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Chemnitz: Vertrauen ausgesprochen - Rolf Stiska bleibt im Amt +++ Elfriede Jelinek erhält Hörspielpreis der Kriegsblinden

Chemnitz: Vertrauen ausgesprochen - Rolf Stiska bleibt im Amt
Der Generalintendant der Städtischen Theater Chemnitz, Rolf Stiska bleibt im Amt. Der Chemnitzer Stadtrat sprach ihm gestern nach einer mehrstündigen Debatte das Vertrauen aus. Stiska geriet wegen angeblicher Verschwendung öffentlicher Gelder in die Kritik. Ein Antrag der CDU-Fraktion auf außerordentliche Kündigung wurde abgelehnt, teilte die Stadtverwaltung mit.
Grund für die Debatte sind Mehrkosten von 913 000 Euro für den Umbau und die Modernisierung des Chemnitzer Schauspielhauses. Der seit 13 Jahren in Chemnitz tätige Generalintendant übernahm dafür die Verantwortung. Als Bauherr hatte der Theaterleiter die von einem Planungsbüro und dem städtischen Hochbauamt geplanten Arbeiten im Gesamtumfang von bisher 1,53 Millionen Euro nicht auf Kosteneinhaltung kontrolliert und den Aufsichtsrat nicht informiert. Der Chemnitzer Oberbürgermeister Peter Seifert (SPD) hatte aufgrund der Verdienste Stiskas um den nationalen und internationalen Ruf des Chemnitzer Theaters von Anfang an für einen Verbleib im Amt votiert. Rückendeckung erhielt der Generalintendant auch von der Theaterbelegschaft sowie von seinen sächsischen Amtskollegen. Rolf Stiska ist Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen des Deutschen Bühnenvereins.
Einen Tag vor der Sitzung hatte Stiska noch die Unterstützung von Theaterkollegen erhalten. Die Chefs von neun sächsischen Häusern verwiesen öffentlich darauf, dass Stiska ein international geachteter Theatermann sei, mit dessen Abwahl Theater und Stadt schwerer Schaden zugefügt würde.
Die Umstände der Baukostenüberschreitung sollen jetzt weiter untersucht werden. Der Technische Leiter des Schauspielhauses wurde bereits vom Dienst suspendiert. Voraussichtlich werden auch gegen den Chemnitzer Hochbauamtsleiter disziplinarische Schritte eingeleitet. Die Mehrausgaben sollen durch Einsparungen bei weiteren geplanten Baumaßnahmen am Theater ausgeglichen werden.
Quellen: Freie Presse, Sächsische Zeitung, www.chemnitz.de


Elfriede Jelinek erhält Hörspielpreis der Kriegsblinden
Düsseldorf (ddp). Die Schriftstellerin Elfriede Jelinek erhält den diesjährigen Hörspielpreis der Kriegsblinden für ihre Radioarbeit «Jackie» über Jacqueline Kennedy. Die Verleihung der renommierten Auszeichnung findet am 7. Juni im Plenarsaal des Bundesrats in Berlin statt, teilte die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen mit, die gemeinsam mit dem Bund der Kriegsblinden Deutschlands den Preis vergibt.
Die Jury urteilte, Jelinek leihe in ihrem Stück der «Jackie» ihre «unbarmherzige Intelligenz» für die Durchleuchtung ihres Lebens. Aus dem «Selbstbespiegelungstext» lernten die Zuhörer mehr als aus wissenschaftlichen Untersuchungen etwas über die Inszenierung von Existenzen im Scheinwerferlicht der Medien. Das «Mediengespenst» spreche im Text «mit wegwerfender Kälte» zu den Hörern. So widerfahre Jacqueline Kennedy mehr Gerechtigkeit als durch einschmeichelndes Verständnis. Dabei würden nicht zuletzt die «voyeuristischen Konsumenten dieses Schicksals» kritisiert.
Lob ging auch an die Produktion, für die der Bayerische Rundfunk (BR) verantwortlich zeichnete. Das Hörspiel zeige, was ein Autor, eine Schauspielerin (Marion Breckwoldt) und ein Regisseur (Karl Bruckmaier) erreichen können, wenn sie auf die Kraft des Wortes vertrauten, befand die Jury. Mit den sparsamen Mitteln eines Monologs entstünde das Bild einer Person der Zeitgeschichte aus Sarkasmus und menschlichem Verständnis gleichermaßen.
Die diplomierte Organistin Jelinek, 1946 in der Steiermark geboren, in Wien groß geworden, heimste schon früh Auszeichnungen für Hörspiele ein, so 1974 für ihre Arbeit «Wenn die Sonne sinkt ist für manche schon Büroschluss». Ihre teils umstrittene Prosa führte sie in die oberste Riege zeitgenössischer deutschsprachiger Autoren. Jelinek erhielt unter anderem 1998 den Georg-Büchner-Preis und 2002 den Theaterpreis Berlin.
Der Hörspielpreis der Kriegsblinden ging unter anderem bereits an Ingeborg Bachmann, Friedrich Dürrenmatt, Heiner Müller, Heiner Goebbels, Günter Eich und im vergangenen Jahr an Christoph Schlingensief.