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In Anwesenheit des Vorstandes der Stiftung Oper in Berlin hat Michael Schindhelm gestern einen 5-Jahres-Vertrag als Generaldirektor der Opernstiftung unterschrieben. Er tritt sein Amt zum 1. April 2005 an.
Für die Zeit bis Vertragsende in Basel haben der Theaterträger des Theaters Basel und das Land Berlin zu einer einvernehmlichen, konstruktiven Lösung gefunden, die gewährleistet, dass Schindhelm mit Vertragsbeginn zum 1. April diesen Jahres seinen Verpflichtungen in Berlin mit zeitlich steigender Tendenz und in Basel mit entsprechend abnehmender Tendenz nachkommen kann. Zum Jahresbeginn 2006 wird er überwiegend in Berlin tätig sein.Kultursenator Thomas Flierl dankte anlässlich der Vertragsunterzeichnung Georg Vierthaler für die kommissarische Leitung der Stiftung seit Januar 2004. Durch stringente Wirtschaftsführung konnte dem noch im Herbst prognostizierten Defizit der Stiftung so erfolgreich entgegengesteuert werden, dass die Stiftung mit einem Überschuss in das Jahr 2005 geht.
Georg Vierthaler nimmt ab 1. März seine Aufgaben als kaufmännischer Geschäftsführer der Deutschen Staatsoper und des Staatsballetts wahr. Für die Zeit bis zum Amtsantritt von Michael Schindhelm am 1. April wird Kultursenator Flierl am 1. März dem Stiftungsrat vorschlagen, seine Staatssekretärin Barbara Kisseler mit der kommissarischen Leitung der Opernstiftung zu betrauen.
Flierl: "Ich bin überzeugt davon, dass die Stiftung Oper in Berlin eine Erfolgsgeschichte wird. Allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz arbeitet die Stiftung seit ihrer Gründung im Januar vergangenen Jahres erfolgreich.
Von Michael Schindhelm erwarte ich mir, dass er den wirtschaftlichen Konsolidierungskurs fortsetzt und die Stiftung unter seiner Leitung künstlerisch so profiliert, dass Oper in Berlin zu einem Kraftwerk zeitgenössischer Kunst und Berlin zu der deutschen Opernstadt wird."
Quelle: Berlin.de
Die Herausforderung - Schindhelm unterzeichnet Vertrag als Generaldirektor der Berliner Opernstiftung
Berlin (ddp). Michael Schindhelm weiß um die Ressentiments, die es wegen seiner Ernennung zum Chef der Berliner Opernstiftung immer noch gibt. «Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass alle Vorbehalte jetzt ausgeräumt sind», sagte der neue Generaldirektor am Dienstag in Berlin. Er war mal wieder von Basel nach Berlin gereist, diesmal, um seinen neuen Vertrag zu unterzeichnen. Seine Strategie gegen die Vorbehalte: «Ich werde keinem Gespräch aus dem Weg gehen», versprach er.
Ab 1. April geht das Pendeln zwischen der Schweiz und Deutschland für den 44-Jährigen erst richtig los. Dann tritt sein Fünfjahresvertrag in Kraft und er wird seinen neuen Job mit zunächst 15 Arbeitstagen im Monat in der deutschen Hauptstadt beginnen.
Um Schindhelm, den Wunschkandidaten von Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS), hatte es im Vorfeld langen Streit wegen dessen Stasi-Verstrickungen gegeben. Er war 1984 als 23-Jähriger im sowjetischen Woronesch für die Stasi geworben worden. Erst ein mit ehemaligen DDR-Bürgerrechtlern besetzter Ehrenrat gab nach Sichtung der Akten Entwarnung und stellte Schindhelm quasi einen Persilschein aus. Nachdem auch die Intendanten der drei Berliner Opern ihre Zustimmung gegeben hatten, sprach sich abschließend der Stiftungsrat der Opernstiftung für Schindhelm als Generaldirektor aus. «Ich habe seitdem lange genug Zeit gehabt, um mir zu überlegen, wie ich jetzt auf die Leute zugehe», sagte Schindhelm.
Bis zum Ende der Spielzeit 2005/2006 hat der neue Berliner Generaldirektor noch einen Vertrag als Intendant des Drei-Sparten-Theaters im schweizerischen Basel zu erfüllen. Bis dahin soll er sich zunehmend mehr auf seine neue Tätigkeit in der Hauptstadt konzentrieren. Um eine reibungslose Übergabe zu ermöglichen, will Flierl am 1. März dem Stiftungsrat vorschlagen, seine Staatssekretärin Barbara Kisseler mit der kommissarischen Leitung der Opernstiftung zu betrauen.
Viele Vorbehalte gibt es nach Ansicht Schindhelms gegen die Opernstiftung auch, weil sie als «verkappte Institution zur Abwicklung eines der drei Opernhäuser» gesehen werde. Doch aus den drei Opernhäusern - der Staatsoper Unter den Linden, der Deutschen Oper und der Komischen Oper - gebe es für seine Arbeit auch viel Unterstützung. Das habe er bei ersten Gesprächen mit den Intendanten und Personalräten bereits erfahren. «Doch jetzt werde ich erst einmal zuhören in den drei Häusern und dann eine Analyse anfertigen, was zu tun ist, um dieser Stiftung das Überleben zu sichern», betonte Schindhelm.
Seine künstlerischen Ambitionen will der 44-Jährige, der erst vor einer Woche seinen zweiten Roman «Die Herausforderung» veröffentlicht hatte, künftig vor allem im Schreiben ausleben. «Es ist richtig, dass ich als Chef der Opernstiftung weiter vom Theatergeschehen wegrücke als in Basel», betonte er. Er sei aber immer mehr Theaterleiter und weniger Regisseur gewesen. «Außerdem hoffe ich, dass die drei Intendanten mit mir über Kunst reden werden, ohne dass sie das als einen Eingriff in ihre Arbeit verstehen.» Anderseits werde er ihnen den Rücken frei halten, wenn es um finanzielle und organisatorische Belange gehe.
Die Berliner Opernstiftung
Berlin (ddp). Die öffentlich-rechtliche Berliner Opernstiftung wurde zum 1. Januar 2004 ins Leben gerufen. Unter ihrem Dach vereint sie die Staatsoper Unter den Linden, die Deutsche Oper und die Komische Oper sowie eine Ballett GmbH und Bühnenservice GmbH. Die drei Bühnen sollen kooperieren, um Kosten zu senken, aber wirtschaftlich und künstlerisch eigenständig bleiben. Damit soll die Existenz aller drei Häuser langfristig gesichert werden. An der Spitze des Stiftungsvorstandes steht Generaldirektor Michael Schindhelm.
Die Stiftung war für 2004 mit einem Etat von 113,6 Millionen Euro ausgestattet. Die festgeschriebene stufenweise Zuschussabsenkung bis 2009 beträgt 16,8 Millionen Euro. Im Zuge der Reform sollen rund 220 von insgesamt knapp 2000 Arbeitsplätzen abgebaut werden. Davon betroffen sind allein 30 Tänzer.
Die drei Opern bleiben autonome Häuser mit eigenständigen künstlerischen Leitern - Kirsten Harms, Andreas Homoki und Peter Mussbach - und eigenen Etats. Dasselbe gilt für das Ballettensemble unter Leitung von Vladimir Malakhov.