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Verkaufs-Garanten: Netrebko -Villazon. Foto cmc
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La Bohème: Opern-Bestseller für die Leinwand

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Paris im 19. Jahrhundert: Verwinkelte Gassen führen zum verrauchten Cafe Momus hin. Es ist der Zufluchtsort der vier Bohemiens Rodolfo, Marcello, Schaunard und Colline. Als Rodolfo sein Herz für Mimi entdeckt, nimmt die Tragödie ihren Lauf. Regisseur Robert Dornhelm («Krieg und Frieden») hat Puccinis Oper «La Bohème» für das Kino entdeckt und will seinen Protagonisten Anna Netrebko und Rolando Villazón damit «ein Denkmal setzen»...

Die russisch-österreichische Sopranistin und der mexikanische Tenor, die spätestens seit der Premiere von Verdis «La Traviata» bei den Salzburger Festspielen 2005 als Traumpaar der Opernwelt gelten, fügen sich auch bei ihrem ersten gemeinsamen Leinwanddreh mühelos in ihre Rollen ein: Schwärmerisch kommt Villazóns Darstellung des Dichters Rodolfo daher - neben dem temperamentvollen Maler Marcello (George von Bergen), dem fröhlichen Musiker Schaunard (Adrian Eröd) und dem abgeklärten Philosophen Colline (Vitalij Kowaljow).

Als Netrebko in Gestalt der kränklichen, blass geschminkten Mimi mit knallrotem Kussmund an der Tür klopft, ist es um Rodolfo geschehen. Das Glück der beiden währt nur kurz, zu sehr lastet Mimis Schwindsucht auf der Liebe. Nachdem sich beide noch einmal ihre Gefühle gestehen, trennen sich ihre Wege. Auch Musetta (Nicole Cabell) ist ihrem Geliebten Marcello nicht treu geblieben. Nur kurzzeitig gelingt es Schaunard und Colline, ihre beiden liebeskranken Freunde aufzuheitern. Die ausgelassene Stimmung endet abrupt, als Musetta die sterbende Mimi mitbringt. In der Mansarde will sie ihre letzten Stunden mit Rodolfo verbringen.

«Das Andere, das Neue, das noch Unbekannte», hat den gelernten Dokumentarfilmer Dornhelm an dem Projekt gereizt. Von «La Bohème» erhofft sich der Österreicher mit rumänischen Wurzeln, dass «es nicht nur eine Illustration der Musik wird, sondern auch die Nacherzählung einer packenden und leidenschaftlichen Liebesgeschichte». So hat der Filmemacher Puccinis herzzerreißende Oper bewusst traditionell inszeniert. Detailgetreu lässt er in der Fünf-Millionen-Euro-Produktion das Leben der Bohemiens auf den Pariser Straßen des 19. Jahrhunderts wiederaufleben - pünktlich zum 150. Geburtstag von Puccini im Dezember. Bis zu 100 Komparsen bevölkern die winterlichen Gassen, opulent festgehalten von Kameramann Walter Kindler. Feuerschlucker, Stelzengänger und Zapfenstreich-Bläser verwandeln die Stadt in einen festlichen Jahrmarkt. Musik und Gesang wurden in einer konzertanten Aufführung in München im April 2007 unter der Leitung von Bertrand de Billy («Carmen») und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks eingespielt.

Obwohl Netrebko und Villazón abermals ihre musikalische Klasse wie schauspielerische Gabe unter Beweis stellen, reicht ihr Auftritt nicht an ihre Brillanz auf der Bühne heran. Dabei bleibt insbesondere die Sopranistin stimmlich überraschend zurückhaltend. Folglich werden geübte Operngänger ein wenig enttäuscht sein. Für Opernneulinge hingegen dürfte «La Bohème» ein sanfter Einstieg sein. Dem Zuschauer bleibt nur zu wünschen, dass die Tonanlage der Kinosäle die gesamte Kraft und Breite eines Orchester wiedergibt. («La Bohème», Drama, Deutschland/Österreich 2008, 106 Minuten, Regie: Robert Dornhelm, Darsteller: Anna Netrebko, Rolando Villazón, Nicole Cabell, George von Bergen, Adrian Eröd, Vitalij Kowaljow u.a.)

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