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Christoph Willibald Gluck. Gemälde von Joseph Siffred Duplessis, 1775
Christoph Willibald Gluck. Gemälde von Joseph Siffred Duplessis, 1775
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Kosmopolit und Opern-Reformer – 300 Jahre Christoph Willibald Gluck

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Wäre es nach seinem Vater gegangen, wäre er wohl Förster geworden. Der junge Christoph Willibald Gluck setzte aber schon als 13-Jähriger seinen eigenen Kopf durch - und entschied sich für die Musik, die in ihm schon früh leidenschaftlich loderte, wie er später schrieb. Die Nachwelt verdankt Glucks heimlicher Flucht aus dem Elternhaus, das ihm ein Musikstudium verweigerte, einen der wichtigsten Komponisten in Europa. Denn Gluck lieferte im 19. Jahrhundert wichtige Impulse für die Weiterentwicklung von Oper und Ballett.

Und obwohl der gebürtige Oberpfälzer und spätere Kosmopolit keine einzige Oper in deutscher Sprache komponiert hat, beeinflusste Gluck als Opernreformer auch zahlreiche deutsche Komponisten, darunter Carl Maria von Weber und Richard Wagner. Am Mittwoch (2. Juli) vor 300 Jahren wurde Gluck geboren. Er hinterließ nach seinem Tod im Jahr 1787 rund 50 Opern, mehrere Ballette und Instrumentalwerke.

Einen Platz in der europäischen Musikgeschichte eroberte sich der im oberpfälzischen Erasbach geborene Förstersohn vor allem mit seinem Spätwerk, in dem er sich auf den Ursprung der Oper - die klassische Tragödie - besann. In seinen anfangs vor allem in Paris aufgeführten Reformopern wandte er sich von den seinerzeit gängigen Operngattungen ab. Vor allem die Opera buffa empfand Gluck nicht mehr als zeitgemäß, weil sie zunehmend von musikalischen Selbstinszenierungen der Sänger geprägt waren und damit Text und Opern-Inhalt zur Nebensache gerieten.

Gluck rückte vielmehr menschliche Gefühle, Leidenschaft, Tragik und Wahrheit in den Mittelpunkt des Musiktheaters - Elemente, die später noch ausgeprägter zu Markenzeichen von Wagner-Opern werden sollten.

Auch sollte der Text wieder verständlich sein und gleichrangig neben der Musik stehen. Dieses innovative Opernkonzept findet sich beispielsweise in Glucks 1762 uraufgeführter Reformoper „Orfeo ed Euridice“, später auch in den Gluck-Opern „Alceste“ und „Tragedia in musica“, beide im Jahr 1767 uraufgeführt.

Seine Flucht aus der Enge des elterlichen Forsthauses im böhmischen Eisenberg hatte den Musikbegeisterten zunächst nach Prag geführt, wo er ab 1730 Logik und Mathematik studierte. Später zog er weiter nach Wien, bevor er 1737 nach Mailand gelangte, wo er als Orchestermusiker mit der Welt der Oper vertraut wurde.

Dort wird erstmals - im Jahre 1741 - eine Komposition von ihm aufgeführt, die Oper „Artaserse“. Bis 1745 entstehen weitere Opern.

1746 hält er sich für einige Monate in London auf und trifft dort auch den Komponisten Georg Friedrich Händel. Anschließend zieht er mit einer Wandertruppe durch Europa, die in Orten ohne geeignete Bühne Opern aufführt.

Nach seinen Wanderjahren ließ sich Gluck in den 1750er Jahren zunächst mit seiner Frau Maria Anna in Wien nieder. In dieser Zeit wurde Gluck, der inzwischen ein europaweit berühmter Komponist geworden war, von Papst Benedikt XIV. zum Ritter des Goldenen Sporns geschlagen - und durfte sich fortan „Ritter von Gluck“ nennen.

In den 1770er Jahren hielt sich Gluck immer öfter in Paris auf, wo zahlreiche seiner Reformopern aufgeführt wurden - allerdings nicht ohne Widerstände. Anhänger der Opera buffa - der komischen italienischen Oper - wehrten sich gegen die von Gluck propagierte Reformoper. Es kam zum „Pariser Buffonistenstreit“. Mit seiner Oper „Iphigenie en Aulide“ gelang ihm schließlich im August 1774 in Paris der Durchbruch. Auch nachdem er im selben Jahr in Wien zum kaiserlich-königlichen Hofkomponisten ernannt wurde, hielt er sich noch öfters in Paris auf, wo er weitere, bis heute aufgeführte Opern schrieb. Gluck starb 1787 in Wien an einem Schlaganfall.

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