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Reinhard Mey wird 65

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Liedermacher will weiter «immer unterwegs sein» - Große Tournee 2008 geplant



Berlin (ddp). «Über den Wolken» («...muss die Freiheit wohl grenzenlos sein») befindet sich Reinhard Mey nicht nur in seinem wohl bekanntesten Lied. Auch privat ist er als Pilot häufig in der Luft unterwegs. Am Freitag (21. Dezember) wird der Liedermacher 65 Jahre alt und denkt nicht ans Aufhören - nicht bei der Fliegerei und nicht beim Singen. «Ich möchte fliegen, solange mich der Fliegerarzt lässt», sagt Mey.

Der streitbare Sänger, der sich auch gern zu politischen Themen äußert, möchte eigentlich gar nicht an sein Alter und den Geburtstag erinnert werden. «Ich denke über meine Geburtstage gar nicht nach, aber die Menschen um einen herum erinnern einen ständig daran, da ist es schwer, dem zu entgehen», sagt der in Berlin lebende Musiker im ddp-Gespräch. Also nehme er es gelassen und freue sich, dass er bis hierher »ohne Toupet und Punkte in Flensburg" ausgekommen ist. Seinen Ehrentag werde er zurückgezogen mit seiner Familie verbringen.

Mey wurde am 21. Dezember 1942 in Berlin-Wilmersdorf geboren. Als Jugendlicher lernte er zunächst Klavier, brachte sich dann selbst das Gitarren- und Trompetenspiel bei. Seine erste Band hieß Rotten Radish Skiffle Guys. Erste Erfolge als Sänger feierte er in Frankreich. Sein erstes Studioalbum in Deutschland veröffentlichte Mey 1967, es folgten bis heute weitere 23 Alben.

Die Lieder von Mey, zu dem die Gitarre ebenso gehört wie Nickelbrille und Lederjacke, sind stark vom französischen Chanson beeinflusst. Er setzt sich darin beispielsweise für Frieden, Freiheit und den Verzicht auf Gewalt ein. Sein Credo lautet dementsprechend: «Lieder können die Welt verändern!»

Dafür erntete Mey nicht immer nur Lob. Häme und Kritik schlugen ihm vor allem Mitte der 70-er Jahre entgegen. In den Medien wurde er auch als «Heintje für geistig Höhergestellte» und «Heino fürs Dritte Programm» betitelt. Seinem Erfolg tat das bis heute keinen Abbruch. Sein aktuelles Album «Bunter Hund» platzierte sich im Mai in den Charts auf Platz 1. Das gelang ihm zuvor nur mit «Ein Achtel Lorbeerblatt» (1972).

Doch nicht nur in seinen Liedern war und ist Mey politisch. Er versucht seine Werte zu leben, engagiert sich sozial. «Es geht mir in erster Linie um benachteiligte und kranke Kinder, um Opfer von Missbrauch und Gewalt, um Unrecht, beispielsweise jenes, das ehemaligen Zwangsarbeitern widerfuhr», zählt Mey die Bereiche auf, in denen er versucht, Hilfe zu leisten. Dafür gebe er Benefizkonzerte oder nehme Benefizalben auf.

Allein deswegen kann er sich auch ein Leben als Politiker vorstellen: «Ich würde dann sofort alle geschlossenen Bibliotheken, Schwimmbäder und Jugendheime wieder öffnen, das Schulsystem renovieren, Ganztagsschulen einrichten mit ausreichender Betreuung und einer kostenlosen täglichen Mahlzeit für alle Schüler.»

Anlässlich seines Geburtstages fragt sich Mey auf seiner Homepage nur: «65? Was, jetzt schon?» und schmiedet große Pläne. Die «Bunter Hund»-Tournee durch Deutschland, Österreich und der Schweiz stehe 2008 an, verrät der dreifache Vater. Er wolle Lieder schreiben, sein 25. Studioalbum aufnehmen und «immer unterwegs sein».

Nadine Schimroszik