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Schriftsteller Jurij Brezan gestorben

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Der bekannteste sorbische Literat Jurij Brezan starb am Sonntag in einem Kamenzer Krankenhaus. Brezan schrieb mehr als 50 Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt wurden. Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen gehören die Erzählung »Die schwarze Mühle«, der Roman »Krabat oder die Verwandlung der Welt". Verlage in der Oberlausitz würdigen den verstorbenen Schriftsteller mit Neuerscheinungen.


Bautzen (ddp-lsc). Ein besonderes Geschenk sollte der sorbische Schriftsteller Jurij Brezan zu seinem 90. Geburtstag im Juni bekommen. Die Erzählung «Der alte Mann und das enge Weite», die der Autor im vergangenen Jahr fertig stellte, erscheint im Mai im Bautzener Lusatia-Verlag. «In einer wunderschönen, feinen Ausgabe», kündigt Verleger Frank Stübner an. Jurij Brezan wird das Buch nicht mehr in den Händen halten können. Der bekannteste sorbische Literat starb am Sonntag in einem Kamenzer Krankenhaus.

Gewissermaßen als «Vermächtnis» bringt Stübner nun das Buch mit Illustrationen von Werner Schinko heraus. Was Brezan darin erzählt, ist «unverkennbar er selbst», sagt der Verleger. Der Schriftsteller lässt einen alten Mann auf die Stationen seines Lebens zurückschauen. In seinem Garten am Haus entdeckt er die Vollendung der Inszenierung von Bäumen und Sträuchern, wie er sie vor mehr als 30 Jahren angelegt hat. Brezan hatte sich gewünscht, dass die Erzählung im Lusatia-Verlag erscheint, und Frank Stübner will 1500 Exemplare davon drucken lassen.

Bereits druckfrisch liegt das Buch «Die Jungfrau, die nicht ins Bett wollte» vor, in dem Brezan Volksmärchen der Sorben ins Deutsche übertragen und neu erzählt hat. Im Bautzener Domowina-Verlag ist die einmalige Sammlung gerade herausgekommen. Eigentlich sollte der Schriftsteller das Werk am Freitag zur Leipziger Buchmesse vorstellen. Sein Tod kam nun überraschend, sagt Maria Matschie, die Geschäftsführerin des Domowina-Verlages.

Trotz seines hohen Alters suchte der 89-Jährige immer wieder den Kontakt zum Publikum. «Er hat gern gelesen», weiß Matschie. Bis zuletzt sei er unermüdlich gewesen, habe an seinem Schreibtisch in Horni Hajnk (Dreihäuser) bei Kamenz gearbeitet, so oft es die Gesundheit erlaubte. Erst vor 14 Tagen habe er ihr erzählt, dass er etwas Neues schreibe. Viel Altersweisheit habe er in die Texte einfließen lassen, sagt die Geschäftsführerin.

Anlässlich von Brezans 90. Geburtstag hat der sorbische Verlag in Bautzen in diesem Jahr zwei weitere Neuerscheinungen geplant. Das Kinderbuch «Der Elefant und die Pilze», das in den 60er Jahren herauskam, gehört dazu. Die drei lustigen Geschichten, die der Autor einst für seinen Sohn niederschrieb, werden in der reich illustrierten Ausgabe neu aufgelegt. Im Juni soll das Buch vorliegen, sagt Matschie.

Eines der bedeutendsten Werke Brezans will der Domowina-Verlag in seiner Reihe «Die sorbische Bibliothek» veröffentlichen. «Krabat oder Die Verwandlung der Welt» erschien 1976 im Verlag Neues Leben. Der große geschichtsphilosophische Roman hat längst klassischen Status erreicht, urteilt Maria Matschie. Das Buch soll die Editionsreihe bereichern, die der Verlag aufgelegt hat, um Literatur des kleinsten slawischen Volkes deutschen Lesern näher zu bringen. Der genaue Erscheinungstermin steht noch nicht fest. Vielleicht im Herbst kommt die neue Ausgabe von «Krabat» in den Buchhandel.