwei Seiten genähert: Das Layout bietet in „Carolan’s Dream“ Akkordsymbole, in „Carolan’s Concerto“ ist eine Bassstimme hinzugefügt für Cello oder Fagott ad libitum. Die Klavierstimmen allerdings sind unterschiedlich: In „Carolan’s Dream“ spielt das Klavier jede Melodie mit, in „Carolan’s Concerto“ wird die Melodie nur harmonisch unterlegt. Ausführliche Beschreibung des Barden und der Lieder, die eng mit seinem Leben zusammenhängen, sowie Kurzbiographien der Interpreten der CD runden die Ausgaben ab.

Jürgen Moser: Let’s play together. 18 leichte Popstücke für Flöte und Klavier. Schott ED 20275

Moser läuft mit dem Trend, leichte verdauliche Stücke zu schreiben. Das „leicht“ liegt in der Flötenstimme, die Klavierbegleitung ist tatsächlich nur in Harmonien begleitend, was für Klavierschüler nicht immer ganz einfach ist. Einige Stücke sind sehr leicht, andere sind rhythmisch schon etwas komplizierter. Der Tonraum vom c’ bis d’’’ wird voll genutzt. Die Stücke sind geeignet für Schüler der Unterstufe. Sowohl in der Melodiestimme als auch in der Klavierstimme sind die Akkordsymbole eingetragen, so dass man auch die Gitarre begleiten lassen kann oder mit Klavierschülern an Hand der Symbole eigene Begleitungen erfinden könnte. Die Stücke sind geeignet für Schüler der Unterstufe.

Bernhard Krol: Nun komm, du Heiland aller Welt op. 184. Choralpartita für Flöte und Orgel. Wolfgang G. Haas-Musikverlag Köln E.K. ISMN M-2054-1002-5

Die Partita ist Musik, die am besten in die Zeit zu Weihnachten passt. Krol vertonte vier Zitate aus dem wohl ältesten Weihnachtshymnus der christlich-lateinischen Kultur von Ambrosius von Mailand (viertes Jahrhundert nach Christus). Über dem choralmäßigen Orgelpart läuft die Flötemelodie als Oberstimme und Kontrapunkt. Hin und wieder sind Melodiefetzen aus dem bekannten gleichnamigen Adventschoral zu hören. Das Werk ist weitgehend tonal gehalten mit überraschenden Akkordwendungen. Aber es wird die Zuhörer nicht in der Meditation aufschrecken. Leider ist die Handschrift undeutlich kopiert. So wird der vielleicht interessierte Spieler erstmal abgeschreckt, dieses Werk in die Hand zu nehmen. Vielleicht sollte der Haas Verlag doch mal in ein Computerprogramm investieren?

La flûte au salon, für Flöte und Klavier, edited and performed by Franco Cesarini, incl. CD. Mitropa Music (2008)

Der Sammelband stellt Werke von Popp, Andersen, Brun, Molique, Doppler, Böhm und Monti vor und bedient die Lust an der (oberflächlichen) Virtuosität auf der Flöte. Die Ausgabe erscheint in einem gut lesbaren Druck mit einer CD, die von F. Cesarini bespielt ist plus einer Play-Along-Version. Mir fehlen zur Vollständigkeit bei der aufwändigen Ausstattung zumindest die Lebensdaten der Komponisten. Auch wünschte ich mir von Andersen und Doppler nicht die x-te Ausgabe derselben Kompositionen, die ich bereits in anderen (gleich guten) Ausgaben im Schrank habe, wenn auch ohne CD.

Flötenmusik von Komponistinnen. 13 Stücke für Flöte und Klavier (Elisabeth Weinzierl-Wächter/Barbara Heller). Schott ED 9947 (2008)

Die beiden Herausgeberinnen haben eine große Tat vollbracht im Sinne der Emanzipation. Wurde doch der Frau noch vor nicht allzulanger Zeit die Fähigkeit abgesprochen, sich kreativ auf dem Gebiet der Komposition zu betätigen. In diesem Band finden sich Kompositionen von Frauen, deren Namen auch Insidern nicht unbedingt geläufig sind, angefangen im 18. Jahrhundert über das 19. Jahrhundert bis zu Werken von 2004. Alle Kompositionen spiegeln natürlich die Stilistik der jeweiligen Epoche der Entstehung wie Generalbass, romantische Gefühle oder auch experimentelle Klänge. Jede Komponistin wird mit Biographie und Foto vorgestellt. Eine Bereicherung nicht nur für Interpretinnen!

Maurice Ravel: Bolero, Flöte (Oboe) und Klavier. Schott ED 09821 (2008)
Claude Debussy: Pour invoquer Pan, dieu du vent d´été, Flöte und Klavier. Schott ED 09823 (2008)
C. Debussy: La fille au cheveux de lin, Flöte und Klavier. Schott ED 09824 (2008)

Der Verlag Schott bietet in drei Einzelausgaben gut spielbare Bearbeitungen von bekannten Werken von Debussy und Ravel an. Der Bolero hat eine leichte Klavierbearbeitung, obwohl die rechte Hand im (Trommel-)Rhythmus nicht nachlassen darf. Flöten- wie Klavierspieler werden viel Spaß an diesem Hit haben. Die beiden (Klavier-)Piècen von Debussy müssen mit viel Klangsinn beider Interpreten ge-
spielt werden, um die Musik Debussys lebendig zu machen. Aber beide Werke bewegen das Herz und berei-chern die Flötenliteratur des Impressionismus.

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