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Die Bregenzer Festspiele wollen auch in Zukunft große Kultur für ein breites Publikum bieten. «Bregenz ist vielleicht das einzige Festival, das eine Kombination von sehr hoher künstlerischer Qualität und einem breiten Publikum hat. Das gibt den Festspielen ihre Identität», sagte der neue Intendant David Pountney.
Bregenz (ddp-bay). Pountney übernimmt die Intendanz der Bregenzer Festspiele am Montag von Alfred Wopmann, der die Geschicke des Festivals 20 Jahre lang leitete. Wopmann gab sein Amt aus Altersgründen ab.Zugpferd bleibe auch in Zukunft die berühmte Freiluftbühne im Bodensee, betont Pountney. Es gebe nur eine begrenzte Anzahl populärer Titel, die dort gespielt werden könnten. «Da kann man nicht anfangen mit etwas, was nicht sehr bekannt ist», sagte Pountney. Er wolle jedoch weiterhin darauf achten, dass «die Stücke sehr innovativ und interessant» inszeniert werden. «Wir sind ja kein Touristentheater.» Auf der anderen Seite müssten die Inszenierungen aber «auch verstehbar sein für ein breites Publikum». «Intellektuelles Kennertheater» werde es auf der Seebühne nicht geben.
Eigene Akzente will Pountney vor allem im Bregenzer Kornmarktheater und auf der Werkstattbühne setzen. Im Kornmarkttheater werde es eine «neue Schiene von sehr scharf und witzig inszenierten Operetten» geben. «Das ist ein kleines Theater, in dem man Operetten vom kitschigen Spektakel befreien kann.» Den Anfang macht 2004 die kaum bekannte Operette «Der Kuhhandel» von Kurt Weill, dem nächstes Jahr in Bregenz ein Schwerpunkt gewidmet ist. Die Regie führt Pountney selbst.
Weiter entwickelt werde das Programm «Kunst aus der Zeit» (KAZ) auf der Werkstattbühne. Junges Schauspiel, Ballett und neue Musik sollen dort ihren Platz haben, sagte Pountney. «Zu Festspielzeiten soll hier jedes Wochenende eine neue Premiere stattfinden.» 2004 steht auf der Werkstattbühne die österreichische Erstaufführung der Oper «The Story of Io» von Sir Harrison Birtwistle auf dem Programm, außerdem die Ballettpantomime «Die Zaubernacht» von Weill. Die «West Side Story» auf dem See geht ins zweite Jahr. Im Festspielhaus hebt sich der Vorhang für zwei Einakter von Weill: «Der Protagonist» und «Royal Palace».
Mit seinen vorsichtigen Neuerungen will Pountney noch stärker als bisher ein junges, internationales Publikum ansprechen. Dazu gehöre etwa auch eine neuerliche Late-Night-Vorstellung auf der Seebühne, die 2003 bereits nach einer Woche ausverkauft gewesen sei. Eine Neuerung im Kartenverkauf sind die «Packages» genannten Mini-Abonnements, die bis zu vier Vorstellungen an Wochenenden miteinander kombinieren. Dazu gibt es Zusatzangebote wie Einführungsvorträge und eine Führung über die Seebühne.
Die Finanzen der Bregenzer Festspiele sind laut Pountney gesichert, obwohl die öffentlichen Zuwendungen seit 1997 eingefroren seien. «Natürlich müssen wir immer mehr kämpfen, um unser Einkommen zu sichern, etwa durch Kartenverkauf und Sponsoring.» Die Seebühne trage dabei immer noch zu rund 70 Prozent zum Gesamtergebnis bei. «Das gibt uns die Möglichkeit, auch neue, unbekannte Sachen zu programmieren.» Gefahr drohe allerdings dann, «wenn auf der Seebühne etwas schief geht».