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Kamenz (ddp-lsc). Die jüdische Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin Ruth Klüger hat am Samstagabend in Kamenz den sächsischen Lessing-Preis erhalten. Die 75-Jährige nahm die mit 13 000 Euro dotierte Auszeichnung von Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) entgegen.
Seit 1993 werden alle zwei Jahre Persönlichkeiten prämiert, deren Werk in der von Lessing geprägten Tradition steht.Die gebürtige Wienerin war elf Jahre alt, als sie mit ihrer Mutter ins Konzentrationslager kam. Beide überlebten die Lager Theresienstadt, Auschwitz-Birkenau und das Arbeitslager Christianstadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte sie in die USA. Später war die Germanistin viele Jahre Professorin an den Universitäten im US-kalifornischen Irvine und in Göttingen. Ihre Autobiographie veröffentlichte sie 1992 unter dem Titel «weiter leben. Eine Jugend».
Milbradt sagte, dass er sich über die Vergabe des Lessing-Preises an Klüger freue. Zudem verwies er auf Lessing-Texte wie «Nathan der Weise», die nur wirken und zu Offenheit und Toleranz erziehen könnten, wenn es Menschen mit einem festen Standpunkt gebe. «Anderes und Fremdes annehmen kann man nur, wenn man selbst eine Identität hat, wenn man sich selbst seiner sicher ist und wenn man sich seiner Unzulänglichkeiten annimmt und angenommen weiß», sagte Milbradt.
Förderpreise erhielten der aus Großröhrsdorf stammende Kulturjournalist Volker Sielaff sowie der Hallenser Romanautor Clemens Meyer. Diese Auszeichnungen sind mit jeweils 5500 Euro dotiert.
Mit der Preisverleihung wurden zugleich die 46. Lessing-Tage eröffnet. Bis zum 15. Februar schlägt das Programm nach Angaben der Veranstalter den Bogen vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Neben Theatergastspielen sind Vorträge, Lesungen und Gesprächsrunden vorgesehen. Ausgerichtet werden die Lessingtage vom Kamenzer Lessing-Museum, die Stadt und dem Freistaat.