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Karl Heinrich Ehrenforth. Foto: Ortwin Nimczik
Karl Heinrich Ehrenforth. Foto: Ortwin Nimczik
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Forschend, lehrend, bildend

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Ein Nachruf auf den Musikpädagogen Karl Heinrich Ehrenforth
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Im Alter von 87 Jahren ist der Musikpädagoge Karl Heinrich Ehrenforth am 26. März 2017 verstorben. Die nmz druckt eine Würdigung des Bundesverbandes Musikunterricht ab, deren Vorsitzender und zuletzt Ehrenvorsitzender er viele Jahre war.

Karl Heinrich Ehrenforth gehörte   zu den angesehensten Vertretern des  Faches Musikpädagogik und war von 1972 bis 1993 Inhaber des Lehrstuhls für Musikpädagogik und Musikdidaktik sowie Leiter des Studiengangs Schulmusik an der Hochschule für Musik Detmold.

Auf Ehrenforths wissenschaftlichem Weg wurde die Auseinandersetzung mit der philosophischen Hermeneutik zu seinem Lebensthema. Seit seiner grundlegenden Schrift „Verstehen und Auslegen“ (Hannover 1971) standen für ihn immer die Musik und der Hörer im Zentrum, nämlich im Gespräch miteinander, im Dialog mit den anderen. Diese Weise der Kommunikation war für ihn der Humus musikalischer Bildung und zieht sich gleich einem roten Faden durch sein musikpädagogisches Denken. In diesem Sinne konnte das musikpädagogische Credo Ehrenforth identitätsstiftend und prägend für viele Musikpädagogen in ganz Deutschland werden.

Kompetenz, Verständnis, Unkompliziertheit und Dialogfähigkeit waren auch die zentralen Markierungen der Tätigkeit Karl Heinrich Ehrenforths in der musikpädagogischen Verbandsarbeit. Von 1981 bis 1990 leitete er als Bundesvorsitzender den VDS und stärk­te in der ihm eigenen Weise die musikpädagogische Identität. Das Thema der letzten Bundesschulmusikwoche unter seiner Ägide in Lübeck 1990  war gleichsam visionär: „In Grenzen-­ über Grenzen hinaus“.

Und so konnte Ehrenforth in seiner Eröffnungsansprache formulieren: „Heute in  vier Wochen wird  Deutschland geeint … Unvorhersehbares, Undenkbares ist geschehen. Niemand  konnte ahnen, dass dieser Kongress  in den Vorabend eines solchen Ereignisses geraten würde. ‚In Grenzen – über Grenzen hinaus‘ ist in einem Sinne wahrgeworden, wie nie erwartet“. Absolut konsequent, dass  Ehrenforth sein verbandliches Engagement nun verstärkt auf die neuen Bundesländer richtete. Vor allem ihm ist es zu verdanken, dass die musikpädagogische Verbandsarbeit sich so rasch und so gut sowohl in den neuen Bundesländern wie in einer gesamtdeutschen Perspektive aufstellen konnte. Wichtig war sein schließlich erfolgreicher Einsatz für die Musikgymnasien in den ostdeutschen Bundesländern und seine Initiative zum Bundeswettbewerb Schulpraktisches  Klavierspiel GROTRIAN-STEINWEG in Weimar. Unbeirrbar unterstützte er  die Entwicklung und Fusion zum  Bundesverband Musikunterricht BMU. Als BMU-­Ehrenpräsident hat er sich bis  zuletzt beratend in die musik-­ und kulturpolitische Arbeit dieses Verbandes  eingebracht.

Als Ehrenforths Opus Magnum gilt seine umfängliche Schrift „Geschichte der musikalischen  Bildung“ (Mainz 2005). Sie gleicht einem Geschenk von ihm an die nachfolgenden Musikpädagogen. Es ist Fazit seiner musikpädagogischen Forschung und Erfahrung, ein beredter Dialog mit abendländisch-­europäischen Begründungsansätzen für musikalische Bildung, die sich in einer problembehafteten musikpädagogischen Praxis bewährt haben oder sich bewähren können beziehungsweise könnten. In diesem Sinne ist seine Schrift Rückschau und Ausblick zugleich, in der Summe ein Plädoyer für eine aktive und konstruktive Musikpädagogik -– also Ansporn für uns alle.

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