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Domkapellmeisterin Lucia Hilz. Foto: Erzbistum München
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Musik als Glaubensausdruck - Erste Domkapellmeisterin Deutschlands will Kinder fördern

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Aufgeregt ist Lucia Hilz nach eigenem Bekunden nicht, und etwas Besonderes sei für den 1. September auch nicht geplant. Dabei ist dieses Datum durchaus eines, an das man sich erinnern wird. Denn mit der Übernahme der Leitung der Münchner Dommusik hat die 35-Jährige etwas geschafft, was vor ihr noch keiner Frau gelungen ist: Sie wird die erste Domkapellmeisterin Deutschlands und damit Chefin über rund 200 Musiker. «Die sind aber selten alle gleichzeitig da», schränkt sie gleich wieder ein, denn sich hervorzutun ist ihre Sache nicht. «Das ist ein nomineller Termin, an dem das beginnt.»

Der Posten, den die gebürtige Münchnerin bereits seit Dezember 2008 kommissarisch bekleidet, bedeutet ihr dagegen um so mehr. «Der Titel ist eine hohe Ehre und viel Verantwortung», sagt sie. Die Tatsache, dass sie die erste Frau ist, die ein solches Amt innehat, sieht sie dagegen pragmatisch. «Da wird viel hineininterpretiert. Ich sehe das als Konsequenz aus meinem Bewerbungsverfahren und aus meiner Arbeit.» Ohnehin sei sie «schon immer» in der Kirche aktiv gewesen. «Da hat sich für mich nie die Frage gestellt, mich als Frau behaupten zu müssen. Ich bin mit den Verantwortlichen in den Gemeinden, auch den Pfarrern, immer gut zurechtgekommen.»

Einmal die Leitung der Münchner Dommusik zu übernehmen, sei zunächst kein «direktes Ziel» gewesen. «Mein Freund war in München, deswegen habe ich mich 2006 auf die Assistentenstelle beworben, und ich wollte gerne an eine Kirche. Dass sich das so ergeben hat, war dann Fügung.» Als Assistentin habe sie dann schon vor Augen gehabt, das Domkapellmeisteramt einmal übernehmen zu wollen.

Mittlerweile verheiratet, will sie dieses nun vor allem für eines nutzen: Kinder musikalisch und kirchlich zu fördern. «Es ist ein großer Auftrag, die Menschen zu unterstützen, einen Ausdruck ihres Glaubens zu finden, eben auch durch Musik. Ich möchte diesen Beitrag leisten - verbunden mit Professionalität.» Und über diese verfügt Hilz zweifellos: Neben ihrem Studium der Kirchenmusik in Regensburg und Rottenburg kann die zarte Frau mit den langen braunen Haaren einen weiteren Abschluss vorweisen: Gesang mit Schwerpunkt Alte Musik an der staatlichen Musikhochschule Trossingen. Von 2000 bis 2004 war sie als Chorleiterin und Stimmbildnerin der Rottenburger Domsingknaben tätig, in den Jahren 2005 und 2006 hatte sie eine solche Stelle bei den Aurelius-Sängerknaben in Calw inne.

Von früher Jugend an sei es ihr «ganz wichtig» gewesen, Gottesdienste mitzugestalten, erinnert sich Hilz. Auch von den «großen musikalischen Werken» habe sie sich seit je her so in den Bann gezogen gefühlt, dass sie Kirchenmusik zumindest hauptberuflich machen wollte. «Das hat eine unheimliche Kraft für mich. Für mich ist das ein Glaubensausdruck, eine Auseinandersetzung mit dem Glauben, ein Weg, das Erlebte zum Ausdruck zu bringen.» Musikalisch gesehen gelinge das am besten an den Kar- und Osterfeiertagen. «Da ist alles dabei: von den Klagen bis zum großen Osterjubel, wenn man endlich wieder Halleluja singen kann. Das ist schon ein Höhepunkt.»

Aber auch die ganz normalen Gottesdienste haben für Hilz einen besonderen Reiz. «Ich finde es nach wie vor schön, selbst zu singen und Kantorendienst zu leisten.» Das Können, Psalmen zu singen und ein guter Vorsänger zu sein, will sie ebenfalls weitergeben. «Das ist schon eine Herausforderung, vor dem vollen Dom am Mikrofon.» Sie selbst habe dabei kein Lampenfieber. «Für mich ist das Teil der Gottesdienstfeier, kein Auftritt.» Auch ein Lieblingswerk habe sie nicht. «Was ich gerade mache, das ist mein Liebling. Wenn zum Beispiel die Kleinen ein Kirchenlied singen, geht mir das Herz auf.» Und beim Gedanken an ihre Schützlinge kommt bei ihr dann doch noch etwas Nervosität auf. «Aufregender als am 1. September wird es nach den Schulferien, wenn man alle wiedersieht.» Und vielleicht, so hofft Hilz, findet dann noch ein oder der andere dazu. «Ich nehme gerne neue Sänger. Wer Interesse hat, kann sich einfach im Büro der Dommusik melden.»

Zeit mitbringen sollte man dafür aber schon: Für die Sänger im Kindesalter sind zwei Proben pro Woche angesetzt plus Stimmbildung, der Domchor kommt ein Mal pro Woche zum Üben zusammen. Für Hilz ist es damit längst nicht getan. Neben Arbeiten im Büro, Besprechungen und dem Austausch mit Eltern und Kollegen verbringt sie viel Zeit in der Bibliothek. «Ich bin immer weiter am Suchen, ob es nicht noch ein schönes Musikstück zu einem bestimmten Text gibt.» Schließlich will sie die liturgischen Texte und die Musik so gut es nur geht miteinander verzahnen. «Die liturgischen Texte sind normalerweise vorgegeben, aber wie ich das mache, da bin ich ganz frei.»
 

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