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Barenboim erhält israelischen Friedenspreis +++ Leon de Winter wird 50
Barenboim erhält israelischen FriedenspreisDer Generalmusikdirektor der Deutschen Staatsoper in Berlin, Daniel Barenboim, erhält den israelischen Haviva Reik-Friedenspreis 2003. Er für seine Bemühungen um einen Dialog zwischen Juden und Arabern gewürdigt. Barenboim, habe gezeigt, "wie man durch Musik Brücken zwischen Menschen bauen kann, auch wenn der Konflikt zwischen ihnen noch so bitter ist", hieß es in der Begründung für die Preisverleihung, die im Sommer in Berlin geplant ist. Das berichtet der Berliner "Tagesspiegel".
Der Haviva Reik-Friedenspreis wird seit zehn Jahren jährlich verliehen und wechselweise von einem arabischen und einem israelischen Künstler gestaltet. Barenboim setzt sich seit Jahren für die israelisch-arabische Aussöhnung ein. Neben Konzerten in den besetzten Palästinensergebieten rief er den Workshop "West-Östlicher Diwan" ins Leben. Internationale junge Musiker, auch aus Israel und Palästina, arbeiten hier zusammen, um nach der Probephase als "West-Eastern-Divan-Orchestra" gemeinsam auf Konzert-Tournee zu gehen.
Leon de Winter wird 50
Berlin (ddp). Leon de Winter gehört zu den erfolgreichsten europäischen Autoren der Gegenwart. Seine Bücher wurden in 13 Sprachen übersetzt. Anliegen des Niederländers ist es, seine Romane so visuell wie möglich zu schreiben. Am Donnerstag wird Winter 50 Jahre alt.
Sein großes Thema fand Winter in der Auseinandersetzung mit der jüdischen Identität im heutigen Europa. Am 26. Februar 1954 in die Welt der orthodoxen Juden in s\'-Hertogenbosch hineingeboren, erlebte er in seiner Kindheit die Spannungen zwischen strengem Glauben und den Versuchungen der Nachkriegswelt. Als der Vater starb, war Winter elf.
Das nahm ihm die Chance, sich im Vaterkonflikt mit der jüdischen Tradition auseinanderzusetzen. «Ich glaube, es ist ganz notwendig, mit dem Vater zu kämpfen, ihn beschimpfen zu können und dann eine Versöhnung zu Stande zu bringen», sagt der Autor im ddp-Interview. In seinem großen Erfolg «SuperTex» (1991), der von Regisseur Jan Schütte verfilmt wurde, habe er versucht, die Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn «zumindest auf dem Papier» nachzuholen.
Die Identität des Jüdisch-Seins ist für Winter bis heute eine «ziemlich komplizierte Frage» geblieben. Er selbst bezeichnet sich als «nicht religiös», fühlt sich aber als Teil des jüdischen Volkes, der jüdischen Kultur. «Aber welcher Teil der Kultur ist das?», fragt er sich in seinen Büchern stets aufs Neue. Mit dem Schreiben begibt sich Winter auf Spurensuche nach der eigenen Identität. «Wenigstens in der Geschichte will ich Klarheit finden», sagt er.
Erfolg suchte Winter parallel im Film. Bevor er 1976 mit Erzählungen in den Niederlanden erste Erfolge feierte, studierte er an der Filmakademie in Amsterdam, die er jedoch ohne Examen verließ. Mit Freunden gründete er eine Produktionsfirma und verfasste mehrere Drehbücher.
Sein erster Film «Die Grenze» schaffte es 1984 ins Hauptprogramm der Internationalen Filmfestspielen von Cannes. Später traute sich Winter auch an die Umsetzung eigener Werke heran. Regie führte er bei der Verfilmung von «Die (Ver)Bildung des jungen Dürer» (1978)und «Hoffmans Hunger» (1990). Sönke Wortmann verfilmte in enger Zusammenarbeit mit Winter dessen Roman «Der Himmel von Hollywood» (1997).
Schreiben und Filmen - das sind für Winter zwei Seiten einer Medaille. In seinen Büchern versuche er stets, die Dinge so visuell wie möglich zu beschreiben, so dass die Leser einen Film in ihrem Kopf sehen, sagt er. Am Film wiederum reizten ihn jene Bestandteile, auf die er beim Buch verzichten müsse, Musik etwa.
Schiffbruch erlitt Winter mit seinen Plänen, zusammen mit Eric Pleskow und der 1999 gegründeten Produktionsgesellschaft Pleswin Entertainment in Hollywood Fuß zu fassen. Das Engagement für konkrete Projekte scheiterte am Geld - wenige Stunden vor Vertragsunterzeichnung. Das war für den Schriftsteller eine «Katastrophe», von der er sich nur langsam erholte.
Stilistisch wagt Winter keine Experimente, trotz manch abstruser inhaltlicher Wendungen seiner Geschichten. Für viele Kritiker bleibt er deshalb ein konventioneller Erzähler. Aber das lässt Winter kalt. Als Schriftsteller müsse man nicht über ein starkes Ego, sondern einen starken Verdrängungsmechanismus verfügen, sagt er.
Aber natürlich ist Winter nicht gegen Lob gefeit. «Gute Kritik ist mir sehr wichtig», sagt er, nur «schlimme Kritik» sei ihm «völlig unwichtig». Wenn ein Kritiker schreibe, das Buch sei schrecklich, «dann hat er das einfach nicht richtig gelesen».
Christina Denz