Deutscher Soul ist bisweilen ein kleiner Problembär. Da kommt jemand, fängt sich mit dem Studio-Lasso ein paar begnadete Musiker ein, stülpt über deren Erguss seine leider selbst verfassten muttersprachlichen Texte und nennt das Ergebnis „Deutschen Soul“.
Natürlich immer ganz nah dran am amerikanischen Ideal. In vielen Fällen (siehe Laith Al-Deen) kippt das leider in Richtung „Tanzcafe Romantica“ und statt die souligen Vibes aus der Kraft des Soul zu spüren, tritt man sich beim Schwofen auf die Füße. Dann lieber Wurzelbehandlung.
Dass es anders geht, zeigt Gott sei Dank seit vielen Jahren Stefan Gwildis aus Hamburg. Warum es bei ihm so ungekünstelt, so frei und unanbiedernd klingt, kann wohl nur er selbst beantworten. Gut, „Wünscht du wärst hier“ sind nun nicht ausschließlich Eigenkompositionen, sondern zuweilen Interpretationen beständiger Soulklassiker. Doch gerade darin liegt die Gefahr sich völlig zu verzetteln und keinen Schuss Individualität mit einzubringen. Gwildis macht das aber routiniert und souverän. Was bei Nummern wie Joni Mitchells „Big Yellow Taxi“ (deutscher Titel: „Wenn es weg ist“), Marc Cohns „Walking In Memphis“, „Spinning Wheel“ von Blood, Sweat & Tears oder Lucio Dallas „Caruso“ sicher keine Selbstverständlichkeit ist.
Dazu gesellen sich eigene Songs wie „Wundervolles Wunder“ oder „Wünscht du wärst hier“, die Gwildis mit seinem alten Weggefährten Michy Reincke verfasst hat. Musikalisch ist das absolute Oberklasse. Gwildis selbst lebt und leidet in jedem Song seinen Soul, Blues-(Rock) und R&B. Er beherrscht seine Stimme, weist damit dem Hörer den Weg und schafft eine Konstante, die „Wünscht du wärst hier“ zu einem berechtigten und glaubwürdigen Album macht.
Als Anspieltipps sind zu empfehlen: „Wo bist du grad“, ein Song der benfalls mit Michy Reinke entstand und der Marc-Cohn-Klassiker „Walking In Memphis“.