Body
Der Bandleader und Bassgitarrist Klaus Renft starb am 9. Oktober 2006. Renft ist eine Legende geworden und geblieben. Die von ihm gegründete Klaus-Renft-Combo schrieb deutsche Rockgeschichte, sie steht für ungebundenes Dasein, für kritische Texte, für Aufmucken gegen die offizielle Kulturpolitik und gesellschaftliche Erstarrung, für bodenständige Rockmusik ohne Schnörkel.
Ein Jahr vor der Ausbürgerung Wolf Biermanns – bereits im September 1975 wird die Gruppe Renft wegen „Beleidigung der Arbeiterklasse und Diffamierung der Staats- und Schutzorgane“ verboten. Klaus Renft erzählt von sich selbst: von seiner Karriere, von großen Erfolgen und vom Scheitern, von Träumen, Abgründen und Zweifeln, von den Schwierigkeiten mit der Bürokratie des Ostens und der Kälte des Westens, aber auch von den Konflikten zwischen den Band-Mitgliedern. Klaus Renft: sensibel, anarchisch, ein Leben im Rausch des Rock.Klaus "Jenni" Renft, 1942 am 30. Juni als Klaus Jentzsch in Jena geboren, in der Molkerei Gernewitz/Thüringen aufgewachsen, Grundschule, 1952: Umzug nach Leipzig, 1957: Schülerband „Kolibri“, 1958: Gründung der ersten nach dem Mädchennamen seiner Mutter benannten „Klaus-Renft-Combo“, 1962: Umbenennung in "Butlers", 1963: Facharbeiter als Möbeltischler, später Arbeit bei VEB Pianoforte, 1964: Auszeichnung für den Auftritt der "Butlers" beim Deutschlandtreffen der FDJ, 1965: Hochzeit, Sohn Christian geboren; AMIGA-LP „Big Beat II“ mit Titeln der „Butlers“, ab 21. Oktober unbefristetes Spielverbot, 1966: inoffizielle Auftritte in der Leipziger Nachtbar Intermezzo, 1967: Tochter Christiane geboren, 1971: erste Rundfunkproduktionen der Klaus-Renft-Combo, 1972: ehrenamtliches Mitglied der Arbeitsgruppe Jugendtanzmusik, 1973: erste LP bei AMIGA und Goldmedaille für das Programm "Zwischen Liebe und Zorn", 1974: 2. LP bei AMIGA, der Titel "Aber ich kanns nicht verstehen" für den DEFA-Film "Wie füttert man einen Esel" ist letzter offiziell produzierter Renft-Song in der DDR, 1975: 22. September - Verbot der Klaus-Renft-Combo; Beschwerde an den Kultusminister; heimliche Aufnahmen für die 3. LP „Variationen der Einsamkeit“, 30. September - Antrag auf Eheschließung mit seiner griechischen Partnerin, Ende Oktober Entziehung der Zulassung durch das Kulturministerium; Besuch bei Robert Havemann; im Dezember erscheint Artikel im "Spiegel" und eine Sendung im RIAS; am 8. Dezember persönliche Abgabe eines Briefes an E. Honecker, 1976: zweite Ehe (bis 1988); am 15. Januar Vorladung durch den Rat des Bezirkes Leipzig; im April Antrag auf Ausreise nach Griechenland, die am 30. Mai nach Westberlin erfolgt, redaktionelle Tätigkeit beim RIAS, erfolglose Gründung der Band „Windminister“, ab 1981 Inspizient und Tonmeister am Renaissance-Theater, 1981: am 20. Juli Entlassung aus der DDR-Staatsbürgerschaft, 1982: Sohn Benjamin wird geboren, 1989: Am 9. Oktober wird nach 14 Jahren Verbots wieder ein Renft-Titel bei DT 64 gespielt, 1990: Renft-Comeback im Leipziger "Haus Auensee", 1994: Tochter Marie Luise wird geboren; eine Bassgitarre Renfts wird an das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland übergeben, 1996: Album "Renft - Die schönsten Balladen", 1997: im Oktober erscheint "Zwischen Liebe und Zorn. Die Autobiografie.", 1998: bei "40 Jahre Klaus-Renft-Combo" in Berlin und Leipzig steht die legendäre 70er Jahre-Besetzung erstmalig wieder zusammen auf der Bühne; Buchpublikation: "Nach der Schlacht. Die Renft-Story, von der Band selbst erzählt.", 1999: erscheint das Album „Als ob nichts gewesen wär", in Löhma bei Schleiz, wo sich Klaus Renft das Pfarrhaus ausgebaut hat, feiert er 2002 zusammen mit der Band seinen 60. Geburtstag, 2003: Raritäten-CD und Interview-DVD „Unbequem woll’n wir sein“, 2005: „Ein Leben mit dem Rock’n’Roll“ erscheint als Hörbuch bei Marktkram (BuschFunk).
Programmtipp:
MDR FIGARO; Donnerstag, 12.10.2006 / 22.00 Uhr:
KLAUS RENFT - EIN LEBEN MIT DEM ROCK ’N’ ROLL
Mitschnitt einer öffentlichen Lesung am 23. April 2005
in der BStU (Gauck - Behörde) Außenstelle Leipzig
in einer Bearbeitung von Bodo Strecke
Redaktion und Regie: Matthias Thalheim
Dauer: 60’00 / URSENDUNG
Produktion: MDR 2005
Quelle: MDR Figaro
Livestream unter: http://www.mdr.de/mdr-figaro