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Der deutsch-rumänische Schriftsteller Oskar Pastior (78) erhält den diesjährigen Georg-Büchner-Preis. Das teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Sonntag zum Abschluss ihrer Frühjahrstagung in Kopenhagen mit. In der Begründung würdigte die Akademie den in Berlin lebenden Pastior als "methodischen Magier der Sprache".
Er habe ein Werk "von größter Radikalität und Formenvielfalt" geschaffen. Weiter hieß es: "Pastior erzeugt aus Buchstaben und Lauten, anmutig und witzig, immer neue poetische Welten." Der mit 40.000 Euro dotierte Büchner-Preis gilt als bedeutendste deutsche Literaturauszeichnung. Er wird Pastior am 21. Oktober in Darmstadt überreicht.Der eigenwillige Autor, der auch als Petrarca-Übersetzer Anerkennung fand, ist vor allem durch seine vom Dadaismus geprägte experimentelle Lyrik und Prosa, seine "Lautmalereien", bekannt geworden.
Dazu gehören auch so genannte Palindrome, also Wortfolgen, die vor- wie rückwärts gelesen Sinn ergeben, wie Sarg oder Reittier. Für seine zahlreichen Veröffentlichungen hat Pastior unter anderem 1997 den Horst-Bienek-Preis und zuletzt 2002 in Wien den Erich-Fried-Preis erhalten.
Der Schriftsteller und Übersetzer kam am 20. Oktober 1927 als Angehöriger der deutschen Minderheit im rumänischen Siebenbürgen zur Welt. Im Jänner 1945 wurde er in die Sowjetunion deportiert und musste bis zu seiner Rückkehr vier Jahre später als Zwangsarbeiter in Lagern arbeiten.
Nach seinem Germanistikstudium arbeitete er in den 60er Jahren beim deutschsprachigen Rundfunk in Bukarest. Er nutzte 1968 einen Studienaufenthalt in Wien zur Flucht und lebt seit 1969 in Berlin. Im gleichen Jahr gab er sein literarisches Debüt in Deutschland mit dem Band "Vom Sichersten ins Tausendste". Weitere wichtige Werke sind "Ein Tango-Poem und andere Texte", "Anagrammgedichte", "Kopfnuß Januskopf. Gedichte in Palindromen" und "Das Hören des Genitivs".
Seine Auszeichnung bezeichnete Pastior in einer ersten Reaktion als "total überraschend".
Quelle: orf.at