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Ein kluger Klang-Architekt: Der Komponist Hans Ulrich Engelmann ist tot

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Der Komponist Hans Ulrich Engelmann ist am Samstag im Alter von 89 Jahren nach längerer Krankheit in Darmstadt verstorben, wie sein Verlag Breitkopf & Härtel mitteilte. Als guter Bekannter Karlheinz Stockhausens zählte er zu den sogenannten „klassischen Avantgardisten“. Sein Oeuvre umfasst über hundert Werke.

"Ich möchte einen Komponisten in Analogie setzen zu einem Architekten, der ein Haus baut ... Wie er sich den Grundriss eines Hauses aufzeichnet, lege ich den architektonischen Fahrplan für den Aufbau der Komposition fest. Diese Planung erleichtert mir die Arbeit; denn ich muss genau wie ein Architekt suchen, dass ich Anhaltspunkte, dass ich etwas Greifbares habe ... ähnlich den Gerüststangen an einem Haus" …so Hans Ulrich Engelmann zu seinem Selbstverständnis im Jahr 1996.
Hans Ulrich Engelmann studierte zunächst Architektur und erhielt ab 1946 privaten Kompositionsunterricht bei Hermann Heiß. Nach ihrer Gründung besuchte er die Darmstädter Ferienkurse, wo er auf den Archivlisten des Internationalen Musikinstituts Darmstadt als Student Nr. 1 der Ferienkurse 1946 vermerkt ist und ihn in den Folgejahren vor allem die Zwölftonmusik-Kurse von René Leibowitz (1948) und Ernst Krenek (1951) beeinflussten. Ab 1947 studierte er Musikwissenschaft (Friedrich Gennrich, Helmut Osthoff) und Philosophie (Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Hans-Georg Gadamer) sowie Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Frankfurt und nahm Kompositionsunterricht bei Wolfgang Fortner. 1952 Promotion über Béla Bartóks Mikrokosmos.
Danach war Engelmann an mehreren deutschen Theatern als Dramaturg, Schauspielkomponist und Regieassistent tätig. Als Dozent wirkte er bei den Musiktagen in Bilthoven und den Ferienkursen in Darmstadt. Ab 1969 hatte er einen Lehrauftrag für Komposition in Frankfurt, wo er 1969–86 als Ordentlicher Professor unterrichtete. Gastprofessuren in Gent, Offenbach am Main, Tel Aviv-Jaffa und Jerusalem. Kompositionskurse in Moskau und Vilnius (1985) sowie an der Columbia University (1995) folgten.
Engelmann erhielt Stipendien der Harvard University (1949) und der „Villa Massimo“ Rom (1960, 1967, 1983) und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Seit 1995 war Engelmann Vorsitzender des Werkausschusses der GEMA. 2006 wurde Engelmann (nach Gründler, Resch und Leopolder) als viertem die Ehrensenatorwürde der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt/Main verliehen.
Zu seinen Hauptwerken zählten die Musikdramen „Der verlorene Schatten“, „Ophelia 69“ und „Revue“. Engelmann schrieb zahlreiche Ballett- und Filmmusiken.

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