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Simon Rattle wird 50

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Ein junger Mann von 50 Jahren - Sir Simon Rattle feiert runden Geburtstag - Sein Publikum schwelgt in Superlativen

Berlin (ddp-bln). Da Simon Rattle in Liverpool geboren wurde und er eine ungewöhnliche Frisur hat, hängt ihm der Spitzname «Liverpudel» an. Einen Namen machte sich der Brite aber nicht wegen der Frisur, wie es unter anderem einst die aus derselben Stadt stammenden «Pilzköpfe», die Beatles, taten, sondern wegen seiner musikalischen Meisterleistungen. Nach 18 Jahren als Erster Dirigent und Chef des Birmingham Symphony Orchestra, mit dem er der englischen Industriestadt ein neues kulturelles Image gab, wechselte er 2002 als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker in die deutsche Hauptstadt. Schnell wurde er mit seinem jugendlichen Charme auch hier zum Liebling der Musikfans. Am 19. Januar feiert Rattle seinen 50.
Geburtstag.

Die 112 stimmberechtigten Mitglieder der Berliner Philharmoniker hatten den englischen Dirigenten ab der Saison 2002/2003 als Nachfolger von Claudio Abbado gewählt. Nach seinen Auftritten am Dirigentenpult schwelgt das Publikum regelmäßig in Superlativen. Es rühmt seine Bandbreite, die vom Barock bis zum Jazz reicht, seine Fähigkeiten als Orchestererzieher und seine Schlagfertigkeit. Eine Kostprobe: «Berlin ist zu 60 Prozent Deutschland, zu 38 Prozent New York, und der Rest ist Wilder Westen.»

Schon vor seinem Amtsantritt als Chefdirigent verband Rattle eine 15-jährige Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern. 1987 gab er mit der Sechsten Symphonie von Gustav Mahler sein Debüt. Seitdem kam er regelmäßig an das Pult des Orchesters. Rattles Konzertprogramme zeugen dabei von einem ungewöhnlichen Repertoire: Beethoven, Bach und Bartok, Boulez und Brahms, Mahler und Mozart gehören ebenso dazu wie Schönberg, Schostakowitsch und Sibelius.

Seit seinem ersten Auftritt beim Festival von Glyndebourne in England 1977 mit Leos Janaceks «Das schlaue Füchslein» dirigiert Rattle auch regelmäßig Opern. Mit den Berliner Philharmonikern erarbeitete er Ludwig van Beethovens «Fidelio» sowie Wolfgang Amadeus Mozarts «Idomeneo» und «Cosi fan tutte» bei den Opernfestspielen in Salzburg und in der Berliner Philharmonie.

Seine Vielseitigkeit stellte Rattre auch mit dem Kinofilm «Rhythm is it»! unter Beweis, der soeben mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurde. Dokumentiert wird in dem Streifen, wie das Starensemble unter Leitung von Sir Simon zusammen mit 250 Berliner Kindern und Jugendlichen Igor Strawinskys berühmtes Ballett «Le Saure du Printemps» erarbeitet. Herausgekommen ist nicht nur ein Musikfilm in bester Tonqualität, sondern ein brillantes Porträt über Rattle und Jugendliche. «Musik kann helfen, Ängste und Grenzen zu überwinden, Barrieren abzubauen und der Zukunft lächelnd ins Gesicht zu sehen. Das erfordert eine Menge Arbeit, die aber lohnt sich», sagte Rattle.

Mit Auszeichnungen wurde der Brite bislang reichlich bedacht: Schon 1994 wurde er von der englischen Königin für seine künstlerische Arbeit zum Sir ernannt. 1996 verlieh ihm die Hamburger Toepfer-Stiftung den Shakespeare-Preis. In der Kategorie «Dirigent des Jahres» wurde Sir Simon 2003 mit dem Schallplattenpreis «Echo Klassik» geehrt.

Über das Privatleben des beliebten Maestro, etwa seine gescheiterte erste Ehe, ist so gut wie nichts bekannt. Auch in seiner Biografie gibt es keinen Blick hinter Rattles eigene Kulisse. Biograf Nicholas Kenyon klammert das Privatleben des Spitzendirigenten konsequent aus. Umso erstaunlicher, dass Rattle plötzlich in der Klatschpresse auftaucht. Dazu verhalf ihm die 31-jährige Mezzosopranistin Magdalena Kozena aus Brünn. Die grazile Schönheit, so wird berichtet, erwarte in diesen Tagen ein Kind von dem umschwärmten Dirigenten.

Angelika Rausch