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Spitzenpolitiker würdigen Literaturnobelpreisträger Grass

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Gratulationen zum 80. Geburtstag von Grass – Spitzenpolitiker würdigen Literaturnobelpreisträger als streitbaren Demokraten

Kiel/Berlin (ddp-nrd). Spitzenpolitiker haben aus Anlass des 80. Geburtstags von Literaturnobelpreisträger Günter Grass am Dienstag dessen künstlerisches Werk und Engagement gewürdigt. Nach Ansicht von Bundespräsident Horst Köhler ist Grass «in der ganzen Welt zum Gesicht der deutschen Literatur geworden». Mit seinen bedeutenden Werken habe der Schriftsteller «mit dazu beigetragen, dass unsere Kultur nach dem Dritten Reich und dem Krieg zu neuem Ansehen kam», schrieb Köhler in seinem Glückwunschschreiben.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte den Einsatz des Schriftstellers für die Bürgerrechte. «Als politisch engagierter Streiter und Mahner hat sich Günter Grass stets sehr vernehmbar auch auf dem Feld der Politik eingebracht.« Grass habe ein »eindrucksvolles Lebenswerk geschaffen - ein bleibendes Oeuvre auf ganz unterschiedlichen künstlerischen Gebieten«.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) bezeichnete das Werk des Schriftstellers als eine der «großen und bleibenden Kulturleistungen des 20. Jahrhunderts». Der Schriftsteller werde darüber hinaus als politisch engagierter Bürger geachtet und geschätzt.

SPD-Chef Kurt Beck würdigte Grass als wichtigsten kritischen Begleiter seiner Partei. Er sei ihm dankbar, »dass er uns immer wieder rät und mahnt«. Beck zeigte sich froh darüber, dass Grass die politische Arena auch mit achtzig Jahren nicht scheu.

Für Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat das Werk des Schriftstellers zur «demokratischen Erinnerungskultur» maßgeblich beigetragen. Er wünsche Grass »Kraft und das notwendige Quentchen Verwegenheit, das immer wieder Anlass zum Streit bietet, den eine lebendige Demokratie nicht nur erträgt, sondern braucht».

Als «Autor von Weltrang» und «streitbaren Demokraten» bezeichnete Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) den Literaten. Ihm sei großer Dank zu sagen «für das vielfältige, mit schriftstellerischer Fantasie und erzählerischer Urkraft ausgezeichnete Werk, das zugleich immer Fragen an die Geschichte seiner Zeit stellte».

Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki sagte, «die ganze Welt bewundert den Prosa-Schriftsteller Günter Grass, ich gehöre zu den wenigen, die auch und ganz besonders die Lyrik von Grass schätzen und bewundern». Er fügte hinzu: «Ich wünsche Grass ruhige Wochen, Monate und Jahre vor allem.»

Die «einzigartige Wachheit» des Schriftstellers würdigte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber. Durch seine Werke, in denen Grass klar Position beziehe, entstehe in der Öffentlichkeit immer wieder Streit. Das sei aber ein gutes Zeichen, weil dabei um das «Selbstverständnis des deutschen Volkes, um Schuld und Verantwortung, um Freiheit und Verstrickung» gestritten werde.

Grass wurde am 16. Oktober 1927 in Danzig geboren. Seit mehr als 25 Jahren lebt er in der Nähe von Lübeck. Mit der «Blechtrommel» gelang ihm 1959 der literarische Durchbruch. Für dieses Werk nahm er 1962 den französischen Literaturpreis entgegen. 1999 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Aus Anlass des Geburtstages von Grass sind in den kommenden Tagen zahlreiche Festveranstaltungen geplant. Unter anderem findet am 27. Oktober in Lübeck ein Festakt statt. Dazu wird auch Köhler erwartet.

André Klohn