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Drei neue Chefs und ein vielfältiges Programm auf den Bühnen in NRW

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Düsseldorf (ddp-nrw). Ein frischer Wind weht in der kommenden Theatersaison gleich in drei Häusern in NRW. Während Anselm Weber am Essener Schauspiel die Nachfolge von Jürgen Bosse antritt, der immerhin 13 Jahre lang Intendant war, übernimmt in Aachen Michael Schmitz-Aufterbeck die Position von Paul Esterhazy. Und in Bochum will Elmar Goerden an die fulminanten fünf Jahre seines Vorgängers Matthias Hartmann anknüpfen.

Der gebürtige Viersener Goerden, der unter anderem Oberspielleiter am Münchner Residenztheater war, hat auch prompt eine programmatische Losung ausgegeben: «Ich will das Bochumer Publikum keinesfalls unterfordern», kündigte er an. Goerden bekennt sich zur Texttreue, ob nun in Goethes «Iphigenie auf Tauris» oder Ibsens «Die Frau vom Meer», mit denen er den Spielbetrieb anschieben will. Für die erste Saison setzt Goerden auf Bewährtes, neben Sophokles und Lessing sind auch die beiden Dramatiker Peter Handke und Botho Strauß vertreten.
http://www.Schauspielhausbochum.de

Am 18. September geht es in Aachen dann auch für Michael Schmitz-Aufterbeck richtig los - wenngleich zunächst in einem Zelt als Ersatzspielort, solange das Theater bis November renoviert wird. In dem Vier-Sparten-Haus will der ehemalige Chef-Dramaturg der Frankfurter Oper Lebensläufe und Lebensstrategien in den Mittelpunkt stellen. Frei nach dem Motto «Glückliches Überleben» begegnet man so in einer Bühnenfassung Tolstois «Anna Karenina», Schillers «Jungfrau von Orleans» und den «Gerechten» von Albert Camus.
http://www.theater-aachen.de

Schmitz-Aufterbecks Kollege Anselm Weber hat sich für seine erste Spielzeit am Essener Grillo-Theater eine hohe Meßlatte gelegt. Er möchte sein Haus überregional etablieren und es sogar mit dem Bochumer Schauspielhaus aufnehmen. Dafür hat der gleichermaßen als Schauspiel- und Opern-Regisseur gefeierte Weber einen Spielplan aufgestellt, der es in sich hat. 28 Premieren, davon sechs Uraufführungen, mit unter anderem Roland Schimmelpfennigs Satyrspiel «Ambrosia» sowie «Ehrensache» von Lutz Hübner sind ein ambitioniertes Mammutprogramm, das Weber mit erstklassigen Schauspielern wie Bettina Engelhardt und Andreas Grotgar stemmen will.
http://www.theater-essen.de

So sehr diese neue Konkurrenz die Bühnenlandschaft in NRW beleben wird, so nehmen doch gerade die großen Häuser in Düsseldorf, Köln und Bonn die Herausforderung offenbar gelassen an. Kölns Intendant Marc Günther reflektiert 2005/2006 die politische Umbruchsituation in Deutschland mit Stücken von Shakespeare («Kaufmann von Venedig»), Sartre («Die schmutzigen Hände»), Aichylos («Die Orestie») und Schimmelpfennigs «Die Frau von früher».
http://www.buehnenkoeln.de

In Bonn richtet Klaus Weise seinen Spielplan mit Stücken von Sophokles bis Brechts «Dreigroschenoper» auf «Glaubensfragen und Heiligenscheine, auf Verführungskräfte und Naturgewalten» aus.
http://www.theater-bonn.de

Und in Düsseldorf widmet sich Anna Badora in ihrer Abschiedsspielzeit dem Spannungsgeflecht zwischen Ost- und Westeuropa sowie den Konflikten zwischen den Religionen. Als Eröffnungspremiere gibt es Lessings «Nathan der Weise» und im Laufe der Saison eine zeitgenössische Reflexion mit Feridun Zaimoglus «Nathan Messias». Die klassische Sparte mit Molières «Eingebildetem Kranken» und Shakespeares «Sommernachtstraum» liegt erneut in den Händen bekannter Regisseure wie Michael Simon und Patrick Schlösser.
http://www.duesseldorfer-schauspielhaus.de

Doch nicht nur in den altehrwürdigen Schauspiel-Metropolen wird der Finger an den Puls der Zeit gelegt. In Bielefeld eröffnet man die Saison mit der Uraufführung von «Dogland» von Nuran David Calis, dem zweiten Teil der Heimat-Trilogie des Bielefelder Autors.
http://www.theater-bielefeld.de

In Dortmund setzt die Theaterleitung auf die Macht der Frau - mit Goethes «Stella», Wildes «Salome» und Witold Gombrowicz «Yvonne, Prinzessin von Burgund».
http://www.theaterdo.de

Und in Oberhausen beweist Johannes Lepper einmal mehr mit einer Mischung aus Shakespeare («König Lear»), Kleist («Penthesilea») und «Frauen allein zu Haus» von Fitzgerald Kusz, wie sich das Theater im Zusammenspiel mit der Gegenwart immer wieder konsequent und aufregend erneuert
http://www.theater-oberhausen.de

Guido Fischer