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Mit Bodenständigkeit an die Spitze - Katharina Wagner

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Berlin (ddp). «Ich bin ein ganz pragmatischer Mensch, genau wie mein Vater«, sagt Katharina Wagner, wenn die Sprache auf ihre mögliche Nachfolgerschaft in Bayreuth kommt. Die jüngste Urenkelin Richard Wagners und Tochter des jetzigen Chefs auf dem Grünen Hügel, Wolfgang Wagner, beantwortet die häufigen Fragen nach ihrer möglichen Karriere in Bayreuth mit viel Langmut und einer Prise Humor. »Mein Vater ist Festspielleiter und es geht ihm sehr gut.«

Dass aber auf sie selbst immer besonders kritisch geschaut wird, hat sie bereits bei den drei Operninszenierungen festgestellt, die sie in den vergangenen Jahren gezeigt hat. Im Januar ist die vierte Arbeit der 27-Jährigen auf der Bühne zu erleben: Giacomo Puccinis »Il Trittico«, ein selten gespieltes Werk aus drei Kurzopern, an der Deutschen Oper Berlin.
»Ich kann ja nichts für den Namen, ich bin da reingeboren worden", sagt sie. Eine gewisse Belastung und auch größeren Druck bedeute der Name aber schon, weil die Leute genauer auf sie schauten. Denn das Vorurteil, sie habe einen bestimmten Job nur wegen ihres Namens bekommen, begegnet ihr immer wieder. «Aber in der Arbeit muss man so etwas ausblenden, denn mit Stress und großem Erwartungsdruck hat jeder Regisseur zu kämpfen.» So habe sie es gelernt, in ihrer Arbeit das Thema ihrer Herkunft und der großen Ansprüche an sie einfach zu verdrängen.
Ob sie selbst eine innigere Beziehung zur Musik Richard Wagners hat, die sie als «emotional einnehmend komponiert» bezeichnet, als andere Menschen, vermag sie nicht zu beurteilen. «Das ist eine schwierige Frage, aber ich habe diese Musik so oft gehört, dass sie mir vertrauter ist als vielen anderen», sagt die junge Frau mit Wohnsitz in Berlin, Richard-Wagner-Straße. Als Kind sei sie aber ebenso mit Wagner aufgewachsen wie mit den aktuellen Charts. «Im Hause Wagner gab es nie ein Verbot, Popmusik zu hören», sagt sie. Und was man beim Autofahren im Radio so mitbekommt an aktueller Musik, das kenne sie auch heute.
Opern zu inszenieren ist für Katharina Wagner etwas ganz Persönliches. «Es kann mir passieren, dass ich mir eine Oper zwei Wochen lang im Klavierauszug ansehe und feststelle, dass ich damit nichts anfangen kann«, sagt sie. Die Oper müsse ihrem Typ entsprechen, damit sie sie inszenieren kann. »So hat doch jeder seine eigene Sicht auf die Welt.» Geschichten, die ihr emotional fremd seien, könne sie nicht inszenieren. «Ich tendiere nicht so sehr zu komischen Opern. Mir ist es lieber, wenn es etwas schwerer und dramatischer ist», bekennt die junge Frau mit der bodenständigen Ausstrahlung.
Jetzt schaut Katharina Wagner schon voraus ins Jahr 2007. Dann wird sie ihr von vielen mit Spannung erwartetes Regiedebüt in Bayreuth geben. Auf dem Programm stehen Urgroßvaters «Meistersinger von Nürnberg». «Es ist wichtig, dass die \'Meistersinger\' ordentlich werden», weiß sie um die Erwartungen der großen Richard-Wagner-Fangemeinde. Schließlich muss sie mindestens Furore machen, denn nichts Geringeres erwartet man von ihr. «Als Regisseur muss man sich aber auch bewusst machen, dass man nicht die Erwartungen aller erfüllen kann.»
Erst wenn ihr Vater die Leitung in Bayreuth abgibt, will sich seine jüngste Tochter Katharina Gedanken machen, ob sie dessen Nachfolgin werden möchte. «Über ungelegte Eier mache ich mir, genauso wie mein Vater, ungern Gedanken», sagt sie. Zu gegebener Zeit werde sie überlegen, ob es ihre persönliche Situation und die Lage in Bayreuth möglich machten, dass sie Chefin auf dem Grünen Hügel wird. Ausschließen will sie ihr Interesse an diesem Job nicht.