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Roger Cicero ist tot. Foto: CD-Cover
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Jazzsänger Roger Cicero mit 45 Jahren gestorben [update,13:00]

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Hamburg - Der Jazz-Sänger Roger Cicero ist tot. Der 45-Jährige sei bereits am vergangenen Donnerstag an einem Hirninfarkt im Kreise seiner Familie gestorben, wie sein Management am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

Der Sänger hatte im November wegen eines akuten Erschöpfungssyndroms mit Verdacht auf Herzmuskelentzündung seine Konzerttermine bis Ende 2015 abgesagt. Die ausverkaufte Tour sollte jetzt fortgesetzt werden. Erst kürzlich habe er noch Interviews gegeben, erklärte seine Managerin.

Cicero hatte für Deutschland 2007 beim Eurovision Song Contest (ESC) gesungen und mit «Frauen regier'n die Welt» den 19. Platz belegt. Im selben Jahr gewann er den Musikpreis Echo. Seine letzten großen Projekte waren jüngst «Cicero Sings Sinatra» und «The Roger Cicero Jazz Experience» - mit beiden wurde er erneut für den Echo nominiert, der im April vergeben wird. «Er hatte sich unglaublich auf seine ausverkaufte Tournee im April gefreut», hieß es. 

Der Sohn des Jazz-Pianisten Eugen Cicero hatte seinen Durchbruch mit einer Mischung aus Pop, Jazz und Swing, gewürzt mit frechen und amüsanten Texten, geschafft. Elegant mit Hut und Lackschuhen kam er mit seinen Big-Band-Musikern im Stil der großen Swing-Künstler auf die Bühne. 

Cicero hinterlässt einen Sohn. Von der Mutter des Kindes hatte er sich 2013 getrennt.

 

(nmz, bl) - In einem Bericht zum Jazzfestival an der Donau  schrieb  Stefan Rimek in der JazzZeitung  05/2007 zu dem damals aufsteigenden Jazzstar Roger Cicero:

Wenn einer den Big-Band-Sound und damit natürlich auch den Swing und den Jazz im Allgemeinen für die Jugend attraktiv macht, dann ist er es: Roger Cicero. Da sieht man plötzlich Besucher zu den Klängen der deutschen Version von „Fly Me To the Moon“ tanzen, die noch vor kurzer Zeit ihre Abende ausschließlich in Discotheken zu Techno-Klängen verbracht hätten. Da kreischen Girls nicht aufgrund eines Hüftschwungs irgendeiner austauschbaren Boygroup, sondern aufgrund eines mitreißenden Scats – und das ist gut so.

Man kann das zugegebenermaßen etwas gestylte, klischeehafte Gigolo-Image dieses jungen Sängers inklusive der elaborierten Klamotten aus der Swing-Ära mögen oder nicht, aber eines muss man ihm lassen: Der Mann hat gesanglich etwas zu bieten und das nicht zu knapp. Er versteht es wie kaum ein anderer, den Swing für deutsche Texte zu nutzen.

Das Rezept Ciceros ist es, das Faszinierende der Swing-Epoche herauszupicken und es mit dem heutigen Präsentationsstil eines zeitgenössischen Entertainers zu verschmelzen. Von absolut hochklassigem Niveau präsentierte sich die Begleitband, die mit nur elf Mitgliedern den knackenden Sound einer ausgewachsenen Big Band über die Bühne brachte.

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