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Jörg Immendorff ist tot

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Berlin (ddp). Der Maler und Kunstprofessor Jörg Immendorff ist tot. Er starb am Montag in Düsseldorf im Alter von 61 Jahren an Herzstillstand, wie sein betreuender Arzt, der Berliner Neurologe Thomas Meyer, mitteilte. Immendorff, der seine Frau Oda Jaune-Immendorff und eine kleine Tochter hinterlässt, litt seit Jahren an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS. Er galt mit seiner expressiven Malweise als einer der wichtigsten Künstler der Neuzeit.

«Mit Jörg Immendorff verliert die Bundesrepublik einen der herausragenden bildenden Künstler seiner Zeit», sagte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (SPD). Er erinnerte daran, dass Immendorf seit den 70er Jahren zu den wenigen deutschen Künstlern zählte, «denen es gelungen ist, der jungen deutschen Kunst wieder internationalen Ruf zu verschaffen». Als Schüler von Joseph Beuys habe er dessen Arbeit zur deutschen Frage weitergeführt und ihr damit international beachtete Impulse gegeben.

Noch am 1. März hatte Immendorff das Porträt seines Freundes, Altkanzler Gerhard Schröder (SPD), für das Bundeskanzleramt offiziell übergeben. Das Porträt, das den Altkanzler ganz in Gold zeigt, wird als Dauerleihgabe im Berliner Bundeskanzleramt ausgestellt. Der zuletzt an den Rollstuhl gefesselte Immendorff hatte das Bild mit Hilfe von Assistenten erstellt.

FDP-Chef Guido Westerwelle würdigte Immendorf als Künstler, «der bei allem persönlichen Erfolg und trotz schwerster eigener Krankheit» immer auch an das Leid anderer gedacht habe. «Ich bewundere seine bleibende künstlerische Arbeit und trauere mit den Angehörigen.»

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) nannte Immendorff einen «der bekanntesten Maler des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts». Immendorff habe von Düsseldorf aus die Geschichte und die Gegenwart Deutschlands reflektiert, wenn man beispielsweise an Bilder wie «Café Deutschland» denke. In der Zeit seiner schweren Erkrankung habe er «zu einer erstaunlichen neuen Formensprache gefunden». Sein Werk werde über seinen Tod hinaus bleiben und Wirkung zeigen.

Nach Angaben des behandelnden Arztes hatte sich Immendorffs Zustand in den vergangenen Wochen nicht verschlechtert. Allerdings sei sein Lebenswillen weniger geworden, sagte Meyer. So habe Immendorf bei seinem Besuch seine Patientenverfügung noch einmal bekräftigt, wonach er keine intensiv-medizinischen Maßnahmen wollte. Auch einen Krankenhausaufenthalt habe der Künstler abgelehnt. In der Vergangenheit hatte Immendorff Meyer zufolge bereits Herz-Rhythmus-Störungen gehabt.

Meyer betreute Immendorff seit 2002. Der Maler habe die ALS-Forschung finanziell und vor allem ideell unterstützt, betonte der Mediziner. Durch den Bekanntheitsgrad des Malers sei der Krankheit überhaupt erst in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit geschenkt worden. Das habe auch für die anderen ALS-Patienten eine große Rolle gespielt.

Neumann betonte, selbst die unheilbare Krankheit, an der Immendorff seit einem Jahrzehnt litt, habe er noch als Herausforderung begriffen. Seine letzte große Werkschau hatte Immendorff 2005 in der Neuen Nationalgalerie in Berlin.