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Debatte um umstrittenen Knabenchorleiter entfacht erneut

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München (ddp-bay). In der erneut entbrannten Diskussion um den umstrittenen Leiter des Windsbacher Knabenchors wollen die bayerischen Landtags-Grünen die Aussetzung der staatlichen Förderung des Chors beantragen.


Die Gelder müssten eingefroren werden, bis eine angemessene pädagogische Betreuung der Kinder sichergestellt sei, sagte Grünen-Kulturexpertin Ulrike Gote am Montag in München. Sie forderte die Staatsregierung auf, die Zustände im Knabenchor aufzuklären und «das System der Herabwürdigung und des psychischen
Drucks» zu beenden.

Rund acht Monate nach dem Abschluss der staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen den umstrittenen Chorleiter Karl-Friedrich Behringer war die Debatte um dessen Probemethoden am Wochenende erneut entbrannt. Die «Süddeutsche Zeitung» berichtete über «brachiale Tobsuchtsanfälle und rüde Zorntiraden» des Chorleiters und stellte dazu Ausschnitte aus früheren Chorproben mit entsprechenden Zitaten Behringers ins Internet. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern reagierte darauf mit «Unverständnis» und bezeichnete die Verbreitung von Vorwürfen gegen Behringer als «nicht nachvollziehbar».

Nach Ansicht der Grünen sind auch private Einrichtungen staatlichen Bildungs- und Erziehungszielen unterworfen. Rechtsexpertin Christine Stahl forderte daher Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) auf, die Umsetzung dieses Auftrags durch die Leitung des Windsbacher Knabenchors zu überprüfen. Außerdem halten es die Grünen für notwendig, «klare Maßstäbe für eine leistungsorientierte und kindgerechte Musikpädagogik in allen staatlich geförderten Einrichtungen zu definieren und umzusetzen».

Die Staatsanwaltschaft in Ansbach hatte im vergangenen Jahr nach der Auswertung von rund 140 Zeugenaussagen eine «Misshandlung von Schutzbefohlenen» durch Behringer ausgeschlossen. Die Mutter eines Chorknaben hatte die Untersuchung ins Rollen gebracht. Sie hatte Behringer angezeigt und ihn beschuldigt, jugendliche Sänger psychisch und physisch misshandelt zu haben.