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René Pape. Foto: Presse Staatsoper Berlin, Jeanne Susplugas
René Pape. Foto: Presse Staatsoper Berlin, Jeanne Susplugas
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Höhenflug zwischen Berlin und New York - René Pape gibt Wotan-Debüt an Berliner Staatsoper

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Berlin - Wenn der deutsche Star-Bassist René Pape mal wieder in seinem Heimatland vorbeischaut, dann geschieht das stets unter großer Aufmerksamkeit des Publikums. Der 46-jährige Dresdner, der an der Metropolitan Opera in New York inzwischen seine zweite musikalische Heimat gefunden hat, gibt am Sonntag (17. April) sein Berliner Rollendebüt als Göttervater Wotan in Richard Wagners «Walküre» an der Berliner Staatsoper.

Und er hat soeben seine zweite Solo-CD veröffentlicht: Kraftvoll leuchtend, mit einer der schönsten Bassstimmen seiner Generation, singt Pape sämtliche Richard-Wagner-Arien seines Fachs. Darunter auch solche, die bislang nicht zu seinem Repertoire gehören, darunter auch den Hans Sachs aus den «Meistersingern».

Papes Wotan wird sicher ein weiterer Meilenstein in der modernen Wagnerinterpretation werden, so erwartet es seine Fangemeinde. Dabei wurde ihm die Liebe zu Wagners Musik keineswegs in die Wiege gelegt: «Ich war ja im Dresdner Kreuzchor, da haben wir Kirchenmusik gemacht. So hat damals Johann Sebastian Bach eine wichtige Rolle gespielt in meinen Leben, aber auch schon Mozart. Wagner ist also nur einer von denen, die bis heute für mich wichtig sind», sagt Pape.

In den USA, wo ihn das Publikum geradezu abgöttisch verehrt, stand Pape zuletzt als Zar Boris Godunow in der gleichnamigen Oper von Modest Mussorgski auf der Bühne der Met: Den «König der lyrischen Bässe» nannte ihn das «Wall Street Journal» anschließend, «Ein Zar ist geboren», titelte der «New York Observer» prosaisch. Schon seit 1995 ist der charismatische Bass in jeder Spielzeit an der Met zu erleben - in mehr als 160 Aufführungen inzwischen. Doch leben möchte er auf Dauer in der hektischen Metropole nicht: «Oh nein, ich bin zwar gerne dort, aber auch gerne wieder zu Hause in Dresden, wo ich lebe. Wenn ich Zeit habe in New York, dann fahre ich auch gerne mit Freunden hinaus aufs Land. Nur in der Stadt sein - das hält man nicht für längere Zeit aus», sagt er.

Seit fünf Jahren singt er nun den russischen Zaren Godunow, unter anderem auch in Berlin. Trotzdem sieht er darin nicht die Rolle, mit der er am meisten international identifiziert wird. «Nein, das glaube ich nicht. Ich habe vorher ganz andere Partien gesungen. Die Rollen, die ich am häufigsten gesungen habe, sind der Sarastro in der 'Zauberflöte' und König Marke in 'Tristan und Isolde'. Das sind sicher eher die Rollen, in denen man mich kennt.»

Ausgebildet wurde der 1964 geborene Pape beim Dresdner Kreuzchor sowie an der Musikhochschule in Dresden. Schon als Student debütierte er in der «Zauberflöte» an der Berliner Staatsoper. Es folgten Engagements bei den Bayreuther und den Salzburger Festspielen, an den Opernhäusern in London, Paris und Mailand. «Bei einem Bass dauert es allerdings etwas länger, eine Karriere aufzubauen. Und wenn man auf seinem Zenit ist, muss man versuchen, dieses Niveau zu halten», sagte er. Das erfordere sehr viel Konzentration, aber auch Disziplin. «Die Plattenfirmen vermarkten schon sehr gerne Tenöre und Soprane. Es liegt auch daran, dass deren Arien oft Musiknummern sind, die auch Nicht-Musikliebhaber schon mal gehört haben. Bass-Arien dagegen sind häufig nicht so bekannt, weil sie einfach nicht so oft gespielt werden.»

Nach wie vor ist der bei großen Opernhäusern und Festivals begehrte Bassist «mit der Aura eines Popstars», wie eine Zeitung schrieb, Mitglied im Ensemble der Berliner Staatsoper. «Ich bin vor fast 23 Jahren nach dem Studium dort engagiert worden. Die Staatsoper ist meine erste musikalische Heimat und ich bin sehr gerne hier. Ich kenne fast jeden im Orchester und im Chor», sagt Pape. Und im Ensemble will er auch bleiben - trotz der vielen Engagements an der Met und an anderen großen Opernhäusern weltweit und damit einhergehend recht wenigen Auftritten in Berlin.

Der weltweite Ruhm ist anfangs nicht ganz spurlos an ihm vorübergegangen, hat ihn auch verändert: «Als es anfing, ja. Am Anfang bekommt man das gar nicht so mit, aber wenn man dann in New York auf der Straße gegrüßt wird, ist das schon was Besonderes. Das ging aber Schritt für Schritt. Ich habe dort zunächst kleine Partien gesungen und es kamen die mittleren und größeren hinzu.» Seinen New-York-Durchbruch hatte er dann 2000 mit «Tristan». «Man muss aber auch lernen, mit dem Ruhm umzugehen und sich immer wieder auf den Boden zurückholen.» Das Wichtigste sei ihm, das künstlerische Niveau zu halten.

Vor ein paar Jahren sorgte Pape für Furore, als er sich für eine CD-Einspielung ausgerechnet die Musik der Berliner Brachial-Rocker Rammstein aussuchte. «Es war eigentlich weniger ein Crossover als eine zeitgenössische Komposition unter der Benutzung ihrer Texte und Hauptmelodien. Der Komponist Torsten Rasch hat dann komplett neue Versionen daraus gemacht. Eine fantastische Arbeit, die sehr viel Spaß gemacht hat! Wir wollten gerne, dass die Stücke ins Orchester-Repertoire eingehen, und das ist uns gelungen.» Zudem empfinde er Rammstein-Texte als sehr poetisch. Im Moment gebe es jdoch keine ähnlichen Projekte. «Aber ich bin offen dafür», betont Pape.


 

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