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Regisseur Günter Krämer wird 65

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Köln (dpa) - An Günter Krämer scheiden sich die Geister: Seine Inszenierung von Richard Strauss\' «Liebe der Danae» an der Dresdner Semperoper wurde einmütig umjubelt. Nur Wochen zuvor hatte seine Version von Beethovens «Fidelio» in Bonn böse Zwischenrufe provoziert. Beide Beispiele charakterisieren treffend die Laufbahn des Regisseurs, die so reich an Erfolgen wie an Eklats ist. Am Freitag (2. Dezember) wird der Bühnenkünstler 65 Jahre alt.

Krämer, 1940 in Neustadt an der Weinstraße geboren, arbeitete zunächst als Gymnasiallehrer, bevor er ans Theater ging. Wie viele seiner Kollegen kommt der heute hauptsächlich als Opernregisseur Erfolgreiche ursprünglich vom Sprechtheater. Erste Stationen als Schauspielregisseur waren Köln, Hannover, Berlin und Stuttgart. Zur Spielzeit 1985/86 wechselte Krämer als Schauspieldirektor nach Bremen, wo er mit der Inszenierung beider «Faust»-Teile Furore machte.

Sein Operndebüt 1978 mit Ernst Kreneks «Karl V» in Darmstadt geriet zum Skandal, der Komponist sah sein Werk zur Unkenntlichkeit gekürzt. Dennoch erwarb Krämer sich in den 80er Jahren rasch den Ruf eines der profiliertesten Opernregisseure, der der Opulenz des Genres mit verstörender Askese zu begegnen wusste, in seinen Inszenierungen auf Spröde und Distanz setzte. An Krämers Haltung, an seiner Lust der Brechung und der Absage an wohlige Kulinarik, wurden Kälte und aseptische Künstlichkeit kritisiert; andere Stimmen begrüßten gerade diese kühle Ästhetik.

An der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf schockierten 1986 Anspielungen auf den Nazi-Bildhauer Arno Breker in Krämers Inszenierung von Franz Schrekers «Die Gezeichneten». Eine besonders wichtige Regiearbeit war 1992/93 Wagners «Ring» mit Gerd Albrecht an der Hamburgischen Staatsoper. Fast einstimmig bejubelte das Feuilleton auch Krämers Deutung von Mozarts Jugendoper «Mitridate, re di Ponto» bei den diesjährigen Salzburger Festspielen.

Doch nicht nur als Regisseur war Krämer umtriebig und streitbar gleichermaßen. Zur Spielzeit 1990/91 übernahm er die Intendanz der Schauspielbühnen in Köln. Hier empfahl er sich mit einem furiosen Einstand für das Amt des Generalintendanten, das er in der Spielzeit 1995/96 antrat. Damit war Krämer für Schauspiel, Oper und Ballett verantwortlich. Nach frühzeitiger Vertragsverlängerung bis 2005 löste Krämer jedoch nach Auseinandersetzungen mit der Stadt seinen Vertrag zum Ende der Spielzeit 2001 vorzeitig, blieb den Bühnen Kölns jedoch als Regisseur bis 2005 erhalten.

Constanze Schmidt, dpa