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Paul Müller wird neuer Intendant der Münchner Philharmoniker +++ Ein Jahrhundertdirigent - Kurt Sanderling wird 95


Paul Müller wird neuer Intendant der Münchner Philharmoniker
München (ddp). Der Intendant der Bamberger Symphoniker, Paul Müller, wechselt voraussichtlich Anfang kommenden Jahres in gleicher Funktion zu den Münchner Philharmonikern. «Der Vertrag ist unter Dach und Fach», sagte Münchens Kulturreferent Hans-Georg Küppers am Montag auf ddp-Anfrage. Jetzt muss nur noch der Münchner Stadtrat seine Zustimmung geben. Dies soll in der Sitzung am 4. Oktober geschehen.
Müller wird Nachfolger von Wouter Hoekstra, dessen Vertrag aufgrund interner Streitigkeiten vorzeitig aufgelöst wurde. Der Holländer hatte zum 1. September 2004 sein Amt angetreten, sich aber bald mit Generalmusikdirektor Christian Thielemann zerstritten.
Einzelheiten zu dem neuen Vertrag mit Müller nannte Küppers nicht. Darüber sei Stillschweigen vereinbart worden. Die Laufzeit eines Intendantenvertrages sei «üblicherweise» auf zunächst fünf Jahre angelegt. Küppers sagte, Müller werde «so schnell wie möglich» nach München wechseln. Dabei müsse berücksichtigt werden, dass auch für die Bamberger Symphoniker eine gute Nachfolgelösung gefunden werde.
Müller ist seit Februar 2002 Intendant des mittlerweile als Bayerische Staatsphilharmonie firmierenden Bamberger Orchesters. Erst im vergangenen Jahr hatte er seinen Vertrag um weitere vier Jahre bis 2011 verlängert.


Ein Jahrhundertdirigent - Kurt Sanderling wird 95
Berlin (ddp-bln). Der Berliner Dirigent Kurt Sanderling wird an seinem 95. Geburtstag am Mittwoch (19. September) im Konzerthaus am Gendarmenmarkt mit einem Festkonzert geehrt. Das Konzerthausorchester, das sich bis vor kurzem Berliner Sinfonie-Orchester (BSO) nannte, hatte der Jubilar von 1960 bis 1977 geleitet.
Danach begann die dritte Karriere des gebürtigen Ostpreußen, der 1933 in Berlin als Jude Berufsverbot erhalten hatte und Deutschland verlassen musste. Bereits Rentner trat Sanderling in den 90er Jahren ans Pult bedeutender Orchester der Welt: Er arbeitete bei den Berliner Philharmonikern, der Berliner Staatskapelle und beim Rundfunk-Sinfonieorchester (RSB), zudem dirigierte er führende Klangkörper in den USA, in Japan sowie in Paris, London, Kopenhagen, Stockholm, Tel Aviv, Wien und Zürich.
In London, wo das Philharmonia Orchestra Sanderling 1995 zum Ehrendirigenten ernannte, hat der heutige Berliner Philharmoniker-Chef Sir Simon Rattle ihn gehört, war von seinen Klassiker-Interpretationen tief beeindruckt und nannte ihn 1991 in Berlin eines seiner großen Vorbilder. Noch 2001 hatte Sanderling in Berlin bei einem Bruckner-Abend dirigiert. Anfang 2002 legte er den Dirigentenstab dann endgültig aus der Hand.
Werke von Beethoven, Brahms und Bruckner, von Mozart, Schumann, Sibelius sowie russischen Komponisten von Borodin über Rachmaninow bis Tschaikowski sind die besondere Domäne des Musikers. Einem Komponisten des 20. Jahrhunderts ist er besonders verpflichtet: Dmitri Schostakowitsch. Mit ihm war er ebenso eng befreundet wie mit dem Ausnahme-Geiger David Oistrach.
Sanderlings Taktstock ruht, aber drei Söhne schwingen ihn: Sohn Thomas aus erster Ehe dirigiert, neuerdings auch Michael, der namhafte Cellist mit Professur an der Berliner Hanns-Eisler-Hochschule, der zuvor lange am 1. Pult der Cellogruppe des RSB stand, und Stefan, Musikdirektor des Florida Symphony Orchestras und 1. Dirigent des Toledo Symphony Orchestras.
Begonnen hatte Kurt Sanderling seine berufliche Laufbahn als Korrepetitor an der Städtischen Oper in Berlin-Charlottenburg (heute Deutsche Oper), wo er mit großen Dirigenten wie Bruno Walter arbeitete, bis er 1933 ins sowjetische Exil ging. Er begann beim Moskauer Rundfunk als Assistent, war 1942-1960 bei der Leningrader Philharmonie an der Seite von Jewgeni Mrawinski tätig. Ein Gastspiel in Ost-Berlin mit diesem Weltklasse-Klangkörper führte auf Initiative des späteren Staatsopern-Intendanten und damaligen Vize-Kulturministers der DDR Hans Pischner zum Angebot, in seine deutsche Heimat an die Spree zurückzukehren.
Namhafte Orchester wurden ihm angeboten, aber er entschied sich für das 1947 gegründete Berliner Sinfonie-Orchester mit vielen gerade von den Hochschulen gekommenen Musikern. Daraus einen Klangkörper zu formen, der schnell als Ost-Pendant zu den Berliner Philharmonikern galt, war sein bald erreichtes Ziel. Er konnte viele namhafte Solisten und Gastdirigenten gewinnen.
Beim jetzigen Geburtstagskonzert am Mittwoch, an dem Sanderling als Gast teilnehmen wird, spielt das Konzerthausorchester unter Chefdirigent Lothar Zagrosek Werke von Mozart, Brahms und Schumann. Dabei wirken auch Sanderlings Frau Barbara (Kontrabass) und Sohn Michael (Violoncello) mit.
Klaus Klingbeil