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Halle: Klaus Froboese beendet vorzeitig Vertrag

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Der Intendant der OPER HALLE, Klaus Froboese (60), beendet vorzeitig seinen ursprünglich bis zur Spielzeit 2010/2011 laufenden Vertrag. Er geht – ohne Abfindung – nach Florenz, wo er ein Barockfestival gründen will. Doch das ist nicht der Grund seines vorzeitigen Rückzugs. In einer von ihm verfassten Presseerklärung heißt es:

„Für die Zukunft der Oper Halle sind grundsätzliche Veränderungen in der Betriebsform beabsichtigt, womit eine für alle Theater in Halle einheitliche Grundlage geschaffen werden soll. Dadurch werden auch Inhalte meines Intendantenvertrages berührt, die mit diesen Plänen nicht kompatibel sind; und es wird nicht nur die Verwaltung neu definiert, sondern es gilt auch, wichtige Neubesetzungen im künstlerischen Bereich zu entwickeln.
Angesichts dieser Situation und meiner langjährigen Tätigkeit in Halle habe ich der Oberbürgermeisterin Frau Szabados vorgeschlagen, den Weg für einen Neubeginn frei zu machen und meinen bis zur Spielzeit 2010/11 abgeschlossenen Vertrag vorzeitig zu beenden. Als Zeitpunkt käme dafür das Ende der laufenden Spielzeit oder das Gründungsdatum der geplanten GmbH, nämlich der 1.1.2009, in Betracht. Die Oberbürgermeisterin hat nach einem längeren, freundschaftlichen Gespräch meinem Vorschlag zugestimmt. Ich habe mir erlaubt, Frau Szabados zwei Nachfolgekandidaten vorzuschlagen, die in besonderer Weise geeignet sind, die ungewöhnlichen Umstände der kurzfristigen Entscheidung zu akzeptieren und die außerdem die Arbeit der Oper Halle detailliert kennen und bereit sind, auf dem bereits entwickelten Spielplan 08/09 aufzubauen. Ich darf den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Oper Halle für ihre unermüdliche, ja leidenschaftliche Mitarbeit sehr herzlich danken, dem Publikum für seine jahrelange Treue und der Stadt Halle für das in mich gesetzte Vertrauen.“

Klaus Froboese kam 1991 als Intendant an das damalige Landestheater Halle, aus dem am 1. Januar 1992 das OPERNHAUS HALLE hervorging.
Der gebürtige Bremer studierte Opernregie an der Staatlichen Hochschule für Musik in München bei Professor Heinz Arnold. Während seiner Ausbildung war er bei der Münchner Reihe „Musik unserer Zeit“ und beim „Internationalen Jugendspieltreffen“ in Bayreuth tätig, wirkte als Mitarbeiter für den Bayerischen Rundfunk, als Regieassistent am Nationaltheater München und in Augsburg. 1973 wurde er nach Braunschweig verpflichtet. Anschließend wurden ihm am Stadttheater Bern mit Die Italienerin in Algier und Falstaff die ersten großen Regieaufgaben anvertraut. Von 1979 bis 1983 war er als Oberspielleiter an den Städtischen Bühnen Regensburg engagiert. Entsprechend seinem Interesse für zeitgenössische Musik konnte er hier verschiedene Werke zur Uraufführung bringen.

In diese Zeit fallen auch Inszenierungen in Braunschweig (Don Pasquale) und Bern (The Rake’s Progress) sowie die Leitung von Meisterklassen am „Institute for Performing Arts“ in Hartfort, USA. 1983 kehrte er als Opernregisseur und Dramaturg nach Bern zurück und inszenierte hier unter anderem Così fan tutte, La Bohème, Brittens Der verlorene Sohn, Hillers Ijob, Orpheus in der Unterwelt, Wozzeck, Xerxes, La Cenerentola und Rusalka. Weitere Regieaufträge führten ihn nach Regensburg, Kassel, Wien, an die Sommerfestspiele im Schloß Schönbrunn, Klagenfurt, Kaiserslautern sowie nach Würzburg und Bremerhaven. Außerdem arbeitete er wiederholt an den Bühnen in Rom, Barcelona, Lissabon, Dublin und zuletzt in Triest. Als Intendant des OPERNHAUSES HALLE hatte er entscheidenden Anteil daran, dass das Institut die führende Musikbühne des Landes Sachsen-Anhalt wurde und mit einem umfangreichen Angebot breite Publikumskreise an sich binden konnte. Herausragende Bedeutung maß er der Fortführung der bis in die Zwanziger Jahre zurückreichenden Händelopern-Tradition bei, mit der das Haus heute international Maßstäbe setzt.
Zu diesem Zweck gründete er 1993 das Händelfestspielorchester, das weltweit einzige auf historischen Instrumenten musizierende Orchester für Barockmusik, das zu einem Theater gehört.
Gastspiele führten das Haus in die Schweiz, nach Frankreich und zuletzt mit Ariadne auf Naxos und Elektra an die Festivals in Peralada, San Sebastián sowie nach Barcelona, wo mit dem Gran Teatre del Liceu eine weitere Koproduktion geplant ist. In enger Zusammenarbeit mit dem Goethe-Theater in Bad Lauchstädt wurde dort unlängst ein Zyklus von Mozartopern in Szene gesetzt.
Im Juni 1999 wurde Klaus Froboese von Bundespräsident Roman Herzog mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Unter seiner Intendanz erhielt das Opernhaus aus einer Reihe bedeutender Uraufführungen im November 2001 den Bayerischen Theaterpreis für Detlev Glanerts Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung, im Februar 2005 den Musical Award für die deutschsprachige Erstaufführung von Frank Wildhorns The Scarlet Pimpernel. Im Juni 2006 wurde Klaus Froboese der Händel-Ehrenpreis der Stadt Halle zuerkannt. In Halle inszenierte er beispielsweise La Cenerentola, Viva la Mamma, Gianni Schicchi, Wozzeck, Der Liebestrank, Ariadne auf Naxos, das Kinderstück Hexe Hillary geht in die Oper, The Rake’s Progress, Nino Rotas Der Florentiner Hut, Hänsel und Gretel und zuletzt Patrick Barlows Schauspiel Der Messias.


Quelle: Oper Halle