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Kabarettist Hanns Dieter Hüsch gestorben

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Moers (ddp-nrw). Der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch ist tot. Der in Moers geborene Künstler verstarb in der Nacht auf Dienstag im Alter von 80 Jahren, wie eine Sprecherin der Stadtverwaltung auf ddp-Anfrage mitteilte.


Hüsch bekam in seiner mehr als 40-jährigen Künstlertätigkeit zahlreiche Preise und Auszeichnungen, unter anderem den Deutschen Kleinkunstpreis und die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Moers.

«Überall ist Niederrhein» lautete das Credo des Künstlers. In unzähligen Bühnenprogrammen widmete er sich mit feiner Ironie und mit großer Liebe den kleinen Leuten der Region am Niederrhein, die er dabei aber nie verspottete. Das Alltägliche lag ihm am Herzen. Dabei entlarvte er das kleinbürgerliche Spießertum, hielt den Menschen den Spiegel vor. Über 50 Jahre tingelte der fahrende Poet unermüdlich von Bühne zu Bühne, immer dabei seine kleine Tischorgel.

Er erzählte vom Niederrheiner, der «nix weiß, aber alles erklären kann», und von Honigtöpfen, die immer kleben. Und spätestens nach einer halben Stunde fragte sich der aufmerksame Zuhörer: «Woher kennt der meine Oma?». Kurz gesagt: Wenn es den Niederrheiner nicht gebe, Hüsch hätte ihn erfunden. Dabei wandte er sich stets gegen Engstirnigkeit, warb für Toleranz.

Politik kam in seinen Programmen eher indirekt vor. Er offenbarte die Schwachstellen in der Gesellschaft, wollte «Irritation, Nachdenklichkeit und Betroffenheit» bei seinen Zuhörern erzielen. Für seine Art des Kabaretts war während der 68er-Studentenunruhen dann offenbar kein Platz - sie brachte ihm den Vorwurf eines «bourgeoisen Verniedlichungstrends» ein. Sein Programm wurde als «Kitschgemüt mit Goldbrokat» ausgebuht. In den 70er Jahren machte sich Hüsch dann auch rar auf den Kleinkunstbühnen, widmete sich anderen Projekten und synchronisierte unter anderem die Fernsehstummfilm-Serie «Dick und Doof».

Hüsch war hineingeboren worden in diese kleinbürgerliche Welt am Niederrhein, die seine Programme so prägte. Als Sohn eines preußischen Beamten wuchs er «zwischen schwarzweißen Kühen, Windmühlen und altersschwachen Bauernhäusern» auf.

Eigentlich sollte er Mediziner werden - doch es zog ihn zu den schönen Künsten. Das Medizinstudium in Gießen brach er ab, aber auch das Studium der Theaterwissenschaften und Literaturgeschichte in Mainz blieb ohne Abschluss. Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt wurde zur zweiten Heimat des Künstlers - und zur Geburtsstadt seiner Kabarett-Karriere.

Er trat 1947/48 mit dem Studentenkabarett «Die Tolleranten» auf und versuchte sich nach der Auflösung des Ensembles 1949 erstmals als Solist. 1956 gründete er in einem Mainzer Keller das Ensemble «arche nova», entschloss sich dann in den 60er Jahren, wieder allein durch die Lande zu ziehen.

Nach dem Tod seiner ersten Frau Marianne 1988 zog es Hüsch zurück ins Rheinland. Er lebte in Köln, heiratete 1991 erneut. 1998 diagnostizierten Ärzte Lungenkrebs. Er glaubte, diese Krankheit besiegt zu haben. Ende 2000 verabschiedete er sich dann von der Bühne. Im November 2001 erlitt Hüsch einen Schlaganfall, zog sich danach komplett aus der Öffentlichkeit zurück.

Hüsch hat sehr gelitten und war zuletzt bettlägerig. «Aber er machte bis zuletzt einen sehr ausgeglichenen und ruhigen Eindruck», sagte ein enger Freund, der Grafiker Jürgen Pankarz, der Nachrichtenagentur ddp.

Einen Traum konnte sich Hüsch nicht mehr erfüllen: Er wollte einmal den König Lear spielen, den Mächtigen, dem der Narr im Spiegel die Wahrheit zeigt.