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Berlin (ddp). Die große Jazz-Sängerin Ella Fitzgerald machte Hildegard Knef 1995 das schönste Kompliment: «Sie ist die größte Sängerin ohne Stimme», sagte sie. Und dennoch, das Chanson «Für mich soll\'s rote Rosen regnen» ist bis heute unvergessen und untrennbar verbunden mit der letzten deutschen Diva.
Für die Knef war die in den 60er Jahren begonnene Karriere als Sängerin nur Ausdruck ihrer vielen Begabungen, denn neben der Schauspielerei machte sich die 2002 Verstorbene auch als Buchautorin weltweit einen Namen. Am Mittwoch wäre Hildegard Knef 80 Jahre alt geworden. Zwei Ausstellungen im Filmmuseum Berlin und im Photomuseum Braunschweig erinnern an die legendäre Ikone des deutschen Films.
Geboren wurde sie 1925 als Tochter eines Prokuristen in Ulm an der Donau. Der Vater starb, als sie erst sechs Monate alt war. Sie wuchs in Berlin auf und erhielt bereits als 15-Jährige ersten Schauspielunterricht. Ab 1942 ließ sie sich bei der UFA als Trickzeichnerin ausbilden, danach besuchte sie die Filmschule in Babelsberg. Dem ersten Filmauftritt 1944 folgten in rascher Folge Theater- und weitere Filmengagements. Die große Stunde der jungen Schauspielerin kam 1946 mit dem ersten deutschen Nachkriegsfilm «Die Mörder sind unter uns», der sie auch international bekannt machte. 1947 heiratete sie den amerikanischen Filmoffizier Kurt Hirsch und folgte ihm in die USA. Die Arbeit dort war zunächst nicht von Erfolg gekrönt, und so kehrte sie 1950 nach Deutschland zurück.
Dort wartete die Rolle ihres Lebens auf die Schauspielerin: Willy Forst drehte den Film «Die Sünderin», und die Knef sollte die Hauptrolle übernehmen. Eine nur Sekunden dauernde Nacktszene löste im prüden Nachkriegs-Deutschland einen veritablen Kinoskandal aus, und mit dieser Rolle wurde sie ein Leben lang identifiziert. Im selben Jahr wurden ihr Filmrollen in den USA angeboten, aber auch in Frankreich, Großbritannien und Italien. Wichtige Jahre folgten 1954 bis 1956, als sie in 675 Vorstellungen als Ninotschka in Cole Porters Musical «Seidenstrümpfe» am New Yorker Broadway auftrat. Die Knef kehrte immer wieder nach Berlin zurück und dort sah man sie ab 1960 auch wieder auf der Theaterbühne.
Von Anfang an von großem Erfolg gekrönt war Hildegard Knefs zweite Karriere als Chansonsängerin. Zum Teil eigene Chansons, mit rauchiger Stimme vorgetragen, erzielten Millionenumsätze. Ihre Tourneen waren bis in die 80er Jahre durchweg ausverkauft, 1968 wurde sie als beste deutschsprachige Sängerin ausgezeichnet.
Auch ihre dritte Karriere als Schriftstellerin startete gleich mit einem fulminanten Erfolg. Ihre 1970 veröffentlichte Autobiografie «Der geschenkte Gaul» wurde in mehrere Sprachen übersetzt und erreichte weltweit eine Auflage von drei Millionen Exemplaren. Erhebliches Aufsehen erregte ihr drittes Buch «Das Urteil», in dem sie ihre Brustkrebserkrankung und den Weg durch unzählige Kliniken schildert. Für Schlagzeilen sorgte 1980 auch ihr freimütiges Bekenntnis zu einem Facelifting.
Es folgten viele Fernseh- und Kinoarbeiten, mehrere Bücher, aber auch immer wieder Chansontourneen. Auch auf der Theaterbühne war sie 1987 wieder zu sehen - diesmal als Zimmerwirtin in dem Musical «Cabaret». Im Frühjahr 1996 siedelte sie auch ganz offiziell von den USA wieder nach Berlin über, wo sie am 1. Februar 2002 an den Folgen einer akuten Lungenentzündung starb. Seit Jahren hatte die Diva an Krebs und an einer Entzündung der Atemwege gelitten.
Angelika Rausch
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