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Über die Besetzung der Münchner Opernintendanten- Stelle ist heftiger Streit entstanden. Nach der Bekanntgabe der geplanten Berufung von Burgtheater-Direktor Klaus Bachler hat der ursprünglich vorgesehene Christoph Albrecht Ansprüche auf das Amt angemeldet. Seine Berliner Anwälte teilten gestern mit, ihr Mandant wolle nach wie vor die Intendanz antreten. Er habe einen gültigen Vertrag mit dem Freistaat Bayern.
Eine durchaus kuriose Situation - warf Albrecht doch im April selbst überraschend das Handtuch. Offiziell wird im bayrischen Kunstministerium über die Hintergründe dieser Aktion eisern geschwiegen. "Wir haben vereinbart, über die Hintergründe dieser Entscheidung Stillschweigen zu bewahren", sagte der bayrische Kunstminister Thomas Goppel (CSU) am Rande der Bekanntgabe von Bachlers Ernennung. "Daran haben wir uns beide konsequent gehalten, und dies will ich auch heute tun. Mir ist sehr daran gelegen, dass die Verhandlungen mit Christoph Albrecht weiter in einer sachlichen und menschlich korrekten Form verlaufen, und ich will meinen Beitrag dazu in der vereinbarten Weise leisten."Albrecht, der die Bayerische Theaterakademie leitet, ließ durch seine Anwälte mitteilen, dass diese Verhandlungen noch zu keinem Ergebnis geführt hätten. Nach Ansicht von Kennern der Theaterszene könnte der Vorstoß von Albrecht das Ziel haben, eine höhere Abfindung zu bekommen. Im Vorfeld wurde vermutet, dass es zwischen Albrecht und der Staatsoper zu "keiner guten Ehe" gekommen wäre. Die unterschiedlichen Auffassungen in der künftigen Führung des renommierten Münchner Nationaltheaters haben anscheinend dazu geführt, vorzeitig die "Bremse" zu ziehen.
Burgtheater-Intendant Bachler wurde in den Medien bereits tagelang als Alternative zu Albrecht gehandelt. Als der Wiener Theatermacher am Montagabend bei der Opernpremiere von "La Calisto" in München als Gast in der Intendantenloge saß, war die Sache so gut wie fix. "Auf den Tag genau drei Wochen nach dem \'Habemus papam\' auf dem Petersplatz in Rom können wir heute am Salvatorplatz verkünden: \'Habemus intendantem\'", so Goppel am Dienstag. Er würdigte den künftigen Münchner Intendanten als einen "der international profiliertesten Theaterleiter".
Bachler tritt die Nachfolge von Sir Peter Jonas an, der zusammen mit Musikchef Zubin Mehta im Sommer 2006 ausscheidet. Wegen seiner vertraglichen Verpflichtung in Wien bis 2009 wird Bachler erst 2008 die volle Verantwortung in München übernehmen. Von 2006 bis 2008 werde Bachler aber schon "intensiv in die Gestaltung der Interimszeit eingebunden", kündigte Goppel an. Bereits im Vorfeld wurde eine "Übergangslösung" kolportiert. Die Zeit zwischen 2006 und 2008 soll der neue Generalmusikdirektor Kent Nagano gemeinsam mit Mitgliedern der Operndirektion kommissarisch verantworten.
Bachler war in den vergangenen Jahren für viele Leitungsposten im Gespräch, etwa für die Nachfolge von Peter Ruzicka bei den Salzburger Festspielen. Immer wieder hatte er die fehlende kulturpolitische und budgetäre Anerkennung der Arbeit des Burgtheaters moniert und zuletzt im Februar erklärt: "Mein Vertrag läuft noch länger, als mir lieb ist." Bachlers Direktoren-Vertrag an der Burg lief zunächst bis 2005 und wurde bis 2009 verlängert. Am Donnerstag stellt Bachler in Wien seine Pläne für die Burgtheater-Spielzeit 2005/06 vor. Dabei wird er wohl auch zu seinen persönlichen Zukunftsplänen Stellung nehmen.
Quelle: orf.at