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Bundesverdienstkreuz für Abbado - Rau würdigt Dirigentenkarriere

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Bundespräsident Johannes Rau hat dem Dirigenten Claudio Abbado (68) für seine "um die Bundesrepublik Deutschland erworbenen besonderen Verdienste" gedankt und ihn mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Berlin (ddp). Abbado, der sich nach zwölfjährigem Wirken als Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker verabschiedet, könne auf eine "ganz außerordentliche Karriere" zurückblicken, sagte Rau bei einer musikalischen Matinee vor 200 geladenen Gästen am Sonntag im Berliner Schloss Bellevue. Gekommen waren unter anderen Alt-Präsident Richard von Weizsäcker, Grünen-Politikerin Antje Vollmer, Schauspieler Bruno Ganz , Kunstsammler und -mäzen Heinz Berggruen und der Publizist Walter Jens.

Die Entscheidung des Orchesters für den italienischen Dirigenten als Nachfolger Herbert von Karajans sei "eine glückliche Wahl" gewesen, betonte Rau. Er habe "das Orchester auf der ihm zukommenden Spitzenposition unter den Klangkörpern der Welt zu neuen Höhen geführt". Mit der Wahrung dieses Spitzenplatzes und der gleichzeitigen personellen Verjüngung des Berliner Philharmonischen Orchesters sei Abbado "die Quadratur des Kreises gelungen". Er habe dem Publikum unter anderem die Musik Alban Bergs und Luigi Nonos näher gebracht und die Zuhörer angerührt mit Brahms und Mahler, fügte Rau hinzu.

Abbado dankte sichtlich bewegt. "Das Orchester ist immer wunderbar gewesen und immer besser geworden", sagte Abbado. "Ich habe in den zwölf Berliner Jahren sehr viel gelernt über die Kultur Ihres Landes - das wird immer in meinem Herzen bleiben", sagte der Dirigent. Das Musizieren mit den Philharmonikern sei für ihn "eine große Freude und Überraschung" und in den zwei letzten Jahren nach seiner schweren Krebserkrankung "auch die beste Medizin" gewesen. "Ich freue mich, dass wir uns immer wieder treffen werden", fügte Abbado hinzu, der am selben Tag zu einer Tournee mit den Philharmonikern nach Italien und Österreich aufbrechen wollte.

Als "weisungsberechtigten, aber kommandierscheuen Vermittler" zwischen der Musik und den Ausführenden würdigte Philharmoniker-Hornist Klaus Wallendorf Abbado, "souverän, ein bisschen jungenhaft und so voller Ruhe, wie das Publikum es braucht". Er schlug Abbado vor, er solle sein Schweigen brechen und seine Autobiografie schreiben. "Nicht nur die Fachwelt wäre froh", sagte Wallendorf und fügte auf Italienisch hinzu: "Danke, Claudio, für alles. Ich fürchte, Du wirst uns fehlen."