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München (ddp). Jutta Limbach hat den Vorsitz des Goethe-Instituts am Montag in München an Klaus-Dieter Lehmann abgegeben. Limbach sagte zum Ende ihrer sechsjährigen Tätigkeit, sie freue sich, dass Lehmann «das Goethe-Institut in eine sichere Zukunft führen wird".
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) dankte Limbach für ihr Engagement. Mit ihrer Amtszeit blieben vor allem ihr Werben für die deutsche Sprache und die Reform des Goethe-Instituts verbunden. Der Minister bezeichnete Lehmann als einen der renommiertesten deutschen Kulturmanager. Er freue sich »auf die weitere Zusammenarbeit mit ihm als Präsident und Kapitän des kulturellen Flaggschiffes der Bundesrepublik Deutschland im Ausland«.Als Limbach 2002 die Präsidentschaft übernahm, mussten aus finanziellen Gründen noch weltweit Institute geschlossen werden. In ihre Amtszeit fielen dann aber wichtige Neugründungen sowie die Reform des Instituts. Durch Umstrukturierung und erhöhte Zuwendungen konnten neue Niederlassungen in Afrika sowie im Nahen und Mittleren Osten eröffnen. Auch die Niederlassung in Kabul wurde während ihrer Amtszeit wiedereröffnet.
Klaus-Dieter Lehmann war bis Ende Februar Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und seit 2002 Vizepräsident des Goethe-Instituts.
Ein Interview mit Klaus-Dieter Lehmann
ddp (Nadine Emmerich): Sie hatten jetzt offenbar einen Monat frei. Haben Sie sich Urlaub gegönnt oder standen Vorbereitungen für den neuen Job an?
Lehmann: Nach der festlichen Verabschiedung im Pergamonmuseum habe ich zunächst meinen Geburtstag im Kreis der Kinder und Enkel gefeiert. Das braucht ein Familienmensch. Dann ging es unmittelbar nach Rio de Janeiro, um die Ausstellung «Die Tropen» zu eröffnen - ein gemeinsames Projekt des Ethnologischen Museums Berlin und der Goethe-Institute im Tropengürtel. In Rio fand auch gleich meine erste «Goethe»-Regionalkonferenz statt - da kommen alle Institutsleiter aus einer Region, in diesem Fall Lateinamerika, zusammen und besprechen die Arbeit des nächsten Jahres. Zurück in Deutschland mussten die Wohnung in München und mein Hauptstadtbüro in Berlin eingerichtet werden. Ende März stand die Verleihung der Goethe-Medaille in Weimar an. Dann war der «Urlaubsmonat» zu Ende.
ddp: Ist die deutsche Kulturszene im Ausland ausreichend vertreten oder wo und wie sehen Sie noch Verbesserungsbedarf?
Lehmann: Es gibt eine hohe Erwartung an die Kultur aus Deutschland. Und es gibt eine hohe Akzeptanz und Glaubwürdigkeit für die Arbeit des Goethe-Instituts. Der Sparkurs der zurückliegenden Jahre hat jedoch behindert. Wir haben jetzt durch eine Restrukturierung des Instituts und eine deutliche Budgeterhöhung wieder eine neue Beweglichkeit gewonnen. Es wird ein Schwerpunktprogramm für den vergessenen Kontinent Afrika geben, das auch drei Neugründungen einschließt, es wird ein stärkeres Engagement in Indien und China geben, und auch Russland sollte in seinem sibirischen Teil mehr Unterstützung erhalten.
ddp: Was haben Sie sich für Ihr neues Amt konkret vorgenommen?
Lehmann: Sprach- und Programmarbeit sollten nicht getrennt als Pflicht und Kür gesehen werden. Die deutsche Sprache ist nicht nur Werkzeug, sondern Kulturträger. Deshalb sollte die Vermittlung auch Kulturaspekte und Landeskunde vermitteln. Die neue Struktur des Goethe-Instituts mit klaren Aufgaben der Zentrale, den einzelnen Regionen und den einzelnen Instituten ist auf dem Papier fertig formuliert. Sie muss jedoch noch wirklich gelebt werden. Das möchte ich mit meiner organisatorischen Erfahrung unterstützen.
ddp: Haben Sie weitere neue Projekte geplant?
Lehmann: Die Gestaltung von größeren Themen ist neu und erfordert längerfristige Planungen. Dazu bedarf es einer Vernetzung mit anderen Institutionen und einer entsprechenden Personalentwicklung. Goethe-Experten und Kulturschaffende in Deutschland sollten in ein gezieltes Austauschprogramm eingebunden werden und Deutschland mehr über die Arbeit der Goethe-Institute im Ausland erfahren. Damit könnten Gleichgültigkeit und Ignoranz aufgebrochen werden. Dafür müssen geeignete Veranstaltungsformate entwickelt werden.
ddp: Ist der Sparkurs des Goethe-Instituts jetzt beendet?
Lehmann: Bereits 2007 genehmigte der Bundestag zusätzlich 13,5 Millionen Euro. 2008 beträgt die Budgeterhöhung rund 30 Millionen Euro, davon 20 Millionen Euro für das Sonderprogramm Partnerschulinitiative und 6 Millionen Euro für Afrika. Der Gesamtetat des Goethe-Instituts beträgt 285 Millionen Euro. An eigenen Einnahmen steuert das Institut 85 Millionen Euro bei. Das Goethe-Institut wird aber auch 2009 noch eine strukturelle Erhöhung benötigen, da ein Teil der jetzigen Erhöhung an Sonderprogramme und bestimmte Laufzeiten gebunden ist.
Das Goethe-Institut in fünf Daten
-- Das Goethe-Institut hat 134 Institute in 82 Ländern.
-- In Deutschland gibt es 13 Goethe-Institute.
-- An den Goethe-Instituten in Deutschland arbeiten 224 Mitarbeiter.
-- An den Goethe-Instituten lernen weltweit jedes Jahr 185 000 Menschen Deutsch.
-- Im Schnitt veranstaltet jedes Goethe-Institut pro Jahr 83 Kulturveranstaltungen.
Quelle: Jahrbuch 2006/2007 des Goethe-Instituts