Hauptrubrik
Banner Full-Size

Klaus Doldinger 70

Publikationsdatum
Body

«Spielen ist mein Leben» - Der Jazzmusiker Klaus Doldinger wird am Freitag 70 - Geburtstagskonzert im Münchner Residenztheater


Starnberg (ddp-bay). Seine Musik leitet regelmäßig den Krimi-Fernsehabend ein. 1970 komponierte Klaus Doldinger die Titelmelodie für den «Tatort». Seitdem folgten zahllose weitere Kompositionen für Krimis und Kinofilme. Die Liste der Auszeichnungen und Ehrungen für den Jazzmusiker erreicht eine stattliche Länge - zuletzt erhielt der gebürtige Berliner den Grimme-Preis für sein Lebenswerk. Am Freitag wird Klaus Doldinger 70 Jahre alt.

Dass sein Name oft nur mit dem «Tatort-Jingle in Verbindung gebracht wird, ärgert den Musiker nicht: «Es gibt Hunderte von Filmkomponisten, von denen redet überhaupt niemand. Daher sehe ich das ganz locker, weil ich weiß, dass der Jazz nie ein ganz breites Publikum erreichen wird», sagt Doldinger im ddp-Gespräch. So ist Doldinger der Untermalung zu spannender Fernsehunterhaltung auch noch nicht überdrüssig. Seit 15 Jahren spielt er die Melodie mit seiner Formation Passport auch auf der Bühne.

Es gibt kaum eine deutsche Krimiserie, für die Doldinger nicht schon die Musik komponiert hat: «Ein Fall für zwei», «Liebling Kreuzberg», «Die Kommissarin». «Jazz passt sicherlich besser zu Krimis als zu häuslichen Themen oder Liebesfilmen», erläutert der studierte Tonmeister seine große Affinität zum spannungsgeladenen Sujet.

Bei Soundtracks wird der Bogen noch etwas weiter gespannt. Für Regisseur Wolfgang Petersen, den Doldinger Anfang der 70er Jahre kennen lernte, schrieb er 1981 die Filmmusik zum Kriegsmelodram «Das Boot». Drei Jahre später folgte der Soundtrack für «Die unendliche Geschichte». Dann endete die berufliche Liaison. «Er hatte mir für die weitere Zusammenarbeit zur Auflage gemacht, mit nach Hollywood zu gehen», erzählt Doldinger.

Doch der Musiker blieb lieber in Deutschland - wegen seiner drei Kinder und auch, «weil man in den USA sehr schnell in eine Richtung gedrängt wird». Die Bandbreite seines Schaffens wollte sich Doldinger erhalten. Davon zeugen Tourneen durch etwa 50 Länder mit rund 2700 Live-Auftritten, mehr als 50 Alben mit dem Klaus Doldinger Quartett, Passport oder unter dem Pseudonym Paul Nero, sowie immer wieder Kompositionen für Film und Fernsehen.

Dabei blieb sich der Wahlbayer aber stets treu. »Er ist ein Künstler, dessen Art zu spielen man sofort erkennt, er ist nicht austauschbar wie andere«, lobt Manfred Schoof, einer der »old friends«, der Doldinger bereits seit Anfang der 60er Jahre kennt. Doldinger sei beharrlich, konsequent, zielstrebig, kraftvoll – nur manchmal etwas ungestüm.

Der Schaffensdrang Doldingers ist ungebrochen: »Kürzer treten ist für mich nicht von Vorteil, Spielen ist mein Leben«, sagt er. Am liebsten greift Doldinger zum Tenorsaxophon, auch wenn er »im täglichen Gebrauch« zum Komponieren eher an seinem häuslichen Klavier am Starnberger See spielt. Als nächstes schwebt dem Jubilar »etwas im orchestralen Bereich" vor.

Zunächst mal ist Doldinger aber mit seiner Formation Passport auf Tournee, im Gepäck sein neues Album «Passport zu Morocco». Am Freitag, seinem Geburtstag, spielt er im Münchner Residenztheater. Dann wird vielleicht auch wieder die «Tatort»-Melodie auf der Bühne ertönen.

Oliver Teutsch

Zehn Daten zu Klaus Doldinger

- 12. Mai 1936 in Berlin geboren

- 1947 Ausbildung am Düsseldorfer Robert-Schumann-Konservatorium an Klavier und Klarinette

- 1953 erster öffentlicher Auftritt mit der Dixielandformation The Feetwarmers

- 1955 1. Preis beim Jazzfestival Brüssel «Coupe Sidney Bechet»

- 1960 erste USA-Tournee, Ehrenbürgerschaft von New Orleans

- 1962 erste Plattenveröffentlichung

- 1964 erste Kompositionsaufträge für Zeichentrick- und Werbefilme

- 1971 Gründung der Gruppe Passport mit Udo Lindenberg

- 1992 Gold und Platin für den Soundtrack «Das Boot»

- 2005 Grimme-Preis für Lebenswerk